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Im Land des weiten Himmels

Im Land des weiten Himmels

Titel: Im Land des weiten Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Wolfe
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vermacht, hab es aber nirgendwo gefunden.«
    McGarrett saugte an seiner Pfeife. »So einen Schatz lässt man nicht im Haus liegen, den trägt man am Körper.«
    Sie blickte immer noch auf das Gold. »Sie hätten mir nichts zu sagen brauchen und mit dem Gold verschwinden können …«
    »So einer bin ich nicht.« Er wirkte fast ein wenig beleidigt. »Und wenn ich Marys Vater den ganzen Beutel geben würde, bekäme ich sie nicht zurück. Sie hat mir den Laufpass gegeben, wissen Sie? Sie ließ mich wegen eines jungen Flegels stehen, dabei wusste der Möchtegernkrieger nicht mal mit einem Gewehr umzugehen. Schoss mir beim Zielschießen beinahe ein Ohr ab, obwohl ich direkt hinter ihm stand. Ein Jammer, nicht wahr? Die ersten Tage war ich ziemlich fertig. Eigentlich hatte ich den Winter bei der schönen Mary verbringen wollen, in ihrer warmen Hütte. Wir zwei unter einem warmen Bärenfell … Wirklich ein Jammer! Nur gut, dass es das Alkoholverbot gibt! Sonst hätten Sie mich nicht wiedererkannt, Miss. Aber inzwischen geht’s mir wieder besser.« Er begrüßte den Husky, der sich zögernd blicken ließ und genüsslich den Kopf hob, als Garrett seinen Nacken kraulte. »Das mit Ihrem Onkel tut mir leid.«
    Hannah nickte. »Wie wär’s mit einem kräftigen Eintopf und heißem Kaffee? Und zum Nachtisch hab ich Kuchen, als hätte ich geahnt, dass Sie heute vorbeikommen. Geht aufs Haus, weil Sie es sind, Amos.« Sie öffnete die Tür und ließ ihn ein. »Setzen Sie sich! Ich will mich nur ein wenig frischmachen.«
    Sie ging in die Küche, warf zwei Holzscheite ins Herdfeuer und schob den Topf auf die heiße Platte. Während der Eintopf, der immer für ein paar Tage reichte, sich langsam erwärmte, stieg sie zu ihrem Zimmer hinauf und setzte sich mit dem Beutel in der Hand auf den Bettrand. Sie konnte es noch immer nicht fassen. Mit einem Schlag war sie zumindest ihre finanziellen Sorgen los. Natürlich tat ihr der tote Onkel leid, aber sie hatte ihn nur ein paarmal gesehen, und da war sie noch ein Kind gewesen, ihre Trauer hielt sich in Grenzen. Es war eher so, dass sie sich klein und unsicher fühlte hier draußen in der Wildnis, jetzt, wo feststand, dass ihr Onkel ihr nie helfen würde. Sie hielt den Beutel hoch und blickte aus dem Fenster. »Danke, Onkel Leopold! Vielen Dank! Ich hoffe, du triffst dort oben meine Mutter wieder! Ich hoffe, ich enttäusche dich nicht.«
    Sie beschloss, so bald wie möglich ein Geheimfach für das Gold in ihre Hosen zu nähen, verstaute den Beutel fürs Erste in der Kommode, wusch sich und wechselte die Kleidung. In einem schlichten Rock und einer weißen Bluse kehrte sie in den Gastraum zurück. Sie nahm die Kaffeekanne vom heißen Herd und brachte sie mit zwei Bechern zum Tisch, schenkte ihm und sich ein und brachte McGarrett einen Teller mit Eintopf. »Und es besteht nicht die geringste Hoffnung auf eine Versöhnung?«, fragte sie, um sich und ihn auf andere Gedanken zu bringen.
    »Mit Mary?« Der Eintopf schmeckte ihm sichtlich. Er schmatzte und schlürfte, als hätte er seit Tagen nichts gegessen. »Wo denken Sie hin? Soll sie doch mit dem jungen Schnösel glücklich werden. Ich würde sie nicht mal nehmen, wenn der Kerl sie morgen verlassen würde. Amos McGarrett ist doch kein Notnagel. Die zweite Geige hab ich noch bei keiner Lady gespielt.«
    »Und am Ende stehen Sie allein da«, sagte sie. »Das kommt davon, wenn man in jedem Dorf eine andere hat. Sie hätten einer Frau treu bleiben müssen, dann würden Sie jetzt nicht allein in die Berge reiten und Trübsal blasen.«
    Er kaute gierig. »Trübsal blasen? Von wegen, Miss, ich ziehe mich nur mal einen Winter aus dem Geschäft zurück. Hab Buddy, dem Postreiter, zwei Maultiere abgekauft und will ein paar Fallen in den Bergen auslegen. Was glauben Sie, was so ein paar schöne Hermelinfelle bei den Ladys ausrichten! Im Frühjahr bin ich wieder beweibt, da geb ich Ihnen Brief und Siegel drauf.«
    »Und erleben wieder einen Reinfall.«
    »Diesmal nicht«, versicherte er ihr, »diesmal such ich mir eine Frau fürs Leben. Ich komme langsam in die Jahre, Miss, da muss man auch an seine Altersversorgung denken. Eine Squaw, die noch jung und stark genug ist, um Kinder zu gebären, und einen alten Mann waschen und füttern kann. Das soll nicht heißen, dass ich zu nichts mehr nütze bin, ganz im Gegenteil. Was die … Na, Sie wissen schon … Was das betrifft, schlage ich die jungen Burschen immer noch um Längen. Mary weiß gar nicht, was sie

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