Im Land des Falkengottes. Tutanchamun
mit dem Gold vom Besten der Fremdländer, sodass die Barken Seiner Majestät den Nil erhellen.
Die Herzen der Götter und Göttinnen, die sich in diesem Land befinden, waren in Freude, und die Herren der Heiligtümer waren im Jubel; die Lande jubelten und jauchzten, Lachen war durch das ganze Land, da schöne Dinge geschehen waren. Die Neunheit der Götter im Allerheiligsten, ihre Arme waren erhoben in Verehrung, indem ihre Hände gefüllt waren mit Sedfesten in alle Ewigkeit.
Alles Leben und Heil bei ihnen lagen in der Hand des starken Königs, des Horus, der die Geburten wiederholt, des geliebten Sohnes des Vaters Amun-Re, des Königs der Götter, der ihn gezeugt hatte, damit er gebildet werde, des Königs von Ober- und Unterägypten, des Geliebten des Amun, seines wahrhaft geliebten Sohnes, der den Vater, der ihn gezeugt hat, schützt, dessen Königtum das Königtum seines Vaters Osiris ist, des Sohnes des Re, des Sohnes, der für den, der ihn gezeugt hat, nützlich ist, des Denkmalsreichen, mit vielen wunderbaren Dingen, der Denkmäler herstellt in Rechtschaffenheit
für seinen Vater Amun, den Herrscher, der Ägypten gründete. Sein geliebter Sohn, Tutanchamun, Herr aller Fremdländer, Herr der Kronen, dem Leben, Dauer und Heil gegeben werden wie Re ewiglich.»
Nur weniges von dem, was auf den Stelen geschrieben stand, war schon vollbracht. Den vielen Erwartungen, Hoffnungen und Wünschen seines Volkes und dessen Göttern musste Tutanchamun erst noch gerecht werden.
Ich wünschte meinem Schützling an dem Tag, als wir all dies niedergeschrieben hatten, die Kraft und Willensstärke seines Großvaters Amenophis Neb-maat-Re, die Weisheit seines Vaters Echnaton Waen-Re und ein so langes Leben wie das von Amenophis, Sohn des Hapu, des weisesten Mannes, der mir in meinem Leben begegnet war.
Fünfzehn Jahre lang war Achet-Aton mein Zuhause gewesen, war es der Mittelpunkt der Welt, und nur an jenem Ort durfte einem einzigen Gott gehuldigt werden. Jetzt wurde das Gempa-Aton dieser einzigartigen Stadt geschlossen, und diesmal waren es die Priester Atons, die weggeschickt wurden. Die Paläste Pharaos, der Reichen und Mächtigen wurden geräumt, ihre Türen und Fenster zugemauert. Die Handwerker verließen ihre Werkstätten und die Bauern ihre Gehöfte. Der Bildhauer Thutmosis war über die plötzliche Aufgabe Achet-Atons so enttäuscht, dass er alle Statuen und Bildnisse, die er noch nicht vollendet hatte, und all die Gesichtsmasken, die er so vielen Menschen abgenommen und die er hier gesammelt hatte, einfach zurückließ.
«Sie sind ein Teil dieser Stadt und gehören hierher. In Waset oder anderswo würde man über diese Art von Kunst nur den Kopf schütteln», sagte der alte Bildhauer zu mir, als ich ihn ein letztes Mal besuchte.
«Auch wir Künstler werden Echnaton verleugnen müssen, Eje. Dessen bin ich mir durchaus bewusst. Die Priester Amuns werden die Art, wie wir Pharao und seine Familie und wie wir die Natur darstellen durften, verbieten. Als zeitlose Heldenwirst du die Herrscher Ägyptens wieder sehen, mit kantigem Gesicht, mit dem Oberkörper eines achtzehnjährigen Bogenschützen und den sehnigen Beinen eines Läufers, ganz gleich, wie alt sie sind und wie viel sie wiegen. Es war eine schöne Zeit hier», flüsterte er mit belegter Stimme und strich mit der Rechten zärtlich über eine unfertige Standfigur, die meine Tochter Nofretete kurz vor ihrem Tod zeigte.
«Warum hast du sie nie vollendet?»
«Willst du es wirklich wissen, Eje? Sieh dir diese Figur an: Es ist das Abbild einer alten Frau, Eje. Die Brüste sind erschlafft, die Arme hängen müde herab, und ihr Äußeres ist nicht mehr das eines jungen Mädchens. Ich habe es nicht fertig gebracht, die Figur zu vollenden, denn in Wirklichkeit sah sie noch viel älter aus. Es war das erste Mal, das selbst mir die Wahrheit, die Wirklichkeit, zu viel wurde. Zum Glück hat Nofretete diese Figur nie gesehen.»
Während Tutanchamun, Anchesenamun und ich schon in Men-nefer weilten, ließ Haremhab die Stadt endgültig räumen. In einer Kaserne blieb eine Hundertschaft Soldaten zurück. Sie wachte fortan darüber, dass außer ihnen niemand mehr die Stadt Echnatons betrat.
ZWÖLF
Gib Freude in das Herz der Menschen!
Wie freut sich das Gesicht, das dich sieht!
Amun, er ist täglich im Fest.
I ch konnte Tutanchamun nur schwer verständlich machen, warum wir Achet-Aton verlassen und die Stadt seines Vaters dem Verfall preisgeben mussten. Vor allem
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