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Im Land des Falkengottes. Echnaton

Im Land des Falkengottes. Echnaton

Titel: Im Land des Falkengottes. Echnaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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Gemahlin dieses gottgleichen Herrschers war. Teje wollte nicht zulassen, dass der Ruhm der königlichen Familie unter der Herrschaft ihres Sohnes Schaden nehmen oder gar verblassen würde. Deshalb, und nur deshalb bedurfte es für den jungen Amenophis einer Großen königlichen Gemahlin, die ebenso stark war wie Teje und die bereit war, so einflussreich, so mächtig zu werden wie sie.
    «Nafteta wird deinen Ansprüchen gerecht werden», beruhigteich meine Schwester. «Sie kennt Amenophis, und sie kennt seine Schwächen. Du und ich, wir werden noch genug Zeit haben, sie auf das, was sie erwartet, vorzubereiten. Sie wird uns nicht enttäuschen.»
    Ich weiß nicht, ob Teje meinen Worten Glauben schenkte oder gar von ihnen überzeugt war. An ihrem Gesichtsausdruck hatte sich jedenfalls nichts geändert. Ich umarmte sie wieder, als ich mich von ihr verabschiedete, und ich spürte, wie ihre kleinen, zarten Hände meine Arme fest umgriffen, so als wollte sie mich nochmals von ihrer Kraft, ihrer unvorstellbaren Willenskraft überzeugen.
    «Dann geschehe es, wie mein Sohn es sich wünscht», sagte sie leise.
    «Sie werden ihr Glück finden, Teje», erwiderte ich wie zur Bekräftigung ihres Entschlusses, der Heirat zuzustimmen.
    «Mögen die Beiden Länder mit ihnen ihr Glück finden, Eje!»
    Dann klatschte sie in die Hände, und augenblicklich erschien ihr Hofstaat, um mich gebührend zu verabschieden. Wieder verneigte ich mich tief vor der Großen königlichen Gemahlin und verließ schweigend den Palast der leuchtenden Sonne. Ich glaube, mein Gesichtsausdruck war eher nachdenklich als zufrieden. Dass sich Teje einer Heirat ihres Sohnes mit Nafteta nicht entgegenstellen würde, stimmte mich einerseits fröhlich, sodass ich am liebsten ein Liebeslied angestimmt hätte. Tejes Sorgen an der Seite meines Freundes machten mich aber traurig, ja sie beunruhigten mich sehr. Ich wusste, dass sie auf mich zählte, auch wenn sie mich nie förmlich um meine Unterstützung bitten würde. Das verbat ihr der ihr schon immer eigene Stolz.
     
    Als ich am frühen Nachmittag in meinen Palast in Waset zurückkehrte, und mein Wagenlenker in den Kiesweg, welcher zu unserer Gartenterrasse führte, einbog, sah ich schon von weitem, wie mir Ti, Nafteta und Mutnedjemet fröhlich zuwinkten. Ich sah in erwartungsvolle Gesichter, als ich die Terrasse betrat,um sie alle zur Begrüßung zu küssen. Und ich sah schließlich das glücklichste Gesicht dieser Welt, nachdem ich Nafteta von der Zustimmung meiner Schwester zur Heirat mit Prinz Amenophis berichtet hatte. Sie sprang auf, lief zu mir und umarmte mich so fest wie noch nie. Tränen des Glücks und unendlicher Freude rannen über ihre roten Wangen.
    Dann hielt sie mein Gesicht fest in ihren Händen, küsste mich auf die Stirn und sagte ganz leise: «Ich danke dir so sehr!»
    Auch Ti und Mutnedjemet weinten vor Rührung und Freude, und mein ausführlicher Bericht von der Begegnung mit meiner Schwester fiel heiterer aus, als es das Gespräch in Wirklichkeit gewesen war.
    Gegen Abend erschien auch Prinz Amenophis, und nachdem ich auch ihm das Ergebnis meines Besuches mitgeteilt hatte, endete dieser Tag in einer sehr ausgelassenen Feier.
     
    Ein Bote kündigte die Rückkehr des Wesirs Ptahmose an, als der Prinz und ich gerade die Aufzeichnungen der königlichen Getreidebestände von Waset durchsahen. Sie waren tadellos geführt, und einzelne unangekündigte Überprüfungen zeigten, dass nicht ein Scheffel fehlte.
    «Weißt Du etwas über das Untersuchungsergebnis?», fragte Prinz Amenophis den Offizier, der mit gesenktem Haupt und in gebührendem Abstand vor uns stand. Er atmete schwer, teils wegen der Anstrengung der zurückliegenden Reise, teils vor Aufregung, und so sagte er in knappen, geradezu gehechelten Worten: «Nein, mein Prinz. Man hat mir weiter nichts gesagt.»
    So mussten wir uns bis zum nächsten Tag gedulden. Ich spürte an meinem Schüler eine Unruhe und Aufgeregtheit, die ich an ihm nicht kannte. Die Frage, ob der Wesir Recht behalten hatte oder nicht, berührte ihn dabei nicht im mindesten. Er wollte nur wissen, ob Aper-el tatsächlich Schuld auf sich geladen hatte oder nicht.
    Nimuria hatte bestimmt, dass der Wesir Ptahmose das Untersuchungsergebnisim Rahmen einer großen Audienz bekannt gab. Er selbst saß zwischen dem jungen Amenophis und Teje auf seinem Thron aus Elektron und trug die Doppelkrone Ober- und Unterägyptens, für alle das Zeichen, dass er der Herr Beider Länder war.

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