Im Leben wird dir nichts geschenkt.
Katze war.
Nach ein paar Drinks und einer zwanglosen Unterhaltung beschlich mich allmählich der Gedanke, dass ich vielleicht einen Fehler gemacht hatte. Es sprang kein Funke über, es kamen nicht die Gefühle auf, mit denen ich nach der Lektüre des Artikels gerechnet hatte, was uns natürlich nicht daran hinderte, freundlich voneinander Abschied zu nehmen – nur dass er partout nicht ging. Er blieb einfach trotz der fortgeschrittenen Stunde; er war etwas aufdringlich, was mich peinlich berührte. »Also gut«, sagte ich, »aber du musst auf dem Sofa schlafen.« Es war ein unbehaglicher Moment – er war berühmt genug, um deswegen beleidigt zu sein, und außerdem kannte ich ihn nicht – wenn er gewollt hätte, wäre es ihm ein Leichtes gewesen, mich zu überwältigen. Doch er dachte nicht daran, sondern respektierte mich, und das fand ich ziemlich cool von ihm, auch wenn es natürlich nicht besonders cool gewesen war, einfach nicht zu gehen. Aus irgendeinem seltsamen Grund blieben wir nach dieser ersten Begegnung in Kontakt. Ich kam oft genug aus Italien herüber, um mich auf freundschaftlicher Basis weiter mit ihm treffen zu können. Ich weiß auch nicht warum, aber ich beendete die Beziehung nicht. Irgendwie muss ich von ihm und seinem erstaunlichen Körper fasziniert gewesen sein, und so gab ich ihm auch keinen Korb, als er mich am Telefon einlud: »Komm mich in Arizona besuchen«, sagte er. »Ich würde dir gern zeigen, wo ich herkomme.« Ziemlich naiv stimmte ich zu, ohne weiter darüber nachzudenken. Es war ein Flug von Los Angeles nach Scottsdale, und ich bedauerte meine Entscheidung fast augenblicklich, als ich am kleinsten Flughafen eintraf, den ich je gesehen hatte. Mir war ein wenig unheimlich zumute. Das Gebäude wirkte verlassen, die Wände waren kalt, und als ich mich, den kleinen Koffer fest in der Hand, umsah, wurde mir klar, wie wenig ich eigentlich über Mark wusste. Es kam mir alles sehr seltsam vor. Und wo steckte er überhaupt? Während die wenigen Leute aus dem Flieger ausstiegen, wartete und wartete ich, bis ich schließlich ganz allein war. Der Flughafen war schlecht beleuchtet, und allmählich kam ich mir vor wie in einem Horrorfilm: Flughäfen fühlen sich seltsam an, wenn sie leer sind.
Ich war wütend. W as zum Teufel hast du dir dabei gedacht? Du kommst allein hierher, hast nicht einmal seine Telefonnummer – du bist ein Vollidiot! Immer noch den Koffer fest in der Hand, wanderte ich in dem schummrigen Ankunftsgebäude herum und suchte nach einem Telefon. Ich hatte ein paar Münzen und wollte jemanden anrufen. Egal wen. Mein Plan wurde vereitelt, als ich einen Schrei hörte, von dem einem das Blut in den Adern gerinnen konnte. Er war lang und laut und klang nicht nach einem menschlichen Wesen. Eher nach einem wütenden Bär, der sich jeden Moment auf mich stürzen wollte. Es war … Mark. Natürlich – wieso auch nicht? Dieser Mistkerl! Das konnte nur mein Mark sein – er hatte einfach beschlossen, mir einen riesigen Schrecken einzujagen, indem er aus einer schattigen Ecke auf mich zusprang.
Ich wollte gerade wütend auf ihn losgehen, als er in ein breites Grinsen ausbrach.
»Aha!«, sagte er lachend. »Ich bin schon die ganze Zeit hier – und beobachte dich!« Nicht so ganz die beruhigenden Worte, die ich gerne gehört hätte. »Aber du siehst großartig aus!«, fuhr er fort. Das Wort »großartig« klang wie von einem entzückten Kind, und ich dachte, der Junge spinnt. Dann packte er mich – und hob mich in die Höhe.
»Willkommen in Arizona!«, brüllte er. »Im wunderschönen Arizona!« Es klang wie in einer billigen Touristenwerbung. Und dann fing er auch noch an, mich herumzuwirbeln. Nun war ich noch nie mit einem Mann zusammen gewesen, der mich auch nur aus dem Bett heben konnte – seien wir ehrlich, ich bin eine sehr große Frau – und hier verschwammen auf einmal die Lichter des Terminals um mich herum, während er mich mit einem ohrenbetäubenden Schrei durch die Luft schleuderte. Ich übertönte sein Gebrüll, um ihm klar zu machen, dass er mich sofort herunterlassen sollte. Als er es tat, sah er mich an, warf einen Blick auf meinen Koffer, hob ihn auf, nahm mich bei der Hand und verließ mit mir den Flughafen.
Ich bin nicht sicher, was ich erwartete, als wir zum Parkplatz kamen, doch ich schätze mal, dass ich unter normalen Umständen mit einem großen alten amerikanischen Pick-up oder vielleicht einer Footballer-Limousine gerechnet hätte. Doch vor uns stand
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