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Im Land des Falkengottes. Echnaton

Im Land des Falkengottes. Echnaton

Titel: Im Land des Falkengottes. Echnaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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lachte, tanzte und scherzte? Es war schon spät, und gewiss würde es nicht mehr lange dauern, und die Amseln würden mit ihrem durchdringenden Gezeter die Nachtigall zum Schweigen bringen, aber mir war jetzt danach, Kija einen Brief zu schreiben. Papyrus, Farbe und Schreibbinse hatte ich schnell zur Hand, und auch ein Becher des guten syrischen Weins fand sich. Ich schrieb ihr, dass ich sie im Audienzhof gesehen hatte und wie sehr mich ihre Schönheit wieder verwirrt hätte. Ich entführte sie in meinem Brief wieder in ein weit entferntes Land, an die Gestade von Mykene und Troja, die ich selbst noch nie gesehen hatte. Ich ließ vor meinen Augen einen herrlichen Palast entstehen, mit leuchtend rot gestrichenen Säulen vor dessen Eingang. Ich schrieb von dem Ausblick auf das weite, tosende Meer zu unseren Füßen, von Blumen und Sträuchern, die es bei uns nicht gab, und davon, was alles ich Aton zum Opfer bringen würde, wenn er dies Wirklichkeit werden ließ. Meinen Brief schloss ichmit den Worten: «Doch so bleibt mir zuletzt nur, in Gedanken zärtlich deine Stirn zu küssen. Eje.»
    Ich wollte sie wiedersehen, und es musste einen Weg geben, wie wir zueinander finden konnten. Wenn ich auch nicht wusste, welche Lebenszeit mir noch beschieden war, doch die Einsamkeit, in der ich hier lebte, wollte ich nicht länger hinnehmen. Noch an diesem Morgen, in aller Heimlichkeit, würde Kija meinen Brief in Händen halten.
     
    Die Festtage flogen zwischen den großen Ereignissen nur so dahin. Morgens fuhren die beiden Herrscher und ihre Kinder auf ihren Prunkwagen zum Gempa-Aton, priesen dort Aton und brachten ihm reiche Opfer dar. Dann fuhren sie zum Stadtpalast, um sich die Bitten und auch die Klagen der ausländischen, vor allem der syrischen Abgesandten anzuhören. In dieser Zeit hörte man erstmals von einer zunehmenden Furcht der Mitanni und seiner Nachbarn vor den mächtiger werdenden Hethitern. Immer mehr bedrängten diese die Vasallen und Freunde Ägyptens und Mitannis, abtrünnig zu werden und ihrem König Suppiluliuma zu folgen. Dessen Vorfahren, Arnuwanda und die beiden Tutchalija, hatten die Vorherrschaft der Pharaonen im westlichen und südlichen Syrien bedingungslos anerkannt, denn es fehlten ihnen noch Macht und Stärke, sich gegen Ägypten aufzulehnen. Damals maßen die Pharaonen ihre Kräfte noch mit den Mitanni. Es war Thutmosis, der erste Herrscher dieses Namens und Vater der Hatschepsut, welcher am Euphrat an der Grenze zum Reich der Mitanni eine Stele errichtete, auf welcher es hieß:
    «Dann fuhr Meine Majestät bis an die Enden Asiens. Ich ließ viele Lastschiffe aus Zedernholz zimmern auf den Bergen des Libanon in Gegenwart der Göttin von Byblos, die dann auf Wagen gelegt wurden, und Rinder zogen sie. Sie fuhren vor Meiner Majestät, um jenen großen Fluss zu überqueren, der zwischen Syrien und Mitanni liegt und welcher der Euphrat ist. Ägyptenhat jetzt keine Feinde mehr im Süden, wie einst das elende Kusch, und die Nordländer kommen in gebeugter Haltung vor meine Macht. Re selbst ist es, der mir sie anbefiehlt. Ich habe alles, was mein Auge umkreist, nunmehr zusammengefasst.»
    Seit dieser Zeit teilten sich Ägypten und Mitanni die Herrschaft über die syrischen Staaten, doch nun schien es, dass der König aus der fernen Bergstadt Hattuscha mehr und mehr seinen Machtanspruch geltend machte. So hörten sich Echnaton und Semenchkare die Klagen der syrischen Fürsten über Suppiluliuma an. Teje und Haremhab waren es, die zur Vorsicht mahnten und Echnaton zu einem frühen Eingreifen drängten, um die Hethiter schon möglichst früh in ihre Grenzen zurückzuweisen. Aber Echnaton schenkte ihren Warnungen kein Gehör. Er sprach von der Liebe, die alle Menschen miteinander verband, und dass es der Wille seines Vaters Aton wäre, in Frieden miteinander zu leben.
    Die Klagen der Abgesandten vermochten die Freude des Hofes an den Festlichkeiten nicht zu trüben. Abend für Abend erstrahlten in den Palästen und ihren Höfen zu Tausenden die Kerzen, Öllampen und Fackeln, tanzten Mädchen und Jünglinge aus allen Ländern der Erde ihre wilden oder sinnlich-aufreizenden Tänze, aßen die Menschen vom Tisch Pharaos, bis sie nicht mehr konnten, es wurde getrunken, gesungen und geliebt.
    Ich wartete auch diesmal vergebens darauf, von Kija eine Antwort auf meinen Brief zu erhalten. Sie schwieg, und trotz des Durcheinanders, das während all der Festtage in Achet-Aton herrschte, ergab sich keine Gelegenheit,

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