Im Leben wird dir nichts geschenkt.
keine entdecken.«
»Aber das ist doch gerade der Trick. Sie stecken hinter den Spiegeln und anderen Einrichtungen.«
Sie begann, ihre Frisur aufzulösen, bis die roten Strähnen in alle Richtungen abstanden, und machte Anstalten, sich auszuziehen. Ich versuchte es noch einmal: » Jackie! Lass das bitte. Die Fernsehkameras sind auf dich gerichtet.« Später beschwerte ich mich direkt bei Big Brother im Tagebuch-Raum, dass es unfair sei, was sie hier trieben, und dass sie andere Teilnehmer vor solchen Überraschungen verschonen sollten. Ich hatte hin und her überlegt, ob ich nicht einfach auf und davon sollte, entschied mich aber gegen eine so kindische Reaktion und für einen beherzten Umgang mit der Herausforderung.
Jackie erzählte mir, dass sie nicht kochen könne, ja nicht einmal ein Ei hinbekäme. Schließlich übernahm ich ihre Betreuung. Wir sprachen über Sylvester, und sie entschuldigte sich im Grunde für ihr Verhalten. Es sei ihr klar geworden, dass die Beziehung zwischen uns beiden unter einem schlechten Stern gestanden hatte. Wir unternahmen einen neuen Versuch.
Sie verließ das Haus früh, wobei ich nicht weiß, ob das zum Spiel gehörte oder ob sie dringend etwas brauchte. Auf jeden Fall war ich froh, dass es zwischen uns zu einer Art Versöhnung gekommen war. Es ist allemal besser, anderen zu verzeihen, stellte ich fest, und nach Ablauf der Show besuchte ich sie sogar einige Male in ihrem Haus. Für die Produzenten erwies sich der Einfall mit Jackie nicht als der Knaller, den sie sich erhofft hatten.
Bei den Zuschauern muss ich ganz gut angekommen sein, denn ich blieb die ganzen drei Wochen dabei, und als ich herauskam, wurde ich durchweg recht freundlich aufgenommen, obwohl ich mich doch von meiner toughsten Seite gezeigt hatte. Ich hatte eigentlich gehofft, früher abgewählt zu werden, weil die ganze Sache doch nicht so mein Ding war, ich war dann allerdings bis zum letzten Abend dabei und erst als drittletzte draußen. Man wollte mich für die abschließende Staffel im Sommer 2010 engagieren, doch ich hatte mich gegen eine Wiederholung dieser Art von Sendung entschieden.
Auf jeden Fall hatte ich dank Big Brother drei Wochen lang keinen Alkohol angerührt und auch nicht vermisst. Ich vermutete stark, dass Mattia sich für einen Umzug entschieden hatte, bevor ich herauskam, aber er war noch da. Wir standen als Paar gefestigter zusammen, was wir angesichts der Herausforderungen, die auf uns warteten, auch bitternötig hatten. Mein neuerlicher Erfolg im Reality-TV zog seine eigenen Probleme nach sich.
Wir hatten der Tatsache ins Auge zu sehen, dass ich meinen Wohnsitz nach LA verlegen musste, wenn ich das ganze Show-Angebot ausschöpfen wollte. In diesem Fall wusste ich nicht, ob ich den Kindern zumuten konnte, Mailand den Rücken zu kehren. Dort hatten sie ein schönes Leben, wir waren in ein großes Haus gezogen, und Mattia stand mir zur Seite. Andererseits kann man in LA nicht Teilzeit arbeiten, so wie man etwa zwischen London und Mailand pendeln kann, und ich besaß nicht mehr die Kraft und Ausdauer wie mit zwanzig, um etwa mit dem Jetlag zurechtzukommen.
Ich tat mich mit der Entscheidung schwer, und immer wieder kamen mir die Tränen, wenn ich alle Optionen durchging. Ich konnte die Jungs nicht aus der Schule nehmen und in LA von vorne anfangen lassen. Sie wären dort von Raoul getrennt und müssten eine neue Sprache lernen. Mattia und ich wussten, dass wir in regelmäßigen Abständen zurückkehren würden und dass amerikanische Schulen, zumal in Kalifornien, zwar eine Menge zu bieten hatten, aber gerade Los Angeles war nicht die beste Stadt, um Kinder großzuziehen. Nun ja, ich hatte Freunde und Bekannte, mit deren Hilfe ich ihnen einen guten Start ermöglichen konnte, doch ich kam zu dem Schluss, dass es zu egoistisch gewesen wäre, sie aus ihrem gewohnten Leben herauszureißen. Nach all unseren Recherchen und Planspielen sprach ich mit Douglas und Raoulino, die beide ihre guten Freunde in der Schule nicht verlieren wollten. Da wusste ich, dass wir das Richtige taten.
Im Jahr 2007 verließ ich Italien, nachdem ich drei Jahre lang gependelt war, und stellte mich auf ein neues Leben ein. Jetzt war es soweit, wir packten es an. Oder war das gar kein neues Leben, sondern nur die Rückkehr zu dem, was ich aufgegeben hatte, als ich vor zwanzig Jahren ins Exil ging?
KAPITEL VIERUNDZWANZIG
ENTZIEHUNGSKUR
I ch vermisste in LA meine Kinder. Es bereitete mir solche Schuldgefühle, sie in
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