Im Leben wird dir nichts geschenkt.
Geburtstag ist der 15. Juli – und landete einen Treffer. Sie gaben mir einen wackeligen Stapel Chips – es war schon verrückt. Ich hatte nicht genau mitbekommen, wie viel wir eingesetzt hatten, doch es waren wahrscheinlich um die 1500 Pfund. Der Gewinn war ziemlich beeindruckend, und ich kreischte vor Vergnügen und riss die Arme hoch. Dann sahen wir das echte Geld dazu, und ich dachte nur Mein Gott! Davon könnte man sich ein Haus kaufen! Nachdem ich mich beruhigt hatte, siegte meine dänische Kinderstube, und ich übergab unserem Gastgeber das Bargeld.
»Ich bitte Sie«, sagte er entschieden. »Das haben Sie gewonnen.« Und das war typisch für die Kreise, in die ich mich begab. Im Gegensatz zu so vielen Leuten, denen ich begegnet war und die reich, aber auch knausrig waren, schienen diese Leute ihrem Wohlstand keine große Bedeutung beizumessen. Sie waren großzügig und erwarteten keine Gegenleistung. Und so teilten Eva und ich uns das Geld. Trotz allem wurde ich das Gefühl nicht los, dass da noch ein Haken war. Vielleicht ließ unser Gastgeber mich durch die Blume wissen, dass er jetzt mit mir ins Bett gehen wollte – doch nichts dergleichen geschah.
Eva kannte sich auch mit Pferden aus. Wir erhielten eine Einladung nach Ascot, weitere zu Polo-Spielen und zu einer der größten Stutenhöfe Englands, der einer Freundin von Eva und deren Ehemann gehörte. Es war wirklich gigantisch. Von meinem Schlafzimmer aus konnte ich über die Weiden blicken, auf denen etwa 400 Pferde friedlich den Tag genossen. Das Haus war ebenfalls beeindruckend. Das Gästezimmer, das man mir gegeben hatte, glich einer großen Hotel-Suite und befand sich im ersten Stock mit einem unverbauten Blick auf endlos wogende Felder. Ich war hin und weg, doch genau wie Evas übrige Freunde und Bekannten sorgten die Besitzer dafür, dass ich mich wie zu Hause fühlte. Es war eine willkommene Gelegenheit, meine Batterien wieder aufzuladen. Was für ein Kontrast zu meinem schrillen Leben in Hollywood! Dieser unerwartete Empfang und die Herzlichkeit der Gastgeber rührten mich, und ich fühlte mich geborgen, obgleich mir stets klar war, dass ich in diesen Kreisen nie mehr als ein Besucher sein konnte.
Als ich in einem Club in Manchester auftrat, begegnete ich einem vollkommen anderen Typ von Engländer. Simply-Red -Sänger Mick Hucknall, der mit seinen Freunden ausging, lud mich ein mitzukommen, und wir verbrachten eine Weile miteinander. Wir sprachen über Musik und schlenderten durch die Straßen von Manchester. Mit all diesen abgefahrenen Hippies, die Joints rauchten, konnte der Kontrast zu dem gepflegten Landleben nicht größer sein, und ich dachte bei mir: So bin ich auch . Wahnsinn! Ich konnte nicht glauben, wie schnell ich in so unterschiedlichen gesellschaftlichen Milieus heimisch wurde. Nach meiner Zeit mit der Aristokratie war Mick eine erfrischende Abwechslung. Wir landeten schließlich in seiner Wohnung, der typischen Bude eines lässigen Musikers – überall warme Farben, Joints, die herumgereicht wurden, und Kerzen. Als er vorschlug, zu ihm nach Hause zu gehen, waren seine Freunde sofort einverstanden. Sie waren wirklich alle sehr nett – keiner hatte ein Problem damit, und wir redeten nur und entspannten.
Ein wenig erinnerte mich die Nacht daran, wie ich mit meinem ersten Ehemann Kasper gelebt hatte. Sehr behaglich, sehr ungezwungen – niemand wurde danach beurteilt, wie er aussah oder wie er sich verhielt. Es wurde ungefähr drei Uhr morgens, und die Ersten machten sich davon, während sich andere sich den Sofas einrollten. Zu dem Zeitpunkt stand außer Frage, dass ich noch nach London zurückwollte, und Mick sagte: »Ich werde ein Bad nehmen – kommst du mit?«
»Sehr gerne!«, sagte ich und dachte, das ist schon seltsam … aber wenigstens war es mal etwas anderes, als ins Bett eingeladen zu werden. Er zündete noch weitere Kerzen in seinem violetten Badezimmer an, drehte die Musik auf, und dann waren wir zusammen im Wasser. Was immer man über Mick Hucknall sagen mag, gut aussehen tut er nicht, dafür hat er diesen abgefahrenen und doch absolut freundlichen, wunderbaren Gesichtsausdruck. Und so genoss ich einfach dieses gemeinsame Bad. Wir sprachen über uns, und nichts passierte. Um ehrlich zu sein, ich hätte mit dem Kerl nicht für Geld geschlafen. Doch wir wurden Freunde, und ich hielt Kontakt mit ihm, bis wir uns Jahre später wiedertrafen – das gemeinsame Bad würde ich nie vergessen. Ich dachte: Es läuft
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