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Im Land des weiten Himmels

Im Land des weiten Himmels

Titel: Im Land des weiten Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Wolfe
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dass sie ins Schwitzen geriet, und genoss den dichten Wald, den weichen, mit Fichtennadeln überzogenen Boden, die andächtige Stille, die nicht mehr bedrohlich wirkte wie am Anfang, sondern sie wie eine Schutzhülle umgab. Captain folgte ihr erst willig, brach dann immer wieder aus, um auf Erkundungstour zu gehen. Er würde sie rechtzeitig warnen, falls ein Grizzly oder ein anderes wildes Tier in der Nähe auftauchte.
    Sie lief immer schneller und verfiel in einen leichten Trab, spürte deutlich, wie gut ihr die plötzliche Anstrengung tat, und welches Glücksgefühl sie beim Atmen der frischen und würzigen Waldluft verspürte. Mit ihren Muskeln lockerten sich auch ihre Gedanken, wich der quälende Druck, den sie während der vergangenen Tage verspürt hatte. Dies war die Freiheit, nach der sie sich im stickigen und engen New York gesehnt hatte, inmitten dieser großartigen Natur war man so ungebunden, wie man es an der Ostküste niemals gewesen wäre. »Schneller, Captain!«, rief sie dem Husky zu. »Das machen wir jetzt jeden Tag! Nur keine Müdigkeit vorschützen!«
    Der Pfad führte quer durch den Wald und mündete auf der anderen Seite in ein weiteres Tal, das keilförmig nach Norden zeigte und sich zwischen den Felsen verlor. Wie Monumente aus einer längst vergangenen Zeit erhoben sie sich – hellgraue, fast weiße Felsen aus brüchigem Kalkstein, der den White Mountains ihren Namen gegeben hatte. Vereinzelte Schwarzfichten hoben sich wie Scherenschnitte davor ab.
    Hannah blieb schwer atmend stehen und blickte zu den verhangenen Bergen empor, empfand die Melancholie, die sich mit dem Herbst über das Land gelegt hatte, plötzlich wie wohltuenden Balsam auf ihrer geplagten Seele. Das Ende des Sommers hatte etwas Romantisches an sich, verbreitete Wehmut über den Verfall der Landschaft, aber auch Hoffnung auf den Zauber des Winters, so streng er auch werden mochte, und die Gewissheit, dass die Natur im nächsten Frühjahr erneut erwachen und blühen würde.
    Sie wandte sich hinter den Felsen nach Osten und wanderte an einem schmalen Bach entlang zur ehemaligen Goldgräbersiedlung und mit zügigen Schritten zum Haus zurück. Zu ihrer Überraschung waren zwei Maultiere, ein Reittier und ein Packtier, vor dem Eingang angebunden. Sie dachte an den Postreiter, verwarf den Gedanken gleich wieder und stutzte, als sie Amos McGarrett in ihrem Schaukelstuhl sitzen sah. Der Fallensteller trug noch dieselbe speckige Kleidung wie auf dem Schiff und paffte an seiner Pfeife, als sie die Veranda betrat. »Amos! Welch wunderbare Überraschung! Was tun Sie denn hier?«
    Das vergnügte Grinsen, mit dem er sie auf dem Schiff immer begrüßt hatte, blieb diesmal aus. »Ich habe Ihren Onkel begraben«, kam er ohne Umschweife zur Sache. »Tut mir leid, Hannah, aber mehr konnte ich leider nicht für ihn tun. Er muss schon eine Weile tot gewesen sein, als ich ihn fand.« Seiner verkniffenen Miene sah Hannah an, dass der Anblick des Toten schrecklich gewesen sein musste. »Er lag in einer Felsspalte. Wenn ich nicht gerade einem Elch auf der Spur gewesen wäre, hätte ich ihn wahrscheinlich nie gefunden. Ich nehme an, er wurde von einer Bärin angefallen, so wie er zugerichtet war. Ich weiß nicht, wie ich’s anders sagen soll, Hannah, aber ich hab ihn nur an seiner Jacke erkannt, diese langen Fransen mit den Perlen hatte nur er.«
    Es dauerte eine ganze Weile, bis die Worte in ihr Bewusstsein gedrungen waren. Obwohl sie sich längst darüber im Klaren gewesen war, dass ihr Onkel nicht mehr lebte, war sie dennoch schockiert. »Sind Sie sicher, dass er es war?«
    »Ganz sicher«, bestätigte er, »in seiner Jacke stand sein Name, fein säuberlich mit Tinte geschrieben.« Er zog einen kleinen Lederbeutel aus seiner Tasche und reichte ihn ihr. »Den hatte er bei sich … Der gehört jetzt wohl Ihnen.«
    Sie griff nach dem Beutel, immer noch benommen von der Schilderung des Fallenstellers, öffnete ihn und erkannte zu ihrem Erstaunen, dass er mit Goldkörnern gefüllt war. Ihr blieb für einen Moment der Atem weg. »Das ist … Gold!«
    »Genug, um ein paar Jahre über die Runden zu kommen.« Es klang nüchtern aus seinem Mund. »Können Sie gut gebrauchen, nehme ich an.«
    Sie war so überrascht, dass ihr keine Antwort einfiel. Entgeistert starrte sie auf die matt glänzenden Goldkörner in dem Lederbeutel. »Das ist … Wahnsinn!«, sagte sie schließlich. »Ich hab einen Brief gefunden, in dem steht, dass er meiner Mutter Gold

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