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Im Land des Roten Ahorns

Im Land des Roten Ahorns

Titel: Im Land des Roten Ahorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Bouvier
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kein Grund ist ... Ihr wird es gar nicht gefallen.«
    »Sie wird es nicht mitkriegen, dafür sorge ich. Also, was sagen Sie?«
    »Danke, Connor! Ich wüsste nicht, was ich ohne Sie tun sollte. Ich nehme Ihr Angebot gern an. Aber ich werde Sie nie wieder in die Stadt begleiten. Lieber lasse ich mich erneut von einem wild gewordenen Bären durch den Wald jagen.«
    Connor lachte lauthals.

 
4. T EIL
E IN HOHER P REIS

1

    S T . T HOMAS /N IAGARA F ALLS , J UNI 1875
    St. Thomas lag friedlich im Schein der Nachmittagssonne, als Alan Warwick die Main Street hinaufritt. Die Dampfpfeife eines Zuges, der in den Bahnhof einfuhr, ertönte, und ein paar Hunde stimmten in das Fauchen ein.
    Am Vorabend hatte er im Silver Leaf, dem örtlichen Pub, wo mit Bier und Whiskey auch Tratsch und Klatsch die Runde machten, etwas Interessantes gehört: Im Haus der piekfeinen Familie Bonville, so hatte ein Gast einem anderen erzählt, habe es vor kurzem einen handfesten Skandal gegeben. George Bonvilles Tochter sei seit Jahren mit Connor Monahan liiert, dem das Sägewerk unten am See gehöre. Schon lange gebe es Gerüchte, wonach es nicht sehr gut um das Verhältnis der beiden stehe. Eigentlich hätten sie längst verheiratet sein sollen, doch Monahan zögere die Hochzeit immer wieder hinaus. Zum Empfang in der vergangenen Woche habe er schließlich eine andere junge Frau mitgebracht.
    Warwick hörte nur mit einem Ohr hin - bis der Wirt sich in der Beschreibung dieser Person erging: »Rote Haare wie eine Hexe soll sie gehabt haben! Und außerdem verdammt hübsch gewesen sein. Manche munkeln, dass sie Ausländerin ist.«
    »Man stelle sich vor«, krakeelte ein Mann am Tresen, »Monahan hat sie im Wald aufgegabelt und zu seiner Geliebten gemacht.«
    Warwick hätte sich beinahe an seinem Whiskey verschluckt.
    Sollte das Zufall sein?, fragte er sich. Hübsche Weibsbilder gibt es viele, aber welche mit rotem Haar? Wenn sie allerdings Ausländerin und aus dem Wald gekommen ist ...
    Er fasste den Plan, die Bonvilles aufzusuchen. Wenn er es geschickt anstellte, würde er vielleicht herausfinden, wer diese Frau war.
    Nun stieg er vor dem Haus des Pelzhändlers aus dem Sattel und band sein Pferd an. Der Butler, der auf sein Klopfen öffnete, musterte ihn abschätzig. »Sie wünschen?«
    »Mein Name ist Warwick. Ich würde gern Mr oder Miss Bonville sprechen. In einer privaten Angelegenheit.« Er hätte den hochnäsigen Diener am liebsten am Kragen gepackt. Was fällt diesem Kerl ein, mich anzustarren wie einen Landstreicher? Doch er hielt sich zurück, denn Türen wie diese öffnete man nicht, indem man sie eintrat.
    »Ich werde nachfragen, ob Miss Bonville bereit ist, Sie zu empfangen. Wenn Sie einen Augenblick in der Halle warten würden?«
    Immerhin muss ich nicht wie ein Bettler vor der Tür bleiben, dachte Warwick, klopfte seinen Hut aus und trat ein. Die prunkvolle Einrichtung des Entrees erschlug ihn beinahe. Nachdem er neidvoll die Ölgemälde betrachtet hatte, erschien der Butler wieder.
    »Miss Bonville wird Sie im Salon empfangen. Wenn Sie mir bitte folgen würden.« Der Diener führte Warwick durch die Halle bis zu einer Flügeltür, die halb offen stand.
    Marion Bonville thronte auf ihrem Korbstuhl wie eine Königin. Jeder Faltenwurf ihres spitzenverzierten blauen Nachmittagskleides wirkte geplant. Ihre Haltung und das unverbindliche Lächeln signalisierten dem Besucher, dass sie sich ihres Standes durchaus bewusst war.
    Was für ein selbstgefälliges kleines Miststück!, dachte Warwick grimmig, während er sich formvollendet verbeugte.
    »Nun, Mr Warwick, was kann ich für Sie tun?«
    »Bitte verzeihen Sie die Störung, Miss Bonville! Ich behellige Sie nur ungern, aber es ist wichtig.«
    Marions perfekt gezupfte Brauen zuckten. »Sprechen Sie!«
    »Mir ist zu Ohren gekommen, dass eine Frau auf Ihrem Empfang für Ärger gesorgt hat.«
    »Wer erzählt denn so was?«
    »Die Leute.« Warwick deutete auf das Fenster. »Es ist nicht so, dass ich etwas auf das Geschwätz geben würde. Mich interessiert nur der Name dieser Person.«
    »Und was geht Sie das an?« Marions Wangen röteten sich unter der Puderschicht.
    »Hieß sie zufällig Jaqueline Halstenbek?«
    Marions Gesichtszüge entgleisten.
    Oh, ein Volltreffer! Warwick war zufrieden.
    »Was haben Sie mit ihr zu schaffen?« Miss Bonvilles Hand griff nach dem Glöckchen, das neben ihr auf einem Tischchen stand.
    »Verstehen Sie mich bitte nicht falsch!« Warwick hob die Hand. »Die Frau ist

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