Im Leben wird dir nichts geschenkt.
sehr interessiert, und Geld war auf dem Höhepunkt der Achtzigerjahre kein Problem. Ich war begeistert. Perfekt!, dachte ich. Ich werde Sylvester zeigen, dass ich ihn nicht verklagen muss, um an Geld zu kommen, dass ich auf eigenen Füßen stehen kann. Die Leute wollen mich, und ich kann mein Geld mit Dingen verdienen, die mir wirklich Spaß machen.
Als mein Flieger in Italien landete, war es surreal – als wären die Beatles oder Tina Turner angekommen. Ich dachte, die Menge, die mich begrüßte, würde mich erdrücken. Das versetzte mich in Panik, denn ich hatte gehofft, jetzt, da ich auf mich allein gestellt war, mehr Freiheit zu genießen. Die Italiener zeigten ihre Zuneigung auf sehr körperliche Weise, und diese Art Aufmerksamkeit war ganz anders als das, was mir in Deutschland oder den USA entgegengeschlagen war, doch ich stürzte mich gleich in die Arbeit und überall, wo ich hinging, wurde ich wie ein VIP von der Polizei begleitet.
Die Fernsehshow lief sieben Monate, und in dieser Zeit pendelte Kelly mit mir zwischen Rom und LA. Ich verdiente viel Geld und hätte jeden Mann haben können. Ich war auf dem Gipfel meines Erfolgs angelangt, wo es keinen Unterschied machte, wie ich aussah oder was für ein Mensch ich wirklich war. Hauptsache berühmt – dabei fühlte ich mich recht einsam. Außerhalb der Arbeit hielt ich Distanz. An den meisten Tagen rackerte ich mich ab und ging dann einfach nach Hause, schaltete den Computer an, entspannte mich bei einem Videospiel und nickte ein. Kelly machte sich bald ernste Sorgen um mich. Ich wurde misstrauisch gegenüber anderen Leuten. Hatte irgendjemand ein aufrechtes Interesse an mir? Würden sie mich auch dann noch mögen, wenn ich wieder die ganz normale Gitte wäre, oder wollten sie nur einen Abend mit Brigitte Nielsen verbringen?
Kelly sagte mir, meine Ängste seien reine Einbildung. »Komm drüber weg – und lass die Sau raus«, sagte sie und schlug mir ein Gegenmittel zu meinem einzelgängerischen Leben vor. »Warum machst du nicht Party und hast Sex?« Aber ich hielt das für keine so gute Idee, und so ging es weiter: Ich lebte im Studio und ging zum Schlafen nach Hause … bis ich in einer Zeitschrift blätterte, die jemand am Set liegen gelassen hatte. Ich blätterte ein bisschen darin und versuchte, das Italienisch zu verstehen, bis ich auf einen Artikel über einen American-Football-Spieler stieß. Ein großformatiges Bild von ihm prangte über dem Bericht, und ich erinnerte mich an Kellys Ratschlag. Ich hatte noch nie von diesem Mark Gastineau gehört, doch ich sagte zu ihr: »Okay, setz dich mit dem Kerl in Verbindung. Ich möchte ihn kennenlernen!«
»Aber er ist wieder in den Staaten«, protestierte sie. »Schau dich besser hier um.«
»Nein«, sagte ich. »Das ist der Mann, den ich kennenlernen will. Und ich möchte, dass du das für mich regelst.« Dem Artikel nach war Mark nicht nur wirklich nett, sondern auch in einer traditionell religiösen Familie auf einer Ranch irgendwo auf dem Lande in Arizona aufgewachsen. Er hatte sein ganzes Leben lang mit Pferden zu tun gehabt und war kein Filmstar, sondern Sportler. Das war noch etwas, was mich zu ihm hinzog. »Wenn ich schon einen haben kann«, sagte ich, »dann will ich ihn.« Kelly und ich lachten über die ganze Sache – denn man stelle sich vor, da war nun dieser Mann, der auf einer Farm im Western-Sattel aufgewachsen war, an Rodeos teilgenommen und bereits 1979 an der High School mit American Football angefangen hatte. Wenig später nahmen ihn die New York Jets unter Vertrag. Ich war von der Geschichte hin- und hergerissen und fühlte mich bei manchen Anekdoten an meine eigene Kindheit in Dänemark erinnert, besonders bei Marks frühen Jahren in freier Natur. Außerdem sah ich einen kräftigen, willensstarken Mann, der Profisportler war.
Binnen weniger Wochen hatte Kelly es gedeichselt, dass Mark und ich uns anlässlich seines Promotion-Besuchs für seine Mannschaft in LA im Beverly Hills Hotel trafen. Oh mein Gott! War mein erster Gedanke, als er in meinem Zimmer stand – er sah wie ein Schrank aus. Er war so breit wie lang, wog etwa hundertdreißig Kilo und war fast zwei Meter groß. In meinem ganzen Leben hatte ich noch keinen so kräftigen Riesen gesehen. Arnold Schwarzenegger und Sylvester nahmen sich im Vergleich zu diesem Koloss namens Mark Gastineau wie kleine Jungen aus. Was man Mark dagegen nicht ansah, war die Tatsache, dass er ungeachtet seiner wuchtigen Gestalt flink wie eine
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