Im Leben wird dir nichts geschenkt.
leicht, aber ich versuchte stets, in seiner Gegenwart nur Gutes über Mark zu erzählen – das war das Mindeste, was ich in seinen jungen Jahren für meinen Sohn tun konnte. Es war sein Traum, seinen Vater eines Tages kennenzulernen, und ich wollte ihm diesen Traum erhalten. Erst letztes Weihnachten konnte ich ihm diesen Wunsch erfüllen. Und das war besser so für Killian.
Marks eigenes Leben war weiter von Konflikten und Gewalt geprägt: Zurzeit sitzt er ein, weil er versucht hat, seine Freundin zu verbrennen. In den USA war er immer noch eine Sportlegende – sein Rekord von 22 Sacks oder Tackles in einer Saison blieb 17 Jahre bestehen, und er bemühte sich zeitweise sogar um ein Comeback im Football. Inzwischen ist er ein wiedergeborener Christ. Ich traf zufällig auf seine Ex-Frau Lisa, als sie eine Reality-Show namens The Gastineau Girls übernahm, und Brittny, ihre gemeinsame Tochter, trat ebenfalls in dem Programm auf. Ich erinnerte mich daran, wie ich in der Zeit, als ich mit Mark zusammen war, hin und wieder auf sie aufpasste, und stellte nun fest, dass sie zu einem hübschen Mädchen herangereift war.
Nachdem ich Mark verlassen hatte, schien mein Leben hauptsächlich aus Flügen zwischen London, Los Angeles, Italien und Dänemark zu bestehen, doch eigentlich wollte ich mich niederlassen und näher bei meinem Sohn und meiner übrigen Familie sein. Ich ging in Europa auf Tournee, um für mein zweites Album I’m the One … Nobody Else zu werben. Es handelte sich dabei um ein weiteres in Los Angeles aufgenommenes WEA-Album, das ungefähr so gut abschnitt wie mein erstes: kein Riesenerfolg, aber auch kein Desaster.
Ich entwickelte eine großartige Arbeitsbeziehung zu dem österreichischen Rapper Falco, der mit »Rock Me Amadeus« einen Riesenhit in Großbritannien landete. Wir nahmen ein Duett namens »Body Next to Body« auf, das von Giorgio Moroder produziert wurde. Die Single war ein Hit und landete in Japan auf Platz eins, doch im Musikgeschäft hatte ich nach wie vor nicht genug getan, um den richtigen Durchbruch zu schaffen.
Auf Werbetour zu gehen, machte mir immer noch Spaß, auch wenn mir stets klar war, dass ich mich als Sängerin nicht weiterentwickelte. Immerhin trat ich in Shows sowohl mit La Toya Jackson als auch mit Cher auf – und seitdem habe ich sogar ein paar Singles aufgenommen. Darunter wurde der Song »No More Turning Back« aus dem Jahr 2000, den ich unter dem Pseudonym »Gitta« einspielte, ein Hit. Und ich nahm einen Song zusammen mit RuPaul auf: »You’re No Lady«. Ich war zwar keine begnadete Sängerin oder Musikerin, doch ich hatte eine schöne Zeit.
Ich machte das Beste aus meinem Singleleben und begann, mit Tony Scott, einem waschechten Briten, auszugehen. Der Bruder von Regisseur Ridley war ein gutes Stück kleiner als ich, glatzköpfig und fünfzehn Jahre älter. Wir hatten uns während der Dreharbeiten zu Beverly Hills Cop II kennengelernt, und auch wenn er kein Adonis war, ließ sich nicht leugnen, dass die Chemie zwischen uns stimmte. Es funkte zwischen uns, und wir genossen die Gegenwart des anderen. Die Romanze fühlte sich richtig an, nur der Zeitpunkt stimmte nicht. Als wir uns kennenlernten, waren wir beide verheiratet, und dennoch kam er mir über die Jahre immer einmal wieder in den Sinn, und ich dachte Was wäre, wenn …? Was wäre, wenn wir heiraten würden? Aber es war nie der richtige Zeitpunkt, und so bekamen wir etwas mindestens ebenso Wertvolles und pflegten eine Seelenverwandtschaft. Egal, wo wir jeweils gerade waren und was wir jeweils gerade taten: Wir waren immer füreinander da.
Und ich werde nie so ganz verstehen, warum ich dem wilden Mark Gastineau aus der Wüste und nicht einem reizenden, charakterfesten und gradlinigen Mann wie Tony Scott den Vorzug gegeben habe. Ich sage immer, im Prinzip bereue ich nichts, weil ich glaube, dass man auch aus seinen Fehlern etwas lernt, doch bei Tony komme ich ins Grübeln.
Eine weitere Seelenverwandte begegnete mir in Gestalt einer kleinen, dunkelhaarigen, blaublütigen ungarischen Gräfin. Eva saß neben mir bei einem Essen nur unter Frauen, das Vivian Ventura, früher einmal Model und Schauspielerin und inzwischen als PR-Leiterin tätig, organisiert hatte. Eva war reserviert und bis oben hin zugeknüpft, das konnte man nicht anders sagen – das Chanel-Kleid, die Jacke, die zierlichen Handschuhe und die kleine, doch modische Tasche – für meinen Geschmack sah das alles ein bisschen zu perfekt aus. Nach
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