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Im Leben wird dir nichts geschenkt.

Im Leben wird dir nichts geschenkt.

Titel: Im Leben wird dir nichts geschenkt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Nielsen
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eine verbeulte alte Kiste, innen nicht weniger schmutzig als außen, die einen mächtigen Gestank verbreitete. Der Wagen als solcher war mir egal, doch er hätte sich vielleicht überlegen können »okay, sie kommt zu Besuch …« und ihn wenigstens waschen lassen können. Mein Vater hatte einen alten VW, ich war also nicht verwöhnt, aber Dads Wagen war wenigstens innen sauber. Mark war ein Superstar – es war einfach so merkwürdig, dass er ein solches Auto fuhr. Alles an diesem Besuch war äußerst seltsam. Vielleicht war Mark einfach nur ein Cowboy, ein bodenständiger Junge. Schließlich hatte mich das für ihn eingenommen. Doch jetzt war ich mir da nicht mehr so sicher. Ich konnte wirklich nicht mehr sagen, was ich mir dabei gedacht und wieso ich mich auf diese Sache eingelassen hatte.
    Wir verließen den schmuddeligen Flughafen und machten uns auf den Weg über schmale Straßen tief ins ländliche Arizona. Sobald wir Scottsdale und Phoenix hinter uns hatten, wichen die geteerten Straßen unbefestigten Wegen, und wir holperten Gott weiß wohin. Es war stockdunkel, und ich saß nervös mitten im Niemandsland in dieser stinkenden Rumpelkiste neben diesem riesigen Bär von einem Mann. Den ich nicht wirklich kannte, oder? Und wie sollte ich mich wehren, falls er plante, mit mir in irgendein Loch dort draußen in der Wüste zu fahren? Allmählich erfasste mich echte Panik. […] Ich ging in mich. Du bist jung, naiv, verwöhnt und dämlich, konstatierte ich. Ich war inzwischen so in Angst und Schrecken, dass ich eine Weile brauchte, um zu merken, dass wir in eine Gegend gekommen waren, die selbst im Dunkeln ein wenig an Palm Springs in Kalifornien erinnerte. Mark bog von der Straße ab, fuhr eine lange Einfahrt hinauf und parkte vor einer großen, schönen Villa. Bei Tageslicht würde all dies wie die Wisteria Lane aus Desperate Housewives aussehen. Na, siehst du, Gitte , dachte ich, vielleicht wird es gar nicht so schlimm . Mark schien meine Gedanken gehört zu haben. »Aha!«, sagte er wieder mit diesem neckischen Lachen. »Wir sind da, Schätzchen! Und ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass ich überhaupt keine Möbel im Haus habe.« Oh, und dabei hatte ich mich gerade ein wenig entspannt. Im Haus brannte Licht … Hatte er es gerade erst ausgeraubt oder was? Doch er stieg aus und zog einen Schlüssel zu der riesigen hölzernen Flügeltür heraus, die bis zum Dach hinaufreichte.
    Drinnen gab es überall Holz und dicken, cremefarbenen Teppichboden. Und, wie er gesagt hatte, sonst nichts. Das Haus war fünfhundert Quadratmeter groß – das ist eine Menge nichts. Unsere Stimmen hallten leer bis zu den hohen Decken. Ich dachte daran, wie ich durch den geschäftigen Flughafen von Los Angeles gehetzt war. Jetzt konnte ich nicht einmal nach Scottsdale zurück, da ich keine Ahnung hatte, wie wir im Dunkeln hierhergekommen waren. Das hier war nicht sicher.
    »Ich besorge bald Möbel«, sagte Mark, was mich nicht wirklich beruhigte, »aber jetzt führe ich dich erst einmal herum.« Und so schleifte er mich durch dieses riesige, leblose Haus. Marks Schlafzimmer wirkte am unheimlichsten – es schien noch größer als die übrigen Räume und enthielt nichts anderes als zwei alte Matratzen auf dem Boden. Das war schlimmer, als wenn der Raum völlig leer gewesen wäre. Ich starrte sie an und konnte darin nur die allzu offensichtlichen Zeichen für einen erschreckenden Plan erkennen. Ich war dumm genug, irgendwie draufloszuplappern. »Sehr schön … Du richtest das Haus also bald ein … Wirklich sehr hübsch …« Doch in einer filmreifen Szene, bei der nur noch die schrille Geigenuntermalung fehlte, war ich der Panik nahe.
    Ich versuchte, ihn in ein anderes Zimmer zu führen, doch wir landeten schon bald wieder im Schlafzimmer, wo er mich ein weiteres Mal in die Höhe hob, um mich diesmal auf die Matratze zu werfen. Er legte sich mit seinem riesigen Körper auf mich und zog meinen Kopf an sich heran. Ich dachte, mein letztes Stündlein hatte geschlagen, doch er flüsterte mir nur ins Ohr: »Egal, was passiert, hab keine Angst, falls du aber doch Angst hast … dann sieh nach oben.« Es war nicht zu fassen. Worauf sollte ich gucken? Sieh nach oben … Ich war so von den Matratzen gebannt und die Decken in diesem Haus waren so hoch, dass ich erst jetzt hoch über mir Hunderte herzförmige Luftballons sah, die unter der Decke schwebten, jeder mit dem Schriftzug »Ich liebe dich«.
    Meine Erleichterung war unglaublich, und

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