Im Land des Falkengottes. Echnaton
unbedeutenden Gottheiten dieses Landes. Re in On nennt gerade elftausend Menschen und vierzigtausend Tiere, und Ptah in Men-nefer sogar nur dreitausend Menschen und zehntausend Tiere sein Eigen. Hat Euch das jemals Furcht eingejagt und auf Eurer Stirn Sorgenfalten verursacht? Lasst meinem Sohn sein Gempa-Aton, und nehmt Euch ein Beispiel an dem großzügigen Geschenk meiner Tochter Sitamun! Nicht einen Deben Gold verlangt sie von ihrem Bruder, damit ich im Tempel des Aton ein würdiges Sedfest begehen kann. Und wie verschwindend klein ist der übrige Besitz der Prinzessin im Vergleich zu Eurer Domäne?»
Amenophis war noch immer sehr freundlich und höflich, und so sehr ich mir auch Mühe gab, ich hörte aus den Reihen der Priester keinerlei böse Bemerkung.
«Könnte es sein», sagte jetzt der Priester Ramose in einem etwas bestimmteren Ton, «könnte es sein, dass wir uns nicht verstanden haben, Guter Gott? Ich sagte eingangs, dass wir die Befürchtung haben, die Errichtung des Gempa-Aton könnte nur der Anfang einer für uns ungedeihlichen Entwicklung sein.»
Aller Hass lag in dem Wort Gempa-Aton und Ramose spuckte das «P» und das «T» geradezu aus wie bittere Galle, als er den Namen des Heiligtums aussprach. Jetzt waren auch die anderensoweit, aufzubegehren, denn ich hörte, wie sie, leise erst wie die Schlangen, zu wispern begannen, zu züngeln und zu zischen.
«Er hat uns ja noch nie verstanden», fauchte einer leise mit gesenktem Haupt, damit man die Bewegungen seiner Lippen nicht sehen konnte und der, welcher angesprochen wurde, erwiderte ihm: «Aber wahrscheinlich ist der Junge noch schlimmer als der Alte!»
«Es ist zu befürchten», zischte ein Dritter.
Alles, was ich zu hören bekam, gab ich sofort leise flüsternd an Ameni weiter. Sie sahen es zwar wie immer, doch niemand, niemand in den Beiden Ländern wusste, was es war, was ich seit nahezu zwanzig Jahren meinem Herrscher ins Ohr flüsterte, wenn ich bei Audienzen neben ihm stand. Alle, die es je bemerkten, mochten es für Hinweise, Ratschläge oder böse Bemerkungen meinerseits gehalten haben. Aber nein! Es waren immer nur die Gemeinheiten, die sie vor sich hin flüsterten und von welchen sie nie geglaubt hätten, dass sie so schnell an Pharaos Ohr drangen.
Gewiss, Ameni war entsetzt und wütend, aber wie immer passte er den rechten Augenblick ab, ehe er mit einer entsprechenden Bemerkung zurückschlug.
Dann sagte er zu Ramose: «Ich vernahm Deine Bedenken, Ramose. Du musst mir nicht unterstellen, dass ich Dir nicht zugehört hätte. So viel Anstand besitze ich gewiss noch. Gebt meinem Sohn, was er begehrt, und er wird zufrieden sein. Er wird Aton ein Heiligtum errichten und mit mir das Sedfest feiern. Diese Absicht ist ehrenvoll und nichts Anrüchiges. Dann ist er seinen Pflichten als Herrscher nachgekommen, und ich bin mir sicher, dass er auch Amun, meinen verborgenen Vater, eines Tages angemessen bedenken wird.»
«Majestät», versuchte Ramose erneut das Wort zu ergreifen, doch als ich Ameni zuflüsterte: «einen starrköpfigen alten Mann nennen sie dich», duldete Nimuria keinen Widerspruch mehr.
«Ramose! Ihr habt genau drei Tage Zeit, meinem Sohn einegroßzügige Schenkung zu machen. Vor vielen Jahren musste ich Euch schon einmal daran erinnern, dass Ihr nicht die Eigentümer, sondern nur die Sachwalter dessen seid, was Pharao gehört. Die Schenkung, die ich mit königlichem Befehl meinem Sohn und seinem von ihm besonders verehrten Gott machen würde, fiele bedeutend größer aus als das Wenige, was er von Euch erhofft. So sei es, und so werde es geschrieben. Ihr dürft Euch entfernen!»
Die Priester verneigten sich tief, und ich hörte deutlich, so deutlich, als sagte man es mir ins Gesicht, wie einer von ihnen zischte: «Zur Hölle mit diesem Aton und allen, die ihn verehren!» Drei Wimpernschläge später hörte es Ameni.
Nimuria erhob sich und brüllte in den Saal, ja wie ein Löwe brüllte er mit lauter Stimme: «Wir werden sehen, wer von uns zur Hölle gehen wird! Nehmt Euch in Acht, Priester, wie Ihr über Euren Herrscher denkt!»
Ramose richtete sich als Erster wieder auf und sah Nimuria kreidebleich und starren Auges an. Er musste die boshafte Bemerkung seines Priesters gehört haben, denn jener stand unmittelbar hinter ihm.
Ameni fuhr fort: «Ich blicke tiefer in Eure Herzen als Ihr denkt! Ihr solltet Euch schämen, als Diener meines Vaters Amun mit so bösen, so maßlos bösen Gedanken vor den Thron Meiner Majestät
Weitere Kostenlose Bücher