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Im Leben wird dir nichts geschenkt.

Im Leben wird dir nichts geschenkt.

Titel: Im Leben wird dir nichts geschenkt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Nielsen
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dass ich davon tot umfalle.
    Wenn ich nicht arbeitete, vergrub ich mich immer mehr im Haus. Das hieß auch, dass ich für die Jungen nur noch die Mahlzeiten bereitete, sie ins Bett brachte oder Puzzles mit ihnen legte. Um alles andere mussten sich Raoul und das Kindermädchen kümmern. Ironischerweise brauchte ich wahrscheinlich wirklich etwas Zeit für mich, doch so, wie ich sie verbrachte, schadete sie mir nur.
    Als die Ehe praktisch schon gescheitert war, fing ich an, meine Trunksucht zu verheimlichen. Ich versteckte die Flaschen überall in der Villa, vergaß dann jedoch wo. Als Alkoholiker wird man ziemlich primitiv – es ist alles so abstoßend und offensichtlich. Heute frage ich mich, wie ich als Mutter eine solche Lachfigur aus mir machen konnte. Raoul wusste Bescheid und war wütend.
    Doch ich leugnete. »Nein, nein, ich trinke nicht«, sagte ich kleinlaut, nachdem er mich dabei ertappt hatte, wie ich schnell eine Flasche versteckte. Es war unerträglich, dass er sich mir jetzt moralisch überlegen fühlen konnte. War ich bereits betrunken, wenn er einen Streit mit mir anfing, wurde ich ein anderer Mensch und fing an zu fluchen. Es war bestimmt nicht leicht, mit mir zusammenzuleben, doch ebenso wenig bemühte er sich, an mich heranzukommen. Ich war sowohl für ihn als auch für die Kinder nur noch eine Last. Ich bin ein Idiot , dachte ich, für alle eine Witzfigur. Es wäre besser, ich wäre gar nicht da. Bei einer Gelegenheit hatten wir Streit, und ich geriet ins Schwanken, sodass ich die Steintreppe zur Küche hinunterfiel. Ich lag vor den Kindern da und registrierte, dass ich mir wirklich wehgetan hatte. Das war nicht gut. Für den nächsten Tag war die erste Folge einer Talkshow in Dänemark angesetzt – Gitte und Freunde ( Gittes Venner , wie die Show in Dänemark hieß). Im Prinzip ging es dabei um eine entspannte, zweistündige Plauderei mit einem Gast, und dafür musste ich absolut fit sein, doch ich merkte, dass ich mir den Fuß verletzt hatte. Er war nicht gebrochen, doch die Wunde reichte bis in den Knochen.
    Als Raoul zum Rennen fuhr, bandagierte ich die Verletzung, so gut ich konnte, und schaffte es Gott sei Dank, für eine Weile nach Dänemark zu flüchten. Als ich das Studio betrat und versuchte, die Verletzung zu verbergen, um das Produktionsteam nicht zu beunruhigen, sah ein Freund, dass etwas nicht stimmte.
    »Komm schon!«, sagte er. »Zeig mal deinen Fuß her.« Ich wartete bis zum Feierabend und fuhr dann mit ihm zum Haus meiner Eltern. Als wir den Schuh ausgezogen und den Verband abgewickelt hatten, stellten wir fest, dass aus der Wunde Eiter lief. Der Fuß war ziemlich übel zugerichtet, doch ich beharrte darauf, es sei nicht weiter schlimm.
    »So kannst du mit der Serie nicht weitermachen«, sagte er. »Auch wenn es schwierig sein mag, musst du dich der Situation stellen.« Er hatte recht. Ich war überaus stolz auf die Show, die ich bekommen hatte, und freute mich darauf, berühmten Freunden und anderen Menschen, die ich im Laufe der Jahre kennengelernt hatte – darunter Joan Collins, John Cleese, David Hasselhoff, Jeremy Irons und Catherine Deneuve – Kopenhagen zu zeigen. Gedreht werden sollte im Hotel d’Angleterre, in dem ich einmal mit Sylvester gewesen war. Ich war für den Beginn eines wunderbaren Programms nach Dänemark gekommen, und hier stand ich nun – kurz davor, Alkoholikerin zu werden, mit einer Ehe, die im Eimer war, und einem kaputten Fuß. Ich versteckte mich hinter einer riesigen Sonnenbrille und wog meine Optionen sorgfältig ab.
    Den Produzenten von Nordisk Films erzählte ich, ich sei gestürzt, als ich mit den Kindern draußen herumgetollt hätte. Sie ließen einen Arzt kommen, der mir den Fuß reinigte und desinfizierte, mir eine Spritze gegen die Schmerzen gab, die Wunde vernähte und sagte, der Fuß sei bald geheilt. Und er behielt recht. Zwar blieb mir eine Weile dieser pochende Schmerz erhalten, doch ich akzeptierte die Unannehmlichkeit als eine Art Reinigungsprozess, als hätte sich irgendwo viel tiefer in mir eine Eiterbeule geleert. Das Produktionsteam und ich genossen ein wunderbares Abendessen, und ich freute mich auf die Arbeit. Schließlich landete ich zusammen mit einem Freund an der Minibar in meinem Hotel. Dort kippte ich erst einmal all die kleinen Fläschchen herunter, während er ein Glas Champagner trank. Ich trank immer noch, doch zum ersten Mal seit langem mit positiven Gedanken.
    Wir hatten einen Safe im Haus, in dem wir das gesamte

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