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Im Licht der Merkur-Sonne

Im Licht der Merkur-Sonne

Titel: Im Licht der Merkur-Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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ein wortloses Krächzen, und dann murmelte der Roboter wie ein Betrunkener: »Ich trage Sie in Sicherheit.«
    »Ich würde mich wehren«, sagte Lucky, »und du würdest mich verletzen müssen. Wenn du meine Frage beantwortest, werde ich freiwillig in den Schatten zurückgehen, und du wirst mein Leben gerettet haben, ohne daß ich Schaden erleide.«
    Schweigen.
    »Wirst du mir sagen, wer dir die Anweisung gegeben hat, die Anlagen zu zerstören?« fragte Lucky.
    Plötzlich stürzte sich der Roboter vor und blieb zwei Fuß vor Lucky stehen. »Ich habe Ihnen gesagt, daß Sie diese Frage nicht stellen sollen!«
    Seine Hände zuckten vor, als wollten sie Lucky packen, vollendeten aber die Bewegung nicht.
    Lucky wartete unbesorgt. Ein Roboter konnte einen Menschen nicht verletzen.
    Aber dann hob der Roboter eine seiner mächtigen Hände und legte sie an seinen Kopf. Er sah aus wie ein Mann, der Kopfschmerzen hat.
    Kopfschmerzen!
    Plötzlich durchzuckte Lucky ein Gedanke. Ewige Galaxis!
    Er war blind gewesen.
    Nicht die Beine des Roboters waren es, die nicht funktionierten, und auch nicht seine Stimme oder die Augen. Wie konnte die Hitze ihnen auch schaden? Es war das positronische Gehirn selbst, das Schaden erlitten hatte! Das empfindliche positronische Gehirn, das der direkten Hitze und der Strahlung der merkurianischen Sonne nun – ja, wie lange eigentlich? Monate? – ausgesetzt war.
    Wäre der Roboter ein Mensch gewesen, würde man sagen, daß er sich in einem der ersten Stadien des geistigen Zusammenbruchs befand.
    Ein verrückter Roboter! Von der Hitze und der Strahlung in den Wahnsinn getrieben!
    Wie weit würden die drei Gesetze in einem defekten positronischen Gehirn noch gelten?
    Und da stand jetzt Lucky Starr und drohte einem Roboter mit seinem eigenen Tod, während eben dieser Roboter, dieser halbverrückte Roboter, mit ausgestreckten Armen auf ihn zuging.
    Eben dieses Dilemma, vor das Lucky den Roboter gestellt hatte, trug vielleicht noch zu seinem Wahnsinn bei.
    Lucky zog sich vorsichtig zurück. »Fühlst du dich gut?« fragte er.
    Der Roboter sagte nichts. Seine Schritte wurden schneller.
    Lucky dachte: Wenn er bereit ist, das erste Gesetz zu brechen, steht er schon vor der völligen Auflösung. Ein positronisches Gehirn mußte sich in chaotischem Zustand befinden, um dazu fähig zu sein.
    Und doch hatte andererseits der Roboter monatelang ausgehalten. Vielleicht hielt er noch weitere Monate stand.
    Lucky redete verzweifelt weiter, um Zeit für weiteres Nachdenken zu gewinnen.
    »Schmerzt dein Kopf?« fragte er.
    »Schmerz?« entgegnete der Roboter. »Dieses Wort verstehe ich nicht.«
    »Mir wird warm«, sagte Lucky. »Wir gehen besser in den Schatten zurück.« Er ließ den Worten auch sofort die Tat folgen.
    Die Stimme des Roboters polterte. »Man hat mir Anweisung gegeben, jede Störung der mir erteilten Befehle zu verhindern.«
    Lucky griff nach seinem Strahler und seufzte. Es wäre jammerschade, wenn er gezwungen wäre, den Roboter zu zerstören. Der Roboter war ein großartiges Wunder der Technik, und der Rat der Wissenschaften würde Nutzen daraus ziehen, wenn er ihn untersuchte. Es widerstrebte ihm einfach, ihn zu zerstören, ehe er erfahren hatte, was er wissen wollte.
    »Bleib stehen, wo du bist!« sagte Lucky.
    Die Arme des Roboters bewegten sich ruckhaft. Lucky entkam ihnen um Haaresbreite, indem er sich zur Seite warf.
    Wenn er sich auf diese Weise in den Schatten hineinmanövrieren konnte – wenn der Roboter ihm dorthin folgte –
    Die Kühle dort würde vielleicht die in Unruhe gebrachten positronischen Stromkreise beruhigen. Der Roboter würde vernünftiger werden, und Lucky würde vielleicht der Notwendigkeit enthoben, ihn zu vernichten.
    Wieder wich Lucky aus, und wieder raste der Roboter an ihm vorbei. Es war eine schreckenerregende Jagd!
    Lucky schöpfte Zuversicht. Die Bewegungen des Roboters waren ruckhafter geworden. Die Kontrolle, die sein Gehirn über die Zahnräder und Relais, die seine Glieder betätigten, ausübte, war unvollkommen und wurde das in immer stärkerem Maße. Und dennoch versuchte der Roboter ganz offensichtlich, Lucky von der Schattenpartie wegzujagen. Er versuchte ganz entschieden, ihn zu töten.
    Und dennoch konnte sich Lucky nicht dazu entschließen, den Strahler zu benutzen.
    Er blieb stehen. Der Roboter tat es ihm gleich. Sie standen einander in einer Entfernung von fünf Fuß gegenüber. Sie standen auf einem jener schwarzen Flecken von Eisensulfid. Die

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