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Im Land des Falkengottes. Echnaton

Im Land des Falkengottes. Echnaton

Titel: Im Land des Falkengottes. Echnaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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euch beiden Einvernehmen herrscht, hast du wahrscheinlich eher an die Eltern gedacht.»
    Amenophis spitzte die Lippen und nickte zustimmend.
    «Wäre dein Vater – er lebe, sei heil und gesund – nicht der Herr der Beiden Länder, müsstest du deine Frage in der Tat vielleicht zuerst an mich richten und mir erklären, durch welche Geschenke du meine Zustimmung zu erhalten erhoffst. Jedoch ist dein Vater zu unser aller Segen Pharao dieses Landes, und deswegen ist die Frage zuerst an ihn zu richten, wäre, ja wäre da nicht deine Mutter. Da sie auch meine Schwester ist, und weil ich sie von uns allen am längsten kenne, bin ich mir sicher, dass sie die Richtige ist.»
    «Ich kann dir zwar folgen, Eje, aber du musst mir das dennoch genauer erklären», sagte der Prinz, und ich war mir sicher, dass er sich nur einen Spaß machte. Ich ging aber gern darauf ein.
    «Väter sind bei der Frage nach der geeigneten Schwiegertochter meist völlig kritiklos, wenn das junge Mädchen die alles entscheidende Prüfung bestanden hat, und das sind die ersten Augenblicke der ersten Begegnung. Binnen weniger Wimpernschläge wird wie bei einem Rekrutenanwärter seine äußere Erscheinung gemustert, wobei sich sein Gegenüber unbewusst in das Alter des eigenen Sohnes zurückversetzt fühlt. Entspricht das weitere Verhalten des Mädchens während der nächsten zwanzig Wimpernschläge den Erwartungen des soeben wieder jung gewordenen Vaters, hat sie endgültig gewonnen. Kurz: Sie muss ihm nur das Gefühl vermitteln, dass sie sich schon längst für ihn entschieden hätte, wäre er nicht schon verheiratet. Glaubt mir das!»
    Amenophis und Nafteta nahmen sich bei der Hand und fanden an meinen Ausführungen sichtlich Gefallen. Ich trank einen Schluck Wein.
    «Mütter sind da ganz anders! Söhne gehören grundsätzlich zum Hausrat einer Mutter. Nur sie weiß, was er gerne isst, nur sie merkt, wenn er krank wird, auch wenn er es selbst noch gar nicht weiß, und nur sie weiß deswegen auch, welche Frau dieRichtige für ihn ist. Das Äußere einer Heiratsanwärterin ist deswegen für eine Mutter ohne Belang. Im Gegenteil: Ein allzu schönes Mädchen steht leicht im Verdacht, mehr an sich selbst zu denken als an ihren künftigen Mann. Und wer weiß, welche Männer noch wegen ihrer Schönheit Gefallen an ihr finden! Eine Mutter kann nur durch unverzüglich einsetzenden Eifer und durch Bewunderung des tadellos geführten Haushalts überzeugt werden. Kann das Mädchen dann auch noch auf den ersten Blick einschätzen, wie viele Fäden in etwa in einem Webstuhl eingezogen sind, ist sie schon so gut wie verheiratet.»
    Amenophis und Nafteta schüttelten ungläubig die Köpfe, denn sie hatten kaum damit gerechnet, dass ich mich derart über meine Schwester Teje lustig machen würde. Zuletzt versicherte ich Amenophis, dass er gut daran täte, zuerst seine Mutter Teje vertraulich in das Vorhaben einzuweihen, um anschließend beide Eltern in aller Form um ihr Einverständnis zu bitten.
    Offenbar hatte der Prinz nicht lange gezögert, meinen Rat in die Tat umzusetzen, denn bereits drei Tage später bat mich Teje darum, sie in ihrem Palast aufzusuchen.
    Ich stand sehr früh am Morgen auf, um mich in aller Ruhe auf den Besuch bei meiner Schwester vorzubereiten. Ich badete und ließ mich massieren. Mein Leibdiener kürzte die Augenbrauen, entfernte einzelne, unansehnliche Haare an den Ohren und der Nase und schnitt mein Haupthaar zurecht. Zuletzt zog er mit beiden Zeigefingern um die Augenlider vollkommene, dunkelgrüne Linien, die kurz vor den Ohren endeten. Danach sah ich lange in den Spiegel, den man mir entgegenhielt. Ja, ich sah in ein gepflegtes Gesicht, aber es war alt geworden. Rechts und links neben der Nasenwurzel fielen mir zwei tiefe, senkrechte Falten auf, und darüber lagen quer auf der ganzen Breite meiner Stirn drei tiefe Furchen, die aber erst dann bedrohlich wirkten, wenn ich die Augenbrauen nach oben zog. Auch die Falten um die Augen herum waren nicht mehr zu übersehen, selbst dann, wenn viele unter der dunkelgrünen Schminke verschwanden.Meine Haare waren nicht mehr von so gleichmäßig dunkelbrauner Farbe wie noch vor wenigen Jahren. Die weißen Spitzen an den Schläfen lassen sich entfernen, aber im Übrigen mischte sich immer hartnäckiger ein graues oder weißes Haar nach dem anderen dazwischen.
    «So sieht also ein Mann von vierzig Jahren aus», dachte ich bei mir, und auch die blauen Augen mit ihrem dunklen Rand, die ich jetzt starr

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