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Im Leben wird dir nichts geschenkt.

Im Leben wird dir nichts geschenkt.

Titel: Im Leben wird dir nichts geschenkt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Nielsen
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den zweiten Namen Ayrton.
    Nachdem wir nun zwei kleine Kinder zu versorgen und einen gehobenen Lebensstandard zu finanzieren hatten, fühlte ich mich unter Druck, so schnell wie möglich mit meiner Arbeit fortzufahren und Raoulino nicht allzu lange zu stillen. Raoul war inzwischen mein Manager, der sich um die geschäftliche Seite und sämtliche Verträge meiner Engagements kümmerte, wofür ich durchaus dankbar war. Ich war so viel unterwegs, dass ich jemanden brauchte, der sich im Verborgenen um mich kümmerte.
    Ich war der Hauptverdiener in der Familie, und so hatte ich nicht allzu viel Gelegenheit, die Freuden der Mutterschaft zu genießen. Raouls Rennsportkarriere kostete ein Vermögen, und einen Teil der Kosten deckten wir, indem der eine oder andere Sponsor mit meinem Gesicht werben durfte.
    Nach Feierabend spielte ich mit den Kindern und kümmerte mich um sie. Ich half ihnen dabei, im Garten das Zelt aufzubauen, oder ging um drei Uhr morgens in ihr Kinderzimmer, weil einer von ihnen Angst hatte. Ihnen Gutenachtgeschichten vorzulesen und ihnen zu sagen, dass ich sie liebte, half mir, nicht durchzudrehen. Meine eigene Mutter hatte als zärtliche Geste oft über mir mit dem Finger ein Herz in die Luft gemalt. Das war ein stummes »Ich liebe dich« für mich, und oft tat ich dasselbe bei meinen Jungen. Selbst wenn ich müde und erschöpft war, nahm ich mir immer Zeit für sie. Wir hatten auch ein Kindermädchen, doch ich wollte zu jeder Zeit an ihrer Erziehung teilhaben. Das Zusammensein mit ihnen gab mir immer wieder Kraft.
    Raouls Leidenschaft galt dem Rennsport, und ich unterstützte ihn darin, so sehr ich konnte. Zu Hause hatten wir nicht die klassischen zwei, sondern gleich zehn Autos, und unternahmen fantastische Ferienreisen. Raoul war den Jungen – sogar Killian, der nicht von ihm war und den er nach meinem Gefühl weniger liebte – ein großartiger Skilehrer. Ich hatte nie Skifahren gelernt, und Raoul besaß die Geduld, den Kindern jede Bewegung beizubringen. Genauso erfolgreich lehrte er sie Fußball und nahm sie zu Heimspielen von Inter Mailand mit. Sport war der Aspekt in ihrem Leben, der ihn am meisten interessierte. Heute fahren alle Jungs ausgezeichnet Ski und natürlich auch Gokart; Ayrton Sennas Kinder hatten Gokarts, also wir auch.
    Die Jungs waren sehr glücklich, doch natürlich hätten sie genauso viel Spaß mit gemieteten Skiern gehabt. Es war nicht gut für sie, ihnen jeden Wunsch zu erfüllen, und dies war etwas, worüber ich mir zunehmend Sorgen machte. Raoul und ich hätten uns diese stillen Auszeiten gönnen sollen, die zwei Menschen brauchen, wenn sie ein Kind miteinander haben. Mich beschlich immer mehr das Gefühl, dass etwas bei uns nicht stimmte, doch was sollte ich tun, wenn ich mir geschworen hatte, mein Eheversprechen zu halten?
    Oft lag in unserem Haus eine Menge Bargeld herum, und Raoul war sehr geschickt darin, meine Gagen einzutreiben. So warnte er zum Beispiel einmal wenige Minuten, bevor ich in einer dänischen Talkshow erschien, die Produzenten, ich würde die Show schmeißen, wenn sie nicht sofort danach Bares bezahlten.
    Ich schlug ihm vor, vielleicht selbst mehr Arbeit zu übernehmen. Vielleicht konnte er ja etwas in der Welt des Rennsports werden. Ich hatte ziemliche Angst davor, was aus uns allen werden sollte, wenn mir etwas zustieß. Er sagte, keine Sorge, das würde schon alles, doch ich hatte immer diese nagende Angst um die Kinder. Sie gingen alle auf Privatschulen in der Schweiz; es war eine große Verantwortung, und so nahm ich immer das Engagement, das am meisten Geld einbrachte. Dennoch wollte ich Raoul nicht verlassen. Es nützte offenbar auch nichts, wenn wir darüber sprachen, wie sich unsere Beziehung entwickelte. Langsam aber sicher wuchsen mir die Dinge über den Kopf, und es ist schwer zu erklären, was eigentlich vor sich ging, da es nicht binnen Wochen oder Monaten geschah. Diese beharrliche Stimme in meinem Kopf sagte mir ständig, dies sei meine letzte Chance auf ein Familienleben und ich sei es meinen Kindern, meinen Eltern und den anderen Menschen, denen ich nahestand, einfach schuldig, nicht das Handtuch zu schmeißen. Ich musste weitermachen. Ich fand tausend Gründe dafür, nichts an der Situation zu ändern. Du musst da jetzt einfach durch , dachte ich, und du wirst schon sehen, alles wird gut . Eigentlich war schon alles perfekt, sagte ich mir: Ich hatte ein wunderschönes Haus, ich lebte in einem wundervollen Land, ich hatte gesunde

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