Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Land des Falkengottes. Tutanchamun

Im Land des Falkengottes. Tutanchamun

Titel: Im Land des Falkengottes. Tutanchamun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
Vom Netzwerk:
šabe!»
    Ich selbst machte augenblicklich kehrt und eilte gegen den Strom der vielen Soldaten zum Zelt Tutanchamuns.
    «Stellt sofort die gesamte Leibgarde auf!», befahl ich dem Offizier und betrat das Zelt Pharaos.
    «Was ist geschehen?», fragte er mich verstört, während er sich gerade seinen Harnisch anlegen ließ.
    «Ich weiß es nicht. Irgendetwas stimmt nicht. Wir hörten Hilfeschreie und Waffengeklirr im Hang vor uns. Es dient alles nur zu deiner Sicherheit. Aber beeile dich dennoch!»
    Dann verließ ich wieder das Zelt, um nach meinen eigenen Waffen zu sehen. Völlig wehrlos wollte selbst ich alter Mann unseren Feinden nicht gegenübertreten. Als ich das Zeltlager der Leibgarde wieder verließ, hörte ich schon von fern Schlachtgeschrei.
    «Was ist dort vorne los?», rief ich Ipu entgegen, der aus dieser Richtung kam.
    «Mein Herr! Die Hethiter! Die Hethiter! Ein Teil von ihnen hat sich offenbar in der vergangenen Nacht unerkannt bis an den Fuß des Hügels herangeschlichen und greift uns jetzt an.»
    «Wie viele sind es?»
    «Ammunira schätzt ihre Zahl auf mindestens zweitausend. Unsere Soldaten drängen sie aber mehr und mehr den Hang hinab und zurück in die Senke.»
    Dann kam Tutanchamun. Er stand auf seinem Streitwagen und trug dieselbe Rüstung wie vor zwei Tagen. Er war von einem undurchdringlichen Ring von Soldaten seiner Leibgarde umgeben. Ich stellte mich zu ihm auf den Wagen und fuhr mit ihm an den nördlichen Rand der Hochebene. Auf dem Hang vor uns wurde nicht mehr gekämpft, und so konnte Tutanchamun gefahrlos von seinem Wagen steigen und sich unter einem Baldachin, den die Soldaten mitgeführt hatten, auf einem Klappstuhl niedersetzen. Pharao sah jetzt die ersten toten und verwundeten Soldaten, Ägypter, Beruter und Hethiter gleichermaßen. Die Schreie und das Röcheln der Schwerverletzten und der Sterbenden ließen ihn blass werden. Aufgeregt biss er auf seine Unterlippe und zeigte wortlos auf einen Hethiter, der sich kaum sechzig Ellen vor uns vor Schmerzen krümmte. Ein Pfeil steckte in seinem Bauch. Es gab für ihn keine Hoffnung, ihn zu entfernen, ohne dass alles Gedärm mit herausgerissen werden würde. Wortlos und ohne eine Gefühlsregung zu zeigen, hob der Kommandant der Leibgarde seinen Bogen und machte mit einem gezielten Schuss in die Brust des Hethiters dem Leiden ein Ende. Ein anderer lief hin, hackte ihm die rechte Hand ab und warf sie in einen Weidenkorb, damit man nach der Schlachtdie Zahl der getöteten Feinde feststellen konnte. Tutanchamun wandte sich entsetzt ab, sah zu Boden und verschloss dann die Augen ganz. Unauffällig legte ich meine Hand auf seine linke Schulter und drückte einige Male zu, um ihm Mut zu machen und um ihm zu zeigen, dass ich bei ihm war.
     
    Obwohl die Hethiter vor uns mehr und mehr in das Tal zurückgedrängt wurden, blieb ihre Hauptstreitmacht regungslos im Nordosten stehen, was sich niemand von uns erklären konnte. Irgendetwas stimmte nicht. Ich überlegte verzweifelt und kam doch zu keinem Ergebnis.
    «Endlich!», rief Amenemhet, der bei uns geblieben war. «Seht, das Heer Haremhabs!»
    In zwei Blöcken rückten die Divisionen Haremhabs, ihre Streitwagen und ihr ganzer Tross näher und zogen dabei eine gewaltige Staubwolke hinter sich her. Wie von einer unsichtbaren Hand geführt, nahmen die Menschenmassen Aufstellung, und schon bald marschierten sechstausend ägyptische Soldaten auf die Soldaten Suppiluliumas los. Die mächtigsten Heere, die es seit langer Zeit gegeben hatte, stießen aufeinander.
    Der anfänglich so erfolgreiche Angriff Paramessus und Ammuniras vor uns geriet jetzt etwas ins Stocken, doch unser Augenmerk war so sehr auf das ferne Schlachtfeld gerichtet, dass wir das Geschehen unmittelbar vor uns nur am Rande wahrnahmen.
    «Die südliche Flanke der Hethiter steht fest», klärte mich Amenemhet auf. Tatsächlich stand die uns zugewandte Reihe der Feinde, als hätte sie mit dem Kampfgeschehen nichts zu tun. Mehr als eine Stunde verging so.
    «Mir scheint, als würde es Haremhab allmählich gelingen, in ihre östliche Flanke eine Bresche zu schlagen und ihre Truppen auseinander zu sprengen!», rief Amenemhet aufgeregt.
    «Großartig!», sagte ich beruhigt und blickte kurz zum Himmel empor, als gelte es, einen Dank hinaufzuschicken. Und in der Tat: Haremhabs Soldaten schafften es, den nördlichen Teilder feindlichen Ostflanke von der übrigen Streitmacht abzutrennen. Die Hethiter, offenbar ein Teil ihrer Streitwagentruppe,

Weitere Kostenlose Bücher