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Im Land des Falkengottes. Echnaton

Im Land des Falkengottes. Echnaton

Titel: Im Land des Falkengottes. Echnaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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Abbild des Widders auf der rechten Schulter des Mädchens.
    «Ist das ein Zeichen der Tempeltänzerinnen?», fragte ich ihn.
    «Das kann ich dir vielleicht in ein paar Tagen sagen. Aber komm mit. Ich zeige dir etwas.»
    Schweigend gingen wir aus seinem Zimmer, durchquerten einige Säulengänge des Polizeigebäudes und gelangten schließlich in einen kleinen schattigen Hof, in dessen Mitte ein steinerner Tisch stand, wie ihn die Balsamierer benützten. Darauf lag unter einem Leinentuch ein lebloser Körper.
    Turi zog das Tuch zur Seite und sagte: «Könnte das deine Isis sein?»
    Entsetzt sah ich Turi an und brachte kein Wort heraus. Sie war es. Ja, es war Isis, dieses junge und schöne Mädchen. Ich nickte stumm.
    «Dreht sie um», befahl Turi zwei Dienern, die dort zu tun hatten. Das Bild des Widderkopfes war verschwunden, denn man hatte an jener Stelle ein ganzes Stück Haut und Fleisch aus ihrer Schulter herausgeschnitten, wo sie vorher das Symbol ihres Gottes trug.
    «Da war es», stammelte ich und zeigte auf die grausige Stelle.
    «Sie wurde bei Tagesanbruch gefunden. Vor dem großen Torturm am westlichen Ausgang des Amun-Tempels. Ich glaube, du hast gut daran getan, zu mir zu kommen, Eje.»
    Die beiden Diener drehten den leblosen Körper wieder um, und ein letztes Mal sah ich in die schwarzen Augen des Mädchens, bevor ich ihr als letzten Dienst die Augenlider schloss. Dann bedeckte das weiße Leinen den Körper der Toten.
    Da lag also Isis, die so viel Spaß am Leben gehabt hatte, die verlockend war, wie die Göttin, deren Namen sie trug, die mich beinahe um den Verstand gebracht hatte. Wie elend waren doch diese Menschen, die dieses arme Mädchen benutzt und dann von einem Turm hinabgeworfen hatten wie einen Haufen Dreck! Ich würde die Mörder ausfindig machen! Irgendwann, und wenn ich dazu hundert Jahre alt werden musste. Das hatte ich mir schon nach dem Tod Anens geschworen. Jetzt wiederholte ich diesen Schwur.
    «Gib ihr wenigstens ein anständiges Begräbnis und sage mir, was du dafür bekommst. Sie hat es nicht verdient, im Wüstensand verscharrt zu werden», sagte ich zu Turi, als wir den Hof wieder verließen.
    «Vielleicht wollte sie dich umbringen, Eje! Und du willst sie in Ehren beisetzen lassen?»
    «Turi», sagte ich, und ich blieb jetzt stehen. «Wenn sie es gewollt hätte, dann hätte sie es zweimal tun können, und ihre Aussicht, nicht gefasst zu werden, war gar nicht schlecht. Vermutlichmusste sie sterben, weil sie mich nicht getötet hatte. Vielleicht sollte sie mich aber auch nur ausspionieren, und ihr Bericht war ihren Auftraggebern zu dürftig. Weißt du es? Vielleicht war auch nur beabsichtigt, dass ich beim Ehebruch ertappt würde und so beim Guten Gott, er lebe, sei heil und gesund, in Ungnade fallen oder auch nur erpressbar würde. Ich weiß es nicht.»
    «Wer es wissen könnte, sind die beiden Mädchen, die gemeinsam mit dieser Isis in deinen Palast kamen», gab Turi zu bedenken, doch mir missfiel der Unterton, in welchem er von «dieser Isis» sprach.
    «Aber wenn sie irgendetwas mit einem Verbrechen zu tun haben, dann sind sie vermutlich schon weg», fügte er hinzu und gab somit die Hoffnung, die Wahrheit herauszufinden, wieder auf.
    «Ich fürchte, es hat keinen Sinn, Turi. Wir werden hier ebenso wenig die Wahrheit herausbekommen wie beim Tod von Anen und Prinz Thutmosis. Ich werde künftig jeden Bediensteten persönlich in Augenschein nehmen, ehe ich ihn bei mir einstelle», sagte ich spöttisch.
    «Du solltest vielleicht nicht gleich jede Musikantin an dich heranlassen, auch wenn sie erst achtzehn ist. Sie könnte deine Tochter sein.»
    «Du musst mich nicht belehren, Turi. Sie könnte auch deine Enkelin sein, und ich bin mir sicher, auch dir hätte der Schweiß auf der Stirn gestanden, hättest du sie so angetroffen, wie ich es tat. Du hast aber im Übrigen Recht. Ich sollte vorsichtiger sein.»
    Wir hatten zwischenzeitlich das Arbeitszimmer Turis erreicht und setzten uns wieder. Wir sprachen jetzt von den Feiern der letzten Tage und davon, wann wohl der Prinz zum Mitregenten ernannt werden würde. Ich wusste es genau, doch einige von Turis Bemerkungen hatten mich geärgert, und darum musste er von mir nicht alles wissen.
    Bevor ich ihn verließ, bat ich ihn dennoch um einen Gefallen: «Ich denke, der Tod dieses Mädchens ist zu unbedeutend,dass Maat nicht darunter leidet, wenn Pharao nichts von alledem erfährt.»
    Turi legte seine Hand auf meine Schulter und lächelte das

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