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Im Land des Roten Ahorns

Im Land des Roten Ahorns

Titel: Im Land des Roten Ahorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Bouvier
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Connor sich dem Gehöft näherte, tönte ihm Hundegebell entgegen. Einige Tiere warfen sich heftig gegen die Zwingerstäbe.
    Von dem Lärm aufgescheucht, rannte Doggy Joe, wie der Züchter nur genannt wurde, seinem Besucher bereits entgegen. Blut klebte an seinen Händen. Als er Connors befremdeten Blick bemerkte, erklärte er: »Elsa, meine Colliehündin, hat gerade geworfen. Ging nicht so glatt, wie es sollte. Das alte Mädchen wäre mir beinahe draufgegangen.«
    »Tut mir leid.«
    »Das muss es nicht.« Doggy Joe rieb sich mit dem rechten Unterarm über das von grauen Stoppeln übersäte Gesicht.
    Monahan saß ab.
    Joe bedeutete Connor, ihm zu den Zwingern zu folgen. »Wie versprochen, kriegen Sie einen Rüden, der Bären wittern kann. Hab's mit dreien versucht, aber der eine springt besonders gut an.«
    »Wie haben Sie das denn rausgefunden?«, erkundigte sich Monahan und erschauderte, als er die gefletschten Zähne der Tiere sah, die hinter den Gitterstäben tobten.
    »Mit Bärenfell und Bärenfleisch. Ich habe ihn Blut lecken lassen.«
    »Kann ich ihn dann überhaupt anfassen?«
    »Sicher!«, versicherte der Alte lachend. »Sie sind doch kein Bär, Mr Monahan! Da der Hund Bärenfleisch gekostet hat, will er noch mehr. Der gute Junge weiß ja nicht, dass er einen Bären niemals reißen könnte.«
    »Demnach greift der Hund notfalls einen Bären an?«
    »Und ob! Aber ich würde Ihnen nicht raten, ihn auf diese Monster zu hetzen. Wäre schade um ihn.« Die Sorge um seinen Zögling war nicht zu überhören.
    »Das habe ich auch nicht vor. Er soll lediglich auf meine Hütte aufpassen und Bären verbellen.«
    »Das wird er gut hinkriegen.«
    Doggy Joe deutete auf einen kleinen Zwinger abseits der anderen. Eine überschaubare Meute stand schwanzwedelnd jenseits der Gitter. Mit den zähnefletschenden Bestien aus den großen Käfigen hatten diese Tiere nichts gemeinsam. Sie waren wohl eher als Jagd- oder Hofhunde gedacht. Der Rüde, den Joe auswählte, war mittelgroß, hatte zottiges braunschwarzes Fell, Schlappohren und eine lange Rute. Aus braunen Augen blickte er die Männer treuherzig an.
    »Ist er nicht ein Prachtkerl?«, rief Flannigan begeistert aus. »Er sieht aus, als könne er kein Wässerchen trüben, aber sobald er einen Bären wittert, wird er zur Bestie. Dann sträubt sich sein Fell, er knurrt und faucht und fletscht die Zähne wie ein Wolf!«
    Auf Connor wirkte nichts an diesem Hund Furcht erregend. Im Gegenteil, das Winseln, mit dem das Tier reagierte, als der Züchter es auf den Arm nahm, wirkte beinahe erbärmlich.
    Ob er wirklich als Wächter zu gebrauchen war? Skeptisch wandte Connor sich wieder an Joe. »Wie alt ist der Bursche denn?«
    »Zwei Jahre. Wenn Sie wollen, können Sie's am Gebiss überprüfen!«
    So harmlos der Hund auch aussah, Connor verzichtete dankend darauf. »Nein, ich glaube Ihnen, Joe. Kann ich ihn gleich mitnehmen? Vorausgesetzt, er lässt sich auf dem Pferd transportieren.«
    »Keine Sorge, er ist eine Seele von Hund. Aber wenn Sie einem Bären begegnen, kann ich für nichts garantieren.«
    Damit schloss der Alte den Zwinger, tätschelte den Kopf des Tieres, setzte es ab und legte es an eine Lederleine, die er wie einen Gürtel umgeknotet hatte.
    Monahan zahlte den ausgehandelten Betrag und führte den Hund zu seinem Pferd.
    »Na, was hältst du davon, deine Pfoten zu schonen?«, fragte er, erhielt jedoch nur ein trauriges Winseln als Antwort. Der Hund schaute sich zu seinem alten Herrn um, der die Szene beobachtete.
    »Sie müssen ihn streicheln, damit er sich Ihren Geruch merken kann!«
    »Hast du das gehört?«, fragte Connor den Rüden, tätschelte ihn unter der Schnauze und hob ihn dann unter den rechten Arm. Mit Hilfe des linken stieg er in den Sattel.
    Kaum saß er oben, schob sich der Hund vor ihn und lehnte sich gegen den Hals des Pferdes.
    »Oh, phantastisch! Das also kennst du schon!«, rief Connor erstaunt. Dann winkte er dem Alten zum Abschied zu und machte sich auf den Weg.

2

    Sonnenlicht kitzelte Jaqueline wach. Unwillig öffnete sie die Augen. Als sie sah, dass es bereits helllichter Tag war, reckte sie sich gähnend den goldenen Strahlen entgegen, die durch das Fenster fielen, und erhob sich von ihrem Lager.
    In der vergangenen Nacht war es spät geworden. Jaqueline hatte über dem Herbarium gesessen und versucht, die gesammelten Pflanzen zu bestimmen. Das Botanikbuch, das Connor ihr beim letzten Besuch mitgebracht hatte, war dabei eine große Hilfe. Sie hatte

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