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Im Land des Falkengottes. Echnaton

Im Land des Falkengottes. Echnaton

Titel: Im Land des Falkengottes. Echnaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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Gebete, wie sie schöner, vollkommener vor ihm keiner aufgeschrieben und gesprochen hatte.
    Vor allem aber gingen Amenophis und Nofretete zu den Menschen, und sie sprachen zu ihnen von Aton, dem Gott, den sie am meisten von allen Göttern verehrten.
     
    Die Rastlosigkeit meines Schülers erstaunte mich stets aufs Neue. Er, der wenig von körperlicher Ertüchtigung hielt, war frühmorgens der Erste und abends einer der Letzten, die schlafen gingen.
    Es waren viele, die unter dem Fleiß des jungen Herrschers litten, denn es war für ihn selbstverständlich, dass ihm vom Kammerdiener bis zum Palastvorsteher ein jeder zur Verfügung stand, wann immer er es wünschte. Es war aber keineswegs Arroganz, die ihn dabei trieb, oder Boshaftigkeit. Er machte sich einfach keine Gedanken darüber, ob jemand, der spät zur Ruhe gekommen war, ebenso früh aufstehen und arbeiten konnte wie er. Natürlich wagte keiner seiner Untertanen ein Widerwort, wenn es hieß, kurz nach Sonnenaufgang zur Verfügung zu stehen. Auch mir ging es da nicht anders.
    Es war kühl an diesem Morgen, und ich hatte schlecht geschlafen, denn unsere kleine Mutnedjemet war krank. Sie litt seit Tagen an einer fiebrigen Erkältung, und ihr Husten ließ Ti und mich kaum ein Auge zumachen. Amenophis Waen-Re hatte mich tags zuvor gebeten, im Streitwagen zu ihm zu kommen, da er mit mir auszufahren beabsichtige.
    Dichte Nebelschwaden lagen über der Stadt, und der Fluss war gar nicht zu sehen. Obgleich die Straßen noch menschenleer waren, kamen wir wegen des starken Nebels nur sehr langsam voran. Ich hüllte mich in meinen Umhang, hielt mich mit einer Hand an der Wagenbrüstung fest und überlegte während der Fahrt, warum mich Pharao so früh am Morgen zu sich rief. Es schien, als wollte er nicht eine Stunde seines Lebens ungenützt verstreichen lassen. Acha sagte einmal zu mir, dieses Verhalten sei bezeichnend für Menschen, die wüssten, dass sie nicht lange zu leben hätten. Aber woher wollte ausgerechnet Acha das wissen?
    Im Hof des Palastes standen schon der Prunkwagen des Herrscherpaares und die Wagen der Leibgarde bereit, und zahllose Stallknechte, Diener und Soldaten tummelten sich um sie herum. Dann erschienen Amenophis und Nafteta.
    Während der kurzen Begrüßung schien Amenophis meine leicht missmutige Stimmung bemerkt zu haben, denn als er den Wagen bestieg, rief er mir zu: «Sei froh, Eje, dass wir so frühmorgens losfahren. Später würden uns dort draußen die Mücken im Handumdrehen aussaugen.»
    Schon knallten die Peitschen.
    Mücken! Wegen der Mücken hatte ich wahrlich keine Sorgen, denn mich mochten sie ebenso wenig, wie ich keine Kälte mochte. Unser Weg führte uns erst durch die noch immer leblos wirkende Stadt nach Ipet-sut, der Tempelstadt von Waset, vorbei an den Heiligtümern der Mut, Amuns und des Chons in nördliche Richtung, dann bogen wir nach Osten ab. Das Gelände stieg nur unmerklich an, und vom östlichen Gebirge war noch nichts zu sehen, da noch immer undurchdringlicher Nebel das Land bedeckte, und seine Schwaden, dem Südwind folgend, durch die Kronen der Palmen zogen. Dann erreichten wir ein eben erst abgeerntetes Feld, auf welchem neben fünf gewöhnlichen Zelten auch das Reisezelt des jungen Pharao aufgestellt war. Zahlreiche Wachen umringten es, und es herrschte einLeben wie in einem Heerlager, bis der Wagen Pharaos auftauchte und sich alle vor den Majestäten zu Boden warfen.
    Wir stiegen von unseren Wagen, und ich betrat nach Amenophis und Nofretete das Prunkzelt. Ich war auf das Äußerste erstaunt, denn dort erwarteten uns Aper-el, Thutmosis und all die anderen Meister und Künstler, die ich erst wenige Wochen vor diesem Tag im Palast gesehen hatte. In der Mitte des Zeltes stand ein gewaltiger Holztisch, auf welchem sich unter einem großen weißen Tuch das Geheimnis verbarg, dessentwegen ich so früh am Morgen und schlecht gelaunt hierher kommen musste. Nafteta kam zu mir, hakte ihren linken Arm bei mir ein und strahlte mich verheißungsvoll an.
    «Gottesvater Eje», begann Amenophis Waen-Re sehr förmlich. «Nur wenige Menschen in diesem Land wissen nicht, dass du einer der wenigen Menschen bist, der über viele Menschen fast alles weiß. Doch wir alle hier wissen, dass du zu den vielen Menschen gehörst, die nicht wissen, was sich unter diesem Tuch verbirgt.»
    Ich musste jetzt ebenso schmunzeln wie mein königlicher Schwiegersohn, der sogleich fortfuhr: «Es ist aber nicht gut zu wissen, dass du als ein Mann, der

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