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Im Land des Falkengottes. Echnaton

Im Land des Falkengottes. Echnaton

Titel: Im Land des Falkengottes. Echnaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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aber keine Reise im geheimen Auftrag und auf einem Kriegsschiff, sondern Waen-Re befehligte eine stattliche königliche Flotte aus vierzehn Schiffen.
    Am späten Nachmittag, als der Südwind einsetzte, legte die Flotte im Hafen von Waset ab. Auch Nimuria und Teje waren gekommen, um gemeinsam mit dem Wesir und anderen Großen des Reiches ihren Sohn und seine Große königliche Gemahlin zu verabschieden. Für den jungen Pharao wurde wieder die Barke seines Großvaters Thutmosis hergerichtet, denn Nimuria zierte sich, sein Schiff «Erschienen in Wahrheit» seinem Sohn zu überlassen, sodass Waen-Re lieber gleich auf die alte Barke zurückgriff.
    Es war beruhigend für die Menschen von Waset, dass sie mit lautem Jubel den einen Herrscher verabschiedeten und dennoch wussten, dass Maat, unsere göttliche Ordnung, regierte, weil der andere Herrscher bei ihnen blieb und sie nicht allein zurückgelassen wurden.
    Es schien eine besondere Wirkung dieses Schiffes zu sein, dass wir uns schon nach kurzer Zeit unter dem Sonnensegel an seinem Bug versammelten und den kühlen Wind und die herrliche Aussicht auf die Stadt, die Landschaft und die Dörfer, an welchen wir ganz allmählich vorüberglitten, schweigend genossen. Immer wieder flogen neben uns gewaltige Schwärme von Wasservögeln auf, glitten Krokodile, die sich der Gefahren, die von Schiffen ausgehen konnten, durchaus bewusst zu sein schienen, aus Vorsicht ins trübe Wasser und rissen die Flusspferde ihre riesigen Mäuler auf, um uns ihre schrecklichen Zähnen zu zeigen, wenn sie sich oder ihre Jungen einer Bedrohung ausgesetzt fühlten.
    Re zählte bereits die letzten Stunden des Tages und tauchtedas Ostufer des Flusses, seine Tiere und alle Pflanzen in ein wohlig-warmes, rot-goldenes Licht. Die Wipfel der Palmen schienen jetzt zu glühen, die weiß getünchten Häuser selbst der einfachen Bauern verwandelten sich in goldene Schreine, und die Menschen spürten, dass es Zeit wurde, den Blick nach Westen zu wenden. Denn dort versank in wenigen Augenblicken der mächtige Sonnengott, der gerade noch wie flüssiges Gold gestrahlt hatte, als gewaltige rote Scheibe hinter dem westlichen Gebirge. Erst jetzt wurden wir gesprächiger, erheiterten uns mit alten Geschichten und ließen uns Speisen und Wein servieren.
    In wenigen Tagen erreichten wir die nördliche Hauptstadt, das altehrwürdige Men-nefer, das vor so vielen hundert Jahren der Mittelpunkt des Alten Reiches war. Die Stadt des Schöpfergottes Ptah war reich geschmückt, denn es war die erste Reise, die der junge Herrscher nach seiner Krönung hierher unternahm. Der Hafenbereich quoll von Menschen über, da jeder den jungen Pharao sehen wollte, und so dauerte es auch länger als sonst, bis wir den Tempel des Ptah und danach den königlichen Palast erreicht hatten.
    Schon am dritten Tag unseres Aufenthaltes, nachdem alle Großen Unterägyptens vor Pharao erschienen waren, das Herrscherpaar zwei prächtigen Festen ihren Glanz verliehen hatte und so der alten Hauptstadt alle Ehre erwiesen war, fuhren Amenophis, Nofretete und ich nach On in das Sonnenheiligtum des Re, während Ti mit Prinzessin Meritaton und Mutnedjemet im Palast von Men-nefer zurückblieb.
    Hier in On war man sich sehr wohl der Ehre bewusst, die Amenophis mit seinem Beinamen Waen-Re, Einziger des Re, dem Sonnengott erwiesen hatte. Alles, aber auch wirklich alles, was der ehrwürdige Merire aufbieten konnte, war beim Empfang Pharaos zu sehen. Unzählige Fahnen zierten den Tempel des Sonnengottes, den Weg Pharaos säumten Kinder, die Blumenblüten streuten, Tempeldienerinnen mit hell klingendenSistren und Tamburinen und schließlich alle anderen Menschen, die hier lebten.
    Zum Klang von Posaunen und Trommeln wurde Amenophis Waen-Re von Merire und seinen Priestern am zweiten Torturm der Tempelanlage empfangen. Es war für niemanden zu übersehen, wie herzlich sich der Herrscher und der Erste Sehende des Re begrüßten. Unser erster Weg führte die königliche Familie und mich in den Tempel des Re, wo Amenophis und Merire Opfer darbrachten. Dann gingen wir in den großen Saal der Tempelanlage, den Merire stets als die Schatzkammer des Re bezeichnete. Jetzt war es Nafteta, die erstmals die uralten Bilder an den Wänden, die schwerfälligen Säulen und die Truhen und Regale mit all den kostbaren Papyri, dem Gedächtnis Ägyptens, bewundern durfte. Wie schon Amenophis bei seinem ersten Besuch, nahm jetzt auch meine Tochter wahllos eine der Schriftrollen aus einer

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