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Im Land des Falkengottes. Echnaton

Im Land des Falkengottes. Echnaton

Titel: Im Land des Falkengottes. Echnaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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begleitete die ganze königliche Familie hinaus zu den beiden tief in den Nil hineinragenden Anlegestellen des Palastes. Am Ende eines der beiden Landungsstege, unter einem aus Sandstein errichteten Baldachin, ließ sich das Herrscherpaar noch einmal nieder, damit sich die Großen der Beiden Länder, die nicht mit nach Waset gingen, von ihrer Königin verabschiedeten. Ein jeder von ihnen beteuerte seine Ergebenheit, und keiner von ihnen schämte sich, sein angebliches Bedauern darüber kundzutun, Semenchkare leider nicht nach Waset folgen zu können. In Wirklichkeit fürchteten sie alle nur um ihr Leben, da sie ahnten, wie gefährlich Nofretete inmitten der ihr feindlich gesonnenen Amunpriesterschaft leben würde.
    «Du weißt, dass ich mich stets lieber in Waset aufgehalten habe als hier. Doch zum ersten Mal beneide ich dich nicht darum, dass du nach Waset fährst», sagte ich deshalb als Letzter in der Reihe bewusst laut und deutlich, damit sie es alle hörten.
    «Nur einen einzigen väterlichen Rat möchte ich dir mit auf deinen Weg geben: Wage in Waset nicht einen einzigen Schritt außerhalb der Palastmauern, ohne dass Turi davon unterrichtet ist.»
    Ich sah dem Gesicht meiner Tochter deutlich an, dass ihr schon diese wenigen mahnenden Worte zu viel des Guten waren und beließ es deswegen dabei.
    «Wir werden uns bald wiedersehen, Vater. Sorge dich nicht um mich. Ich kenne Waset so gut wie du. Ich bin dort groß geworden.»
    Der Spott in ihren Worten verletzte mich ein wenig, und vielleicht lag es auch daran und nicht allein am Abschiedsschmerz, dass ich sie jetzt fast flüchtig umarmte, um ihr, Echnaton und den Prinzessinnen den Weg zum Schiff freizugeben.
    Mit einer letzten liebevollen Umarmung verabschiedete sie sich dort von ihrem Gemahl und den zwei ältesten Prinzessinnen, nahmen Echnaton, Meritaton und Maketaton von den vier kleinen Mädchen tränenreich Abschied und verließen zaghaftdas Schiff. Trommelwirbel ertönten, während der vergoldete Holzsteg vom Schiff weggezogen und an Land geholt und die Barke mit langen Stangen von der Mauer des Landungsstegs in den Fluss hineingeschoben wurde. Dann gingen die Ruder zu Wasser, und es brauchte nur zehn, zwölf kräftige Schläge, bis das Schiff in volle Fahrt kam und umringt von zwanzig anderen Barken der königlichen Flotte nach Süden davonfuhr.
    Wir alle bewegten uns nicht von der Stelle. Unsere Blicke blieben so lange auf die Schiffe geheftet, bis das letzte von ihnen hinter der Biegung, die der Nil nach Südosten zu machte, verschwunden war.
    Echnatons Lippen bewegten sich nur ein wenig, sodass man es kaum merkte, wie er ein Gebet sprach und seinen Vater Aton um Beistand für Nofretete anflehte.
    Schweigend verließen wir den Landungssteg, und schweigend kehrten wir in unsere Paläste zurück, ein jeder für sich, denn Echnaton wollte, ebenso wie ich, an diesem Tag der Trennung niemand außer den verbliebenen Kindern um sich haben.
    Ich habe oft darüber nachgedacht, was Echnaton an diesem Tag gefühlt haben mag. Den Weggang Nofretetes hätte Echnaton noch vor wenigen Jahren wohl kaum zugelassen. Auch ich hatte ihre Liebe immer für so innig gehalten, dass für mich eine Trennung unvorstellbar schien. Aber ging Nofretete nicht auch deshalb als Semenchkare nach Waset, weil sie ihren Gemahl unverändert liebte, sie fühlte, dass er seine Liebe zu Aton über seine Liebe zu ihr stellte? Oder kam sie ihm etwa nur zuvor, weil sie Angst davor hatte, er würde es ihr ins Gesicht sagen und sie darum bitten, für ihn nach Süden zu ziehen? Wie geheimnisvoll waren diese beiden Menschen nach so vielen Jahren des gemeinsamen Zusammenlebens selbst für mich noch geblieben!

ELF
    Die Welt entsteht auf deinen Wink,
    wie du sie geschaffen hast.
    Gehst du auf, so leben sie alle,
    gehst du unter, so sterben sie.
     
    E chnaton hatte einen Weg gefunden, die Beiden Länder zu befrieden, ohne dass er Achet-Aton verlassen musste. Ich war überrascht, wie er schon wenige Tage nach dem Weggang Nofretetes zu seiner gewohnten Lebensweise zurückfand. Jeden Morgen fuhr er mit Meritaton, die jetzt förmlich seine Große königliche Gemahlin war, den gewohnten Weg vom Nordpalast in das Gempa-Aton und von dort in den Stadtpalast. Die junge Königin genoss es, an der Seite ihres Vaters bestaunt und bejubelt zu werden, und ich war immer wieder erstaunt darüber, dass sie mit derselben Würde, wie ihre Mutter sie gezeigt hatte, das Amt an der Seite ihres Vaters wahrnahm.
    Die Klagen der

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