Im Licht der Merkur-Sonne
hielt es vor sich. Sobald das Gerät aktiviert war, leuchtete seine rote Signallampe mit ungeheurer Intensität auf, als er es in das Sonnenlicht hielt. Er drehte an einer Stellschraube, und das Leuchten ging zurück.
Lucky trat wieder in das Sonnenlicht hinaus und suchte den Horizont nach allen Richtungen ab. Wo war hier eine atomare Kraftquelle – abgesehen von der Sonne? Er erhielt natürlich eine Anzeige von der Kuppel, aber die Strahlung nahm zu, als er das Ergometer nach unten senkte. Die Kraftanlage der Kuppel lag beinahe eine Meile unter der Planetenoberfläche, und die Richtung von hier aus betrug etwa zwanzig Grad.
Er drehte sich langsam, wobei er das kleine Gerät vorsichtig zwischen Daumen und Zeigefinger hielt, und wiederholte die Drehung ein zweites und ein drittes Mal.
Er hatte den Eindruck, daß in einer bestimmten Richtung ein kurzes Aufblitzen erfolgt war – kaum genug, um es bei dem starken Sonnenlicht genau zu erkennen.
Er versuchte es noch einmal.
Diesmal konnte es kein Irrtum sein!
Er merkte sich die Richtung, in der er den Ausschlag registriert hatte, und ging darauf zu.
*
Etwa eine Meile weiter erblickte er zum erstenmal eines von Mindes' Kabeln.
Eigentlich war Kabel nicht der richtige Ausdruck – es war eher ein Netz von Kabeln, das halb im Boden vergraben war. Er folgte ihm ein paar hundert Meter und erreichte eine rechteckige Metallplatte mit etwa vier Fuß Seitenlänge. Die Platte war auf Hochglanz poliert.
Wenn er sich richtig stellte, überlegte Lucky, würde er zweifellos das reflektierende Bild der Sonne sehen. Ihm wurde bewußt, daß die Platte ihren Lagewinkel änderte und aus der Horizontalen in die Vertikale überging. Er blickte auf, um festzustellen, ob sie das tat, um der Sonne in ihrer Bewegung zu folgen.
Als er wieder zurücksah, staunte er. Das spiegelnde Quadrat war nicht mehr klar. Er blickte jetzt auf eine stumpfschwarze Fläche, so stumpf, daß nicht einmal das grelle Licht der Merkursonne ausreichte, um es zum Glänzen zu bringen.
Und dann veränderte sich die Platte vor seinen Augen und war plötzlich wieder hell.
Er beobachtete sie noch einige Zeit und sah zu, wie sie sich immer mehr senkrecht aufstellte. Zuerst eine beinahe unglaublich perfekte Reflexion – dann völlige Schwärze. Während der Schwärze wurde Licht absorbiert, überlegte Lucky, und dann wieder reflektiert, wenn die Platte hell wurde. Die Phasenänderung mochte völlig regelmäßig sein oder auch bewußt unregelmäßig. Er konnte nicht lange genug bleiben, um das festzustellen, und selbst wenn er das tat, war es höchst zweifelhaft, ob seine Kenntnis der hyperoptischen Gesetze ausreichen würde, um ihn das Ganze verstehen zu lassen.
Vermutlich gab es Hunderte, vielleicht sogar Tausende solcher Metallplatten, alle durch ein Netz von Kabeln verbunden und von einer atomaren Kraftanlage in der Kuppel gespeist, die das Licht in einem bestimmten Rhythmus absorbierten und reflektierten. Vermutlich wurde dadurch auf irgendeine Weise die Lichtenergie in geregelter Form durch den Hyperraum geleitet.
Und vermutlich hinderten zerrissene Kabel und zerschlagene Platten das Projekt am völligen Erfolg.
Lucky versuchte sein Ergometer erneut. Es leuchtete jetzt viel heller, und er folgte wieder der angezeigten Richtung.
Heller, noch heller! Was auch immer es sein mochte, dem er folgte, es war etwas, das seine Lage veränderte. Der Ausgangspunkt dieser Gammastrahlung war kein fester Punkt auf der Oberfläche des Merkur.
Und das bedeutete, daß es sich nicht etwa um ein radioaktives Erzlager handeln konnte!
*
Lucky sah die Gestalt zuerst als einen sich bewegenden Flecken, der sich schwarz von dem hellen Boden abhob. Er machte diese Entdeckung, nachdem er längere Zeit in einer Schattenpartie verbracht hatte, um sich abzukühlen.
Er beschleunigte sofort seine Schritte. Seiner Schätzung nach hatte die Temperatur außerhalb seines Anzugs noch nicht ganz den Siedepunkt von Wasser erreicht.
Wenn die Sonne im Zenit stünde, dachte er grimmig, und nicht am Horizont, würde selbst ein moderner Isolieranzug nicht mehr ausreichen.
Die Gestalt schien überhaupt nicht auf ihn zu achten. Sie folgte ihrem eigenen Weg und war, nach ihrer Art der Fortbewegung zu schließen, wesentlich weniger an eine niedere Schwerkraft gewöhnt als Lucky. Man konnte ihr Gehen beinahe als Torkeln bezeichnen, und dennoch kam sie von der Stelle – sogar ziemlich schnell.
Sie trug keinen Isolieranzug. Selbst
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