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Im Land des weiten Himmels

Im Land des weiten Himmels

Titel: Im Land des weiten Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Wolfe
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er nicht, und gearbeitet hat er hier auch lange nicht mehr.« Er hielt die Flamme gegen die Felswand. »Sieht ganz so aus, als würden seine Goldvorräte langsam zur Neige gehen.«
    »Und warum ist Captain dann hier?«
    »Er muss nach ihm gesucht haben. Die Jacke ist das Einzige, was in dem Stollen noch an ihn erinnert.«
    »Dann ist ihm doch was passiert. Hunde spüren so was.«
    »Schon möglich«, räumte er ein. In dem schwachen Licht, das durch den Tunneleingang hereinfiel, war sein Gesicht kaum zu sehen. »Und irgendwelche Schmutzfinken hatten sich in seinem Haus breitgemacht.« Er gab Captain einen aufmunternden Klaps und stand auf. »Sie sagen, er ist schwer krank?«
    Sie nickte. »So stand es in dem Brief, den er an meine Mutter geschrieben hat. Sie glauben doch nicht …«
    »Könnte sein, dass er zu einem Medizinmann gegangen ist. Die vollbringen manchmal wahre Wunder. Ich hab von einem gehört, der angeblich Tote zum Leben erweckt.«
    »Und wenn er sich verirrt hat? Oder mit einem gebrochenen Bein im Wald liegt? Wenn er Hilfe braucht?«
    Er riss ein weiteres Streichholz an und führte sie aus dem Stollen. Captain folgte ihnen und kehrte sofort zum Haus zurück, als sie im Freien waren. Hannah nahm an, dass er sich auf seinen Lieblingsplatz hinter dem Haus zurückzog und sich seinem Kummer hingab.
    »Ich sehe mich in der Gegend um und frage auch bei den Indianern nach, bevor ich nach Fairbanks zurückreite«, sagte er, und als sie lautstark protestierte und mit ihm reiten wollte: »Allein komme ich schneller voran. Außerdem haben Sie hier genug zu tun! Machen Sie Klarschiff, richten Sie sich ein, lernen Sie, ein Gewehr zu bedienen. Wer weiß, vielleicht taucht Ihr Onkel in der Zwischenzeit wieder auf, und ich suche ganz umsonst nach ihm.«
    Er schwang sich auf sein Maultier und reichte ihr die Zügel der anderen Tiere. »Allein komme ich besser voran. Ich sehe noch mal nach Ihnen, bevor ich zurückreite, okay? Und keine Alleingänge! Leben Sie sich erst mal ein, bevor Sie größere Ausflüge machen. Bis später, Missy!«
    Hannah blickte ihm nach, bis er zwischen den Bäumen verschwunden war, und band die Maultiere an einen Vorbaubalken. Auf der Veranda blieb sie benommen stehen. So hatte sie sich die Ankunft nicht vorgestellt: ihr Onkel Leopold verschollen. Sie selbst mit kaum einem Penny und ohne die geringste Hoffnung, in nächster Zukunft etwas verdienen zu können. Das Haus verwüstet. Was hatte sie nur getan, um auf diese Weise vom Pech heimgesucht zu werden? Hatte sie in New York nicht genug durchgemacht?
    Sie lief eine Weile auf der Veranda auf und ab und hielt sich dann, Tränen in den Augen, an der offenen Tür fest. Zum ersten Mal fragte sie sich, ob es richtig gewesen war, nach Alaska zu reisen. Würde es ihr hier wirklich besser gehen? Oder war sie vom Regen in die Traufe geraten? Die Goldmine gab nichts mehr her, und selbst wenn sie dort fündig geworden wäre, hätte sie nicht gewusst, wie sie es abbauen sollte. Wie sollte sie in dieser Einsamkeit ohne ihren Onkel über die Runden kommen? Wäre es nicht besser, in die Stadt zurückzukehren und sich dort Arbeit in einer Fabrik oder als Bedienung zu suchen?
    »Niemals!«, beantwortete sie ihre Frage selbst. »Du hast New York überstanden und wirst auch diese Pechsträhne überstehen. Irgendwann geht sie vorbei, dann wirst du dem lieben Gott auf Knien danken, die Flinte nicht ins Korn geworfen zu haben. Man kann das Glück auch zwingen, mit guten Ideen und mit harter Arbeit – vor allem mit harter Arbeit.«
    Entschlossen kehrte sie ins Haus zurück. Sie legte Jacke und Hut ab, band sich eine Schürze um, krempelte die Ärmel ihrer Bluse hoch und machte sich an die Arbeit. Auf dem Ofen, weil sie das Feuer im Herd noch nicht angefacht hatte, erhitzte sie einen Topf mit frischem Wasser, das sie aus dem nahen Fluss schöpfte, anschließend machte sie sich daran, die Böden im Erdgeschoss gründlich zu scheuern. Den Abfall sammelte sie in einem Beutel, der in der Küche hing, das schmutzige Geschirr stapelte sie in der Schüssel, die sie ebenfalls mit heißem Wasser gefüllt hatte. Mit einem feuchten Lappen wischte sie Schränke, Tische, Stühle und den verklebten Herd ab. Sie arbeitete so angestrengt, dass sie gar nicht merkte, wie die Zeit verging, und überrascht aufblickte, als draußen Hufschlag zu hören war. Sie trat auf die Veranda und sah den Postreiter von seinem Maultier steigen.
    »Nichts«, berichtete er erschöpft. »Ich hab die

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