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Im Land des Falkengottes. Tutanchamun

Im Land des Falkengottes. Tutanchamun

Titel: Im Land des Falkengottes. Tutanchamun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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über Echnaton spottete. Glaubst du, ich wüsste nicht, dass man hier Tonscherben herumreichte, auf welchen anstelle Echnatons ein Affe im Prunkwagen Pharaos abgebildetwar? Und jetzt kommst du und verlangst von mir, dass ich diesem Knaben Platz mache? Nein, Vater, das könnt ihr nicht von mir verlangen!»
    Sosehr ich auch getroffen war von dem, was sie gesagt hatte, hatte sie doch nicht ganz Unrecht. Dennoch entsprach ihre Absicht nicht den Geboten der Maat.
    «Könnte es sein, dass du dich mit dem, was du vorhast, an Echnaton für dessen vermeintliche Untreue rächen willst?», fragte ich vorsichtig und leise.
    Jetzt riss sie ihre Augen weit auf wie jemand, der von Dämonen befallen war, und rief: «Ja, Vater! Ja, ich räche mich! Aber ich räche mich nicht für eine vermeintliche Untreue, sondern für ganz schändlichen Ehebruch! Lange vor unserer Vermählung hatte mir Echnaton geschworen, nie einen der Frauenpaläste zu betreten, und ich weiß, dass er es nie getan hatte, solange ich bei ihm war. Er schwor es mir zuletzt in jener Nacht, bevor ich als Semenchkare Achet-Aton verließ. Wäre es nur eine Nacht im Frauenpalast gewesen – ich würde darüber heute verständnisvoll lächeln. Aber dass er diese Frau vor dem Ersten Sehenden, vor den Großen des Landes, unter den Augen seines Volkes und vor allem unter deinen Augen zur einzigen Geliebten erhoben hat, dass er mit ihr im Prunkwagen durch Achet-Aton gefahren ist, wie er es einst nur mit mir getan hat, das kann ich ihm nicht verzeihen. Ja, nenne es Rache!»
    Sie wandte sich von mir ab und ging an die Fensteröffnung. Von einem kleinen Schattenhaus ganz in der Nähe drang der beruhigende Klang zweier Flöten zu uns herüber und legte über die hasserfüllte Stille einen Schleier des Friedens. Nafteta vergoss keine einzige Träne mehr. Die zuckenden Bewegungen ihrer Backenmuskeln verrieten vielmehr ein zorniges Zähneknirschen.
    «Auch ich könnte Rachegelüste gegen deinen Gemahl hegen, meine Tochter, denn ich habe diese Frau lange vor ihm geliebt. Und ich hatte geglaubt, sie würde meine Liebe erwidern», sagte ich leise, und kaum, dass ich es gesagt hatte, bereute ich es schon,meine Liebe zu Kija preisgegeben zu haben. Ich schämte mich vor der toten Kija, weil ich sie wie eine Frau, die leicht zu haben war, hingestellt hatte. Nafteta sah mich verständnislos an.
    «Ich glaubte schon, sie mein nennen zu dürfen, da fand dein Gemahl Gefallen an ihr.»
    «Was willst du mir damit sagen?»
    «Dass ich Tutanchaton gleichwohl liebe, als wäre er mein eigenes Kind. Vor vielen Jahren habe ich meinem Freund Amenophis versprochen, dass ich mich, solange ich lebe, um seine Kinder und um deren Kinder kümmere. Dasselbe Versprechen gab ich Echnaton. Dieses Versprechen schließt deine Töchter ebenso ein wie Tutanchaton. Glaube mir, mein Kind, ein Königreich würde ich dafür geben, dürfte ich dieses Kind mein eigenes nennen.»
    Noch ein weiteres Wort von mir, und Tutanchaton hätte sein Königreich verloren. So musste ich jetzt schweigen.
    «Deine Gesinnung, mag sie noch so edel klingen, wird mich nicht davon abhalten, allein über Ägypten zu herrschen. Für alle Zeit! Und nach meinem Tod wird Meritaton oder eine ihrer Schwestern als Pharao über die Beiden Länder herrschen. Und davon wird mich niemand abhalten, Vater! Auch du nicht.»
    «Nofretete!», rief ich laut. «Was sagst du da? Wie kannst du dir anmaßen, eine weibliche Thronfolge einführen zu wollen? Niemals wird man dein Vorhaben in den Beiden Ländern dulden! Du bist dir wohl gar nicht bewusst, was du da gesagt hast! Schweige jetzt!», rief ich zornig.
    «Ich sagte: Niemand wird mich davon abhalten», wiederholte sie.
    «Wie willst du das durchsetzen?», fragte ich sie erstaunt und fuhr sogleich fort: «Niemand wird deine Pläne gutheißen. Niemand zwischen Ursprung und Ende des Nils wird es zulassen, dass eine deiner Töchter dir als Pharao auf den Thron folgt!» Jetzt war ich es, der sein Gegenüber mit großen Augen anstarrte.
    «Du wirst es vielleicht erleben, Vater. Wie mich niemand daranhindern wird, allein über die Beiden Länder zu herrschen, so wird auch niemand es wagen, meine Töchter Meritaton oder Anchesen-paaton daran zu hindern. Dafür werde ich sorgen. Waset und ganz Oberägypten stehen mir treu zur Seite. Ich saß nicht tatenlos in Waset herum. Von den Soldaten, die mich hierher begleitet haben, geht jeder einzelne mit Freuden und voll Stolz für seine Königin in den Tod. Stellt sie

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