Im Leben wird dir nichts geschenkt.
Summe. Freunde sagten mir, es sei verrückt von mir, mich damit zu begnügen, ich hätte durch Anwälte Millionen erstreiten können, trotz des Ehevertrags, aber ich brachte es nicht über mich, einen Mann vor den Kadi zu zerren, von dem ich mich gerade trennte. Den wohlmeinenden Ratschlägen zum Trotz war ich zu einem Neubeginn entschlossen.
Am 13. Juli 1987, nachdem der Papierkram ohne viel Hin und Her erledigt war, begann mein neues Leben. Ich war gerade mal vierundzwanzig und hatte schon zwei Scheidungen durchgemacht, hatte ein Kind und zählte einige der wohlhabendsten und erfolgreichsten Menschen der Welt zu meinen Bekannten, obwohl ich selbst gerade ziemlich arm war .
KAPITEL VIERZEHN
DER ITALIENISCHE SUPERSTAR
E s hagelte nicht gerade Angebote für die lesbische Ex-Frau von Sylvester Stallone, die ihn im Zuge der Scheidung um 100 Millionen Dollar erleichtern wollte, wie man glaubte. Keine Filmrollen, gar nichts. Es war aus. Mein Agent verweigerte mir die Zusammenarbeit, und von all den Produzenten und Regisseuren, die zuvor so erpicht darauf gewesen waren, mich zu engagieren, hörte ich nichts mehr. Später erfuhr ich, dass man mich auf eine schwarze Liste gesetzt hatte und mir somit jedes Engagement verwehrt blieb, was ich zu dem Zeitpunkt aber nicht wusste.
Ich bekam Heimweh und hatte das Gefühl, in die Alte Welt zurückkehren zu müssen. In Europa herrschten aufregende Zeiten: Die Berliner Mauer war noch nicht gefallen, aber der junge Aktivist Mathias Rust beeindruckte mit seiner kühnen Landung in einer kleinen Zivilmaschine der Marke Cessna auf dem Roten Platz in Moskau. Auch in der Musikwelt tat sich einiges. Michael Jackson brachte Bad mit seiner grandiosen Single »Man in the Mirror« heraus. Wenn es einen Song auf dieser Welt gab, den ich gern selbst geschrieben hätte, dann diesen. Er singt über den Wunsch, die Dinge zu ändern – und darüber, dass man, wenn man die Welt ändern will, zunächst tief in die eigene Seele blicken muss; man muss in den Spiegel blicken. Das kam mir entgegen – ich war bereit, mich zu ändern. Es erschien mir wie eine Botschaft, die an mich persönlich gerichtet war, und die Worte Michael Jacksons gaben mir in Momenten der Einsamkeit Kraft.
Der Sturm, der mich erfasste, warf mich um. Freunde kehrten mir den Rücken, und ich musste einiges in meinem Leben neu bewerten. Viele Versprechen entpuppten sich als leer, doch wenigstens war ich gesund. Mir blieb mein Humor, und ich hatte noch meine Familie – wenn auch in großer Entfernung – und Kelly an meiner Seite. Doch vor allem anderen hatte ich noch meinen wunderbaren Sohn. Die wirklich wichtigen Menschen in meinem Leben waren auf meiner Seite, und sie unterstützten mich voll und ganz. Als dann auch noch 500 000 Dollar von Sylvester auf meinem Bankkonto landeten, konnte ich mir sogar ein kleines Haus leisten.
Kelly half mir dabei, die Dinge positiv zu sehen. Ich dachte viel an die schönen Erinnerungen mit Sylvester, und Kelly brachte mich schließlich dazu, wieder in Los Angeles auszugehen. Auch wenn es mir wirklich schlecht ging, sah ich immer noch sehr gut aus – ich war damals eine attraktive Erscheinung. Die Paparazzi verfolgten mich immer noch, während ich versuchte, über Sylvester hinwegzukommen, doch zum Glück gab es noch kein Internet und also auch kein YouTube. Mir blieb eine gewisse Privatsphäre erhalten.
Zu Hollywoods angesagtesten Clubs gehörte eine sehr coole Feuerwehrstation, die De Niro und Joe Pesci umgebaut hatten und die wir stürmten. Wir feierten mit Jack Nicholson und George Michael – ich muss schon sagen, ich hatte noch nie so gut getanzt wie mit George Michael, obwohl ich wusste, dass er schwul war, wirklich jammerschade! In einer ruhigen Ecke saß Michael Jackson, er ging nicht auf die Tanzfläche, obwohl er dieses Charisma auf die Bühne brachte, aber er war auch nicht verschlossen – man konnte lange Gespräche mit ihm führen, und zuweilen war er recht witzig.
Schließlich kam endlich ein Angebot aus dem Ausland. Eine italienische Firma bot mir für die Ko-Moderation einer Fernsehshow zur besten Sendezeit in Italien eine Million Dollar an. Ihre Einschaltquote lag regelmäßig bei über 15 Millionen und konnte zu Weihnachten die 30-Millionen-Grenze knacken. Ich konnte aus meiner Zeit als Model und Schauspielerin in Red Sonja noch ein wenig Italienisch, doch es reichte nicht, um ein Gespräch zu führen. Nichtsdestotrotz war man an mir als der Ex-Frau von Sylvester Stallone
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