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Im Land des weiten Himmels

Im Land des weiten Himmels

Titel: Im Land des weiten Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Wolfe
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Besen rum, wenn ich kam. Kommt mir beinahe so vor, als hätte sich ein anderer in seinem Haus ausgetobt.«
    »Und wer tut so was?«
    Er zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Ein Indianer, ein betrunkener Fallensteller … Ein Bär kann’s nicht gewesen sein, der wäre nicht in den ersten Stock hoch gekommen.«
    Hannah war nicht nach Lachen zumute. Sie war unendlich erschöpft. »Meinen Sie wirklich, er ist auf der Jagd?«, fragte sie, von düsteren Ahnungen geplagt. »So wie es hier aussieht, muss er schon etliche Tage unterwegs sein.«
    »Sein Gewehr hat er dabei.« Buddy deutete auf die Haken über der Tür. »Vielleicht ist er einem Elch auf der Spur. Das Fleisch würde ihn durch den ganzen Winter bringen.«
    »Und wenn ihm etwas zugestoßen ist?«
    »Der Dutchman ist ein vorsichtiger Mann, der würde nie etwas Unüberlegtes tun und sich unnötig in Gefahr bringen. Die ganzen Jahre hat er nie einen Kratzer abbekommen.« Er blickte auf die offene Tür. »Wenn wenigstens Captain hier wäre, der könnte uns bestimmt sagen, wo er ist.«
    »Captain? Was für ein Captain?«
    »Sein Husky«, erklärte Buddy. »Nicht gerade der beste Wachhund unter der Sonne. Der würde nicht mal bellen, wenn ein Grizzly vor der Tür stände, und vor einen Schlitten hat den auch noch niemand gespannt. Der war selbst in seinen besten Jahren zu träge. Ihr Onkel hat ihn aus Kanada mitgebracht.«
    »Hier ist kein Hund.«
    »Vielleicht hinter dem Haus, da liegt er am liebsten. Obwohl er mir sonst immer entgegenspringt, wenn ich komme. Er müsste schon sehr krank sein, wenn er dort liegen bliebe.«
    Aber sein Platz hinter dem Haus war leer, und bei der Anlegestelle, einem seiner Lieblingsplätze, wie der Postreiter verriet, lag er auch nicht. »Captain!«, rief der Postreiter. »Captain! Wo steckst du?«
    Als einzige Antwort kam ein dumpfes Echo, oder zumindest schien es Hannah so. Dann wurde es wieder still, und nur noch das leise Rauschen des Flusses war zu hören.
    Buddy trat vor das Boot, das fest vertäut im Ufersand lag und schon einige Zeit nicht mehr benutzt worden war, wie er an den rostigen Scharnieren erkannte. Das Wasser schwappte um seine Beine, als er sich darüberbeugte.
    »Vielleicht ist er in der Mine«, sagte Buddy. Er ließ nicht erkennen, ob er den Dutchman oder dessen Husky meinte.
    Sie gingen zum Haus zurück und durch den lichten Wald zu den Felsen. Der Pfad zwischen den Bäumen war feucht und stellenweise morastig, wurde steiniger und stieg dicht vor der Felswand zu einer tunnelartigen Öffnung im Stein an.
    Buddy kniff die Augen zusammen und blickte in die dunkle Mine. »Dutchman! Captain! Seid ihr da drin? Ich bin’s … Buddy Lyman. Ihre Nichte ist bei mir, Dutchman!«
    Die einzige Antwort war ein leises Jaulen.
    »Captain!«, sagte der Postreiter tonlos.
    Er lief in die Mine hinein, gefolgt von Hannah, die einige Zeit brauchte, bis sich ihre Augen an das Halbdunkel gewöhnt hatten. Der Stein war kalt und feucht. Sie tastete sich langsam und vorsichtig an der Wand entlang und atmete erleichtert auf, als der Postreiter ein Streichholz anriss und sie wenigstens für einige Augenblicke erkennen konnte, wohin sie lief.
    Der Schacht reichte keine fünfzig Schritte in den Fels hinein und erinnerte sie an die Höhle in der alten Heimat, in der sie als Kinder nach verborgenen Schätzen gesucht hatten. Doch diese Mine wirkte dunkler und geheimnisvoller und beherbergte tatsächlich einen Schatz, denn nur wenige Goldsucher konnten sich so glücklich schätzen wie ihr Onkel, dem es gelang, mit dem Ertrag seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, wenn auch nur »einigermaßen«, wie sich ihr Onkel ausgedrückt hatte. Kaum ein Goldsucher war in Kanada oder Alaska zum Millionär geworden, so hatte es damals auch in den New Yorker Zeitungen gestanden.
    Die Flamme erlosch, und sie tasteten sich ein paar Schritte in vollkommener Dunkelheit voran. Bald darauf leuchtete ein weiteres Streichholz auf, und sie sah den Postreiter neben einem Husky auf dem Boden knien. Sie näherte sich ihnen zögernd. »Hallo, Captain«, sagte sie leise. Sie ging in die Hocke und blickte dem Husky in die Augen. Im flackernden Licht der Streichholzflamme wirkten sie unsagbar traurig. »Wir suchen dein Herrchen. Hast du meinen Onkel gesehen?«
    Buddy deutete auf eine Jacke, die ihr Onkel wohl während der Arbeit ausgezogen und auf dem felsigen Boden liegen gelassen hatte. »Er glaubt sicher, dass sich der Dutchman irgendwo im Stollen versteckt hat. Aber hier ist

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