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Im Land des Roten Ahorns

Im Land des Roten Ahorns

Titel: Im Land des Roten Ahorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Bouvier
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eine Bekannte von mir. Wir haben uns aus den Augen verloren, oder besser gesagt, sie ist mir davongelaufen.«
    »Davongelaufen?«, fragte Marion, sichtlich befremdet, und setzte die Glocke wieder ab.
    Warwick drehte den Hut in den Händen. »Nun, wir hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit, ein Missverständnis. Ich würde gerne einiges mit ihr klären, aber ich weiß nicht, wo ich sie finden kann.«
    Marions Augen blitzten kalt. Dann verzog sie den Mund, als hätte sie in eine Zitrone gebissen. »Ich weiß nicht, wo sie ist. Und es geht mich auch nichts an.«
    Warwick unterdrückte ein verdrossenes Schnaufen. Da war er schon so dicht dran gewesen ... Und nun? »Besteht denn die Möglichkeit, dass sie sich noch in der Stadt aufhält?«
    »Woher soll ich das wissen?«, fauchte Marion, griff erneut nach der Glocke und läutete. »Und jetzt verschwinden Sie!«
    »Sie wünschen, Miss?«
    Der Butler hatte vermutlich an der Tür gelauscht, so schnell, wie er auftauchte.
    »Geleiten Sie den Gentleman bitte hinaus! Guten Tag, Mr Warwick.«
    Warwick verneigte sich zum Abschied.
    Tja, ich hab nicht alles erfahren, was ich wollte, aber mit etwas Geduld sollte mir das bald gelingen, tröstete er sich, als er sich in den Sattel schwang. Immerhin weiß ich jetzt, dass Jaqueline sich ganz offensichtlich Marion Bonville zur Feindin gemacht hat. Vielleicht kann mir das von Nutzen sein.
    In der Sägemühle waren die Vorbereitungen für das Flößen der gefällten Stämme in vollem Gange. Nach Sorten getrennt, wurde das Holz auf dem großen Hof an einer Rampe gestapelt, über die es zu Wasser gebracht wurde. Monahan handelte mit Douglasien, Sitkafichten sowie Hemlock- und Purpurtannen. Der Duft der verschiedenen Hölzer schwebte in der Luft. Wenn die große Bandsäge lief, wehte der Wind Sägespäne durch die Fensterritzen.
    Connor strich das feine Mehl von den Papieren auf dem Schreibtisch und presste die Finger an die Augenwinkel. Seit dem frühen Morgen hatte er Kopfschmerzen. Dass er gezwungen war, den Tag mit dem ungeliebten Schreibkram im Kontor zu verbringen, besserte seinen Zustand nicht gerade. Die Transportpapiere für die Stämme mussten ausgefüllt werden, außerdem wartete die Korrespondenz, die in den vergangenen Wochen liegen geblieben war.
    Um sich vom Schmerz abzulenken, warf Connor einen Blick auf den künstlichen Flusslauf, mit dem das Schaufelrad für die Säge gespeist wurde. Das Sägegeräusch übertönte dessen Plätschern.
    Dort, wo sich die Sägespäne türmten, hatten seine Männer neulich eine Biberburg entdeckt. Hin und wieder konnte man Biber beobachten, die auf der Suche nach Baumaterial ans Ufer schwammen.
    Vielleicht sollte ich Jaqueline diese possierlichen Tierchen mal zeigen, dachte Connor, und ihm wurde ganz warm zumute. Spontan beschloss er, den Papierkram erst einmal zu vergessen. Ohnehin hatte er vorgehabt, Jaqueline heute neuen Proviant zu bringen.
    Seit mehr als einer Woche lebte sie allein draußen in der Hütte, und sie schien dort sehr gut zurechtzukommen.
    Bei seinem letzten Besuch hatte sie ihn mit einer hervorragenden grünen Kräutersuppe überrascht. Und sie hatte ihm eröffnet, dass sie ein Herbarium anlegen wolle.
    »Sie sind erstaunlich naturverbunden für eine Städterin«, hatte er bemerkt, während er sich die Suppe schmecken ließ.
    »Ja, schon als Kind wäre ich am liebsten draußen in den Wäldern herumgestreift. Ich habe die Erzählungen meines Vaters geliebt und freue mich, jetzt alles mit eigenen Augen zu sehen.«
    Zu gern hätte er noch mehr Zeit mit ihr verbracht, doch die Geschäfte gingen vor. Neben den Büroarbeiten hatte die Begutachtung der Stämme für den Transport angestanden. Der Frost hatte den Holzschädlingen zwar zugesetzt, aber einige hatten unter der Borke und im Holzmehl überwintert. Solche Stämme mussten aussortiert und zu Kleinholz gemacht werden.
    Connor schulterte die Satteltaschen mit den Lebensmitteln, die er im Flur abgestellt hatte, und trug sie hinaus. Die Männer, die ihm begegneten, grüßten ihn freundlich.
    Als er sein Pferd beladen hatte, sprengte er vom Hof. Diesmal nahm er einen kleinen Umweg durch den Wald. Das hatte einen ganz besonderen Grund. Schon vor ein paar Tagen hatte er sich bei Joe Flannigan, einem bekannten Hundezüchter, nach einem kleinen Mischling erkundigt, der sich zur Wacht gegen Bären eignen würde. Der kauzige Alte hatte nur wortkarg geantwortet, dass er Mitte nächster Woche noch einmal wiederkommen solle.
    Als

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