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Im Land des Falkengottes. Tutanchamun

Im Land des Falkengottes. Tutanchamun

Titel: Im Land des Falkengottes. Tutanchamun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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innezuhalten. Dann bestiegen Tutanchamun und ich den Streitwagen, um zwischen den Wedelträgern und den übrigen Streitwagen der Leibgarde in rasender Fahrt die Anhöhe zu verlassen. Die Wachmannschaftenbei den Schiffen sahen uns schon von weitem kommen, und sie ahnten wohl, was geschehen war, denn sie begannen sogleich, alles für eine schnelle Abfahrt vorzubereiten.
    Mit allen, die zu uns stießen, waren es etwa dreihundert Mann, die auf die Schiffe verladen werden mussten. Wir ließen Pferde und Wagen zurück und luden nur den vergoldeten Streitwagen und alles andere, was Pharao gehörte, auf, damit es nicht zur Kriegsbeute unserer Feinde werden konnte. Zuletzt gab ich den Befehl, diejenigen Schiffe, die unbesetzt geblieben waren, in Brand zu setzen, damit auch sie nicht in die Hände unserer Feinde fallen konnten.
    Wir befanden uns bereits auf offener See, als die ersten hethitischen Soldaten am Strand eintrafen. Einige von ihnen schossen wutentbrannt Pfeile in unsere Richtung, aber sie waren für uns keine Gefahr mehr und fielen in sicherer Entfernung ins Wasser. Die meisten von ihnen hatten aber nur Hohn und Spott für uns übrig. Sie lachten höhnisch und wedelten mit ihren langen Spießen, an denen die abgeschlagenen Köpfe unserer Krieger steckten.
    Ich schenkte dem grausigen Treiben unserer Feinde kaum Beachtung, denn mich beschäftigte voll und ganz das Schicksal von Haremhab, Paramessu und ihren Soldaten. Ich flehte zu Re und Ptah gleichermaßen, dass sie ihnen gnädig waren. Sogar Amun versprach ich einen herrlichen Opferstier, wenn er Ägypten nicht im Stich ließ.

VIERZEHN
    Verklärung sei euch, wie Re,
    der aus dem Großen entstanden ist
    und der dem Himmel vorsteht.
    Ihr seid die Tränen meines glänzenden Auges.
     
    E s herrschte lange Zeit erschöpftes Schweigen auf unseren Schiffen. Jeden von uns plagte das ungewisse Schicksal unserer Soldaten und ihrer Anführer.
    «Es kommt schlechtes Wetter auf, Gottesvater Eje», mahnte der Kommandant unseres Schiffes und zeigte nach Nordwesten, wo sich am Horizont mächtige Wolkenmassen auftürmten.
    «Außerdem dauert es nicht mehr lange, bis es Nacht wird. Entweder wir legen am Ufer an, oder wir müssen weiter auf das offene Meer hinausfahren.»
    Ich warf einen Blick zurück und sah, dass wir noch nicht weit genug von Byblos entfernt waren, um beruhigt an Land gehen zu können. Bis zum Einbruch der Nacht würden uns die Hethiter nicht aus den Augen lassen. Dessen war ich mir gewiss.
    «Überstehen unsere Schiffe das Unwetter?», fragte ich ihn unsicher.
    «Wir müssen nur weit genug von der Küste entfernt sein, damit wir nicht an Klippen und Felsen zerschmettert werden. Auch der Abstand zwischen den Schiffen muss größer werden, damit sie nicht aneinander geraten. Der Rest wird sich zeigen.»
    Also gab ich an die anderen vier Schiffe den Befehl, so weitals möglich ins offene Meer hinauszurudern und den Abstand untereinander zu vergrößern. Nur widerwillig folgten sie der Anordnung, wussten sie doch nicht, was uns dort erwartete.
    Alles ging schneller, als ich dachte. Erst setzte ein Regen ein, wie ich ihn noch nie erlebt hatte. Wie eine undurchdringliche Wand peitschten die Wassermassen auf uns hernieder. Noch vor Einbruch der Abenddämmerung hatte sich der Himmel verfinstert und alles um uns herum in dichte Wolken gehüllt. Dann vernahmen wir von fern ein dumpfes, lang gezogenes Grollen wie von zehntausend Kriegstrommeln geschlagen.
    «Was war das?», fragte mich Nassib verängstigt und blickte hilflos umher.
    «Ich weiß es nicht», antwortete ich erschrocken, denn auch ich hatte noch nie in meinem Leben ein Geräusch wie dieses vernommen.
    «Es ist der Anfang eines Gewitters», klärte uns der Kommandant auf. «Das, wovor Ihr Euch fürchtet, ist Donner. Gleich werdet Ihr Blitze sehen, und dann stehe uns Seth bei!»
    Kaum dass er das gesagt hatte, fuhr im Westen ein gezackter Lichtstrahl vom Himmel herab, so hell, so unvorstellbar hell, als wäre es die Sonne selbst gewesen, die für die Dauer eines Wimpernschlages ihr Licht erstrahlen ließ. Der Kommandant hatte Recht: Seth war der Gott, der Blitz und Donner lenkte. Rächte er sich jetzt für den getöteten Benu?
    «Räumt alles beiseite, was herumwirbeln und uns erschlagen könnte», mahnte der Kommandant. «Löscht vor allem jedes Licht. Nicht eine Öllampe und nicht eine Fackel dürfen brennen, selbst wenn wir die Hände vor Augen nicht mehr sehen. Ihr, Majestät, zieht Euch am besten in Euer

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