Im Leben wird dir nichts geschenkt.
und Darstellerin, aber ich habe dieses Talent nie ernst genug genommen. Ich wünschte mir, ich hätte mich wenigstens für ein Jahr oder so darauf konzentriert, meinen Gesangsunterricht ernster genommen und im Studio mehr Ausdauer an den Tag gelegt. Ich verleugnete meinen geschmacklichen Instinkt und nahm auch Songs auf, die ich überhaupt nicht mochte.
Every Body Tells a Story kam 1978 heraus und war … okay. Das Album verkaufte sich, war aber nicht, was es hätte sein können. In den Staaten kam es überhaupt nicht an, in Großbritannien ging es etwas besser, in Europa dagegen war es ein Hit. In Italien brachte es das Album auf die Nummer 1 und war sowohl in Spanien als auch in Südamerika erfolgreich, doch es kam letztlich nie so groß heraus, wie ich mir das vorgestellt hatte, und das lag einzig und allein an mir. Immerhin brachte es mir eine Werbe-Tournee mit Fernsehauftritten in Spanien ein, und obwohl es mir in musikalischer Hinsicht wenig Respekt verschaffte, bescherte es mir eine schöne Zeit, in der ich mit Musikern zusammenarbeitete und die Lebensweise einer Tournee-Künstlerin kennenlernte. Sylvester gestattete mir, auf die Werbekampagne zu gehen, und ich arbeitete hart, um sie zu einem Erfolg zu machen. Allerdings fand ich die Tatsache, dass ich dazu Sylvesters Erlaubnis brauchte, reichlich frustrierend. Mir wurde bewusst, dass ich so nicht weiterleben konnte, quasi wie seine Marionette. Dies erklärte ich Kelly und zog zunächst in ein Apartment und schließend in ein Hotel, von wo aus ich Sylvester anrief, um ihm zu sagen, dass es zwischen uns vorbei sei. Er fiel aus allen Wolken und drehte total durch.
Ich hatte keinen Anwalt oder Agenten und stand praktisch auf der Straße. Niemand aus meinem Freundeskreis wollte mit mir reden. Meine Eltern traf es am schlimmsten, wie die Trennung von der Presse ausgeschlachtet wurde – wie ich auf den Titelseiten sämtlicher Zeitungen und Zeitschriften erschien.
Die Öffentlichkeit in Dänemark hatte noch nie viel für Sylvester übrig gehabt. Es hatte ziemlich kritische Stimmen gegeben, als wir zusammen zu Besuch im Hause meiner Eltern erschienen. Wir waren in einem Privatjet gekommen, was normalerweise eine glatte, diskrete Abwicklung bei der Landung garantierte, aber diesmal hatte es eine Anti-Stallone-Demonstration gegeben, und jemand war sogar zum Flugzeug vorgedrungen, um es über und über mit Sprühfarbe zu verunstalten. So beschissen ist Dänemark nun mal , dachte ich damals. Ich war wütend, man musste ja nicht die Ansichten des Mannes teilen, aber so etwas tut man einfach nicht. In meiner Empörung verteidigte ich meinen zukünftigen Ehemann in der Presse. Die Sicherheitskräfte befanden sich für die gesamte Dauer unseres Besuchs in höchster Alarmbereitschaft.
Und jetzt sah es wieder so aus, als gäbe es nichts anderes zu berichten. Viele unterstellten mir, ich sei lesbisch geworden und das sei der wahre Grund für unsere Trennung. Diese Geschichte wurde überall kolportiert, besonders in Großbritannien, und selbst in Dänemark, wo mein Vater die Blicke seiner Kollegen ertragen musste, die sein Privatleben in der Tagespresse ausgebreitet fanden. Sticheleien und Fangfragen verfolgten ihn auf Schritt und Tritt, und mir erschien das Ganze höchst unfair. Wenn ich mich mit dem Hollywood-Set eingelassen hatte, so konnte man daraus meinen Eltern keinen Vorwurf machen. Sie waren wegen der Vorkommnisse höchst irritiert, und meine Familie zeigte mir deutlich ihre Missbilligung. Sie hatten mich davor gewarnt, ihn zu heiraten, und nun hatten wir den Schlamassel, eine ziemlich traurige und hässliche Angelegenheit. Gleichwohl wussten meine Eltern, dass die verbreiteten Geschichten nicht stimmten, und trotz des ganzen Unsinns, dem mein Vater ausgesetzt war, erklärte er mir, dass er und meine Mutter, falls ich heimkehren müsste, für mich da sein würden.
Kellys Familie war ebenso betroffen. Aus der langen Freundschaft mit ihr wusste ich, dass ihre kleine Familie sowohl gesellig als auch religiös war. Ihre Eltern waren vor den Kopf gestoßen, als sie von den Unterstellungen hörten, ihre Tochter und ich hätten ein Liebesverhältnis und deswegen unser jeweiliges Domizil gewechselt. So kam es, dass zwei Familien in den endlosen Runden der Medienattacken einiges abbekamen. Sie waren in sich völlig gespalten: Einige sprangen uns zur Seite, andere waren verärgert darüber, dass sie in eine so persönliche Schlammschlacht hineingezogen wurden. Ich fand sogar
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