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Im Licht der Merkur-Sonne

Im Licht der Merkur-Sonne

Titel: Im Licht der Merkur-Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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folgten sie gewissen vorausberechneten Wegen, die in vereinfachter Darstellung etwa dem Denken eines menschlichen Gehirns entsprachen.
    Ingenieure hatten diese Positronenwege so kalkuliert, daß sie den menschlichen Bedürfnissen entsprachen und in sie die »drei Gesetze der Robotik« eingebaut.
    Das erste Gesetz war, daß ein Roboter keinem menschlichen Wesen Schaden zufügen dürfte oder zulassen dürfte, daß es Schaden litt.
    Das zweite Gesetz war, daß ein Roboter allen Befehlen eines Menschen gehorchen mußte, mit Ausnahme solcher, die dem ersten Gesetz widersprachen.
    Das dritte Gesetz erlaubte einem Roboter, sich selbst zu schützen, vorausgesetzt, daß damit das erste oder das zweite Gesetz nicht gebrochen wurde.
    Lucky wurde aus seinen Gedanken gerissen, als der Roboter taumelte. Lucky konnte keinerlei Bodenunebenheit sehen, und der Roboter war demnach ohne Grund gestolpert. Er schlug ein paarmal wild um sich und eilte dann weiter auf die Schattenpartie zu, als wäre nichts geschehen. Er funktioniert wirklich schlecht, dachte Lucky. Sie erreichten gemeinsam die Schattenpartie, und Lucky schaltete seine Helmlampe ein.
    »Du handelst falsch, indem du notwendige Geräte zerstörst«, sagte er. »Damit schadest du den Menschen.«
    Das Gesicht des Roboters war völlig ausdruckslos, konnte auch keinen Ausdruck haben. Auch seine Stimme klang kalt und blechern.
    »Ich gehorche meinen Anweisungen«, sagte er.
    »Das ist das zweite Gesetz«, sagte Lucky ernst. »Aber du darfst Befehlen nicht gehorchen, die menschlichen Wesen Schaden bringen. Das wäre eine Verletzung des ersten Gesetzes.«
    »Ich habe keinen Menschen gesehen. Ich habe auch keinem Menschen Schaden zugefügt.«
    »Du hast Menschen Schaden zugefügt, die du nicht gesehen hast. Das sage ich dir.«
    »Ich habe keinem Menschen Schaden zugefügt«, behauptete der Roboter, und Lucky runzelte die Stirn über diese gedankenlose Wiederholung.
    Der Roboter fuhr fort: »Ich habe Anweisung erhalten, den Menschen auszuweichen. Man hat mich immer gewarnt, wenn Menschen kamen, aber von Ihrem Kommen wußte ich nichts.«
    Lucky blickte über die Schattenfläche hinaus, auf die glitzernde Oberfläche des Merkur, die nur gelegentlich von jenem krümeligen schwarzen Stoff durchbrochen wurde, der in dieser Region des Merkur ziemlich häufig vorzukommen schien. Er dachte an Mindes, der den Roboter gesehen hatte, ohne daß es ihm gelang, ihn zu stellen.
    »Wer hat dich gewarnt, den Menschen auszuweichen?« fragte Lucky scharf.
    Lucky rechnete eigentlich nicht damit, daß der Roboter reagieren würde. Das Gehirn eines Roboters ist eine Maschine, dachte er. Und eine Maschine kann man nicht hereinlegen oder täuschen, ebensowenig, wie man einen Lichtschalter nicht hereinlegen kann, indem man auf ihn zuspringt und so tut, als wollte man ihn betätigen.
    »Ich habe Anweisung, diese Frage nicht zu beantworten«, erklärte der Roboter. Und dann langsam, krächzend, als kämen die Worte gegen seinen eigenen Willen heraus: »Ich will nicht, daß Sie weiter solche Fragen stellen. Sie stören mich.«
    Lucky dachte: Noch mehr würde dich stören, das erste Gesetz zu brechen!
    Er trat aus dem Schatten in die Sonne hinaus.
    Dann fragte er den Roboter, der ihm gefolgt war: »Wie ist deine Seriennummer?«
    »RL-726.«
    »Also gut, RL-726. Dir ist klar, daß ich ein Mensch bin?«
    »Ja.«
    »Ich kann die Hitze hier nicht vertragen.«
    »Ich auch nicht«, sagte der Roboter.
    »Das ist mir klar«, sagte Lucky, der sich an das Stolpern des Roboters vor ein paar Minuten erinnerte. »Trotzdem ist ein Mensch dafür noch viel weniger geschaffen als ein Roboter. Verstehst du das?«
    »Ja.«
    »Dann hör mir zu. Ich möchte, daß du mit deiner Zerstörungstätigkeit aufhörst, und ich möchte, daß du mir sagst, wer dir den Befehl gegeben hat, die Einrichtungen hier zu zerstören.«
    »Ich habe Anweisung ...«
    »Wenn du mir nicht gehorchst«, rief Lucky, »werde ich hier in der Sonne bleiben, bis ich tot bin, und du wirst das erste Gesetz gebrochen haben, weil du meinen Tod zugelassen hast, obwohl du ihn hättest verhindern können.«
    Lucky wartete grimmig. Die Aussage eines Roboters galt natürlich vor keinem Gericht als Beweis, aber sie würde ihm zumindest bestätigen, daß er auf der richtigen Spur war, wenn der Roboter das sagte, was er erwartete.
    Aber der Roboter sagte nichts. Er schwankte. Ein Auge erlosch plötzlich und flackerte dann wieder auf. Anstatt einer Stimme hörte er plötzlich

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