im Landschulheim
dichtete viele Strophen dazu, bis der alte Abschluss kam und jedes Mal neu bejubelt wurde:
Nun seid mir nur nicht bi-ba-bange, dies Lied, das währt noch li-la-lügen will ich nicht zuletzt, denn es ist zu Ende jetzt.
Die verrücktesten Verse brachte sie ihnen bei:
Ihr Diener, meine Herrn, Äpfel sind keine Bern, Birn sind keine Äpfel, die Wurst hat zwei Zepfel ...
Eines Tages hinkten die Kinder plötzlich. Am Nachmittag ging es an: hinkepott, hinkepott ... Was war das für ein Unfug? Die Älteren grinsten, doch die Kleinsten humpelten unbeirrt weiter.
„Nun hört aber auf“, rief Frau Busch. „Jetzt reicht es.“
Die Lindenhof-Mädchen staunten, Karolin schmunzelte, und Erika wusste sofort, woher der Wind wehte: „Bestimmt steckt Berti dahinter.“
Natürlich! Sie hatte den Kindern gesagt: „Ich will euch etwas verraten: Wenn ich mal ein Heinzelmännchen sehen will, humple ich einen ganzen Nachmittag. Dann erscheint mir eines etwa eine Stunde nach dem Schlafengehen.“
Ausprobieren konnten die Kinder es nicht: Eine Stunde nach dem Schlafengehen schliefen sie längst. Einem Heinzelmännchen oder anderen Geistern konnten sie höchstens im Traum begegnen.
Berti behauptete auch, man könne nachts mit dem Mond sprechen, wenn man am Nachmittag fünfmal im Nachthemd schweigend durch den Flur wanderte und niemandem begegnete.
Doch keinem glückte es. Sie wurden alle bei ihren Spaziergängen erwischt und sie wussten nicht recht: Stimmte das, was Berti erzählt hatte, oder hatte sie geschwindelt?
Einmal fing Berti es ganz schlau an und alle Großen - von Frau Wagner bis zu Rosel - waren ihr herzlich dankbar. Das war drei Tage, bevor die Hausmutter im Heim zurückerwartet wurde. Sie hatten Hilfe in der Küche, wenn auch Rosels Tante nur zwei Tage geblieben war. Aber es klappte natürlich längst nicht so tadellos wie bei der Hausmutter und sie freuten sich alle auf ihre Rückkehr.
„Wenn sie kommt, muss alles blitzen“, sagte Karolin morgens beim Frühstück. „Sie darf kein Stäubchen entdecken. Und wir werden ihr eine Girlande über die Tür hängen. Alle müssen helfen!“
Es war geradezu unheimlich, wie die Kleinen zupackten! Sie schleppten Tannengrün für die Girlande herbei, sie brachten ihre Schuhe auf Hochglanz und gleich noch einige Paar von den Großen mit. Sie versprachen, die Bestecke zu polieren, und erfanden hundert Möglichkeiten zu helfen. Und wie brav sie waren! Es war nicht zu fassen!
Die jungen Mädchen sprachen abends noch darüber, als sie wie gewöhnlich zusammensaßen.
„Manchmal war es ja komisch“, erzählte Jutta. „Da kam Rosel mit einem Eimer voll Kartoffeln über den Flur. Thomas, Fred und Uschi wollten helfen und schlugen sich beinahe vor lauter Eifer. Ergebnis: Die Kartoffeln kullerten die Treppe runter. Die drei purzelten förmlich hinterdrein. Ich möchte nur wissen, woher diese Arbeitswut kommt. Was ist bloß in die Kinder gefahren?“
„Kunststück!“, sagte Berti lachend. „Wisst ihr, warum sie das getan haben?“
„Nun, was hast du da wieder ausgeheckt?“
„Ganz einfach! Ich habe ihnen erzählt, wie sonderbar es mir als Kind gegangen ist. Da habe ich nach Tagen, an denen ich irgendetwas Nettes getan hatte, das auf einen Zettel geschrieben und den Zettel in den linken Schuh gesteckt. Dann fand ich am Morgen im rechten Schuh eine Belohnung. Ihr braucht bloß nachzusehen, ob in den linken Schuhen Zettel stecken!“
Tatsächlich, Berti hatte recht!
„Aber dann müssen wir auch für die Belohnung sorgen“, meinte Erika und die andern stimmten ihr zu. Sie suchten Süßigkeiten zusammen, die sie in ihren Schränken hatten, und versteckten sie in den Schuhen. Berti stand schmunzelnd dabei und sagte lachend: „Nun brauche ich wenigstens nicht meine ganzen Vorräte zu opfern. Das hätte ich sonst nämlich getan!“
Die Kinder freuten sich am Morgen und riefen Berti: „Guck, Tante Berti, wir haben wirklich etwas gefunden!“
„Na fein“, antwortete sie. „Ich habe es ja gleich gewusst. Aber ihr dürft nicht denken, dass es nun immer so weitergeht“, setzte sie vorsorglich hinzu. „Gute Taten sollen zur Gewohnheit werden, ohne dass man immer eine Belohnung dafür erwartet.“
Das klang betrüblich. Der Eifer der Kinder ließ merklich nach.
Die Hausmutter war über den festlichen Empfang ganz gerührt. Arbeiten konnte sie freilich noch kaum, denn sie saß mit ihrem Gipsbein fest. Doch dass sie „regierte“, Anweisungen für den Speisezettel gab und
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