Im Licht der Merkur-Sonne
auf die relativ große Entfernung konnte Lucky sehen, daß die Außenfläche nur aus Metall bestand.
Lucky blieb kurz im Schatten eines Felsens stehen, zwang sich aber dann zum Weiterlaufen, ehe sein Anzug noch genügend Zeit zum Abkühlen gehabt hatte.
Der Gestalt schien die Hitze überhaupt nichts auszumachen. Wenigstens machte sie während der Zeit, in der Lucky sie beobachtete, keinerlei Anstalten, eine Schattenpartie aufzusuchen.
Lucky nickte nachdenklich. Es paßte alles zusammen.
Er rannte weiter. Er machte jetzt riesige Schritte, von denen jeder mindestens fünf Meter lang war. Und dann schrie er: »Du! Du dort! Umdrehen!«
Er sagte das mit aller Autorität, deren er fähig war, und hoffte, daß der andere sein Radiosignal empfangen würde.
Langsam drehte die Gestalt sich um, und Lucky nickte befriedigt. Bis jetzt wenigstens hatte sich seine Vermutung bestätigt.
11.
Die Gestalt war groß, größer selbst als Lucky. Sie maß beinahe sieben Fuß und war auch entsprechend breit. Sie bestand völlig aus schimmerndem Metall, das, wo die Sonnenstrahlen auftrafen, strahlend weiß war und an allen übrigen Stellen völlig schwarz.
Aber unter dem Metall war nicht Fleisch und Blut, sondern nur weiteres Metall: Zahnräder, Getriebe, Röhren sowie ein Mikromeiler, der die Gestalt mit Atomenergie versorgte und auch die Gammastrahlen produzierte, die Lucky mit seinem Taschenergometer festgestellt hatte.
Das Wesen stand da und sah Lucky an. Anstelle von Augen besaß es zwei fotoelektrische Zellen, die in dunklem Rot glühten. Sein Mund war ein waagerechter Strich in der unteren Gesichtshälfte.
Das Wesen war ein Roboter, und Lucky brauchte nur einen Blick, um zu erkennen, daß es sich nicht um einen Roboter irdischer Herkunft handelte.
Der Mund des Roboters öffnete und schloß sich in unregelmäßiger Folge, als rede er.
»Im Vakuum kann ich keine Schallwellen hören«, sagte Lucky. Er sagte es mit strenger Stimme, denn er wußte, daß es nötig war, sich sofort als Mensch und damit als Meister auszuweisen. »Schalte auf Radio um.«
Und jetzt blieb der Mund des Roboters bewegungslos, aber eine Stimme hallte in Luckys Kopfhörern, eine heisere Stimme, die zwischen den einzelnen Worten unmotivierte Pausen machte. Die Stimme sagte: »Was wollen Sie, Sir? Warum sind Sie hier?«
»Du hast mir keine Fragen zu stellen!« erwiderte Lucky scharf. »Warum bist du hier?«
»Ich habe Befehl, bestimmte Gegenstände in bestimmten Zeitintervallen zu zerstören.«
»Befehl von wem?«
»Man hat mir Befehl gegeben, diese Frage nicht zu beantworten.«
»Bist du ein sirianisches Erzeugnis?«
»Man hat mich auf einem Planeten der sirianischen Föderation gebaut.«
Lucky runzelte die Stirn. Die Stimme des Roboters klang höchst unangenehm. Die wenigen Roboter irdischer Herkunft, die Lucky gelegentlich in Versuchslaboratorien gesehen hatte, waren mit Stimmorganen ausgerüstet worden, die ebenso angenehm und natürlich wie eine gepflegte menschliche Stimme klangen. Die Sirianer sollten doch zweifellos sogar darüber hinaus fortgeschritten sein ...
Lucky schob den Gedanken beiseite und widmete sich einem unmittelbaren Problem. »Ich muß eine Schattenpartie finden«, sagte er. »Komm mit mir.«
»Ich führe Sie zum nächsten Schatten«, sagte der Roboter sofort. Er trottete davon, und seine Metallbeine bewegten sich dabei unregelmäßig.
Lucky folgte dem Wesen aus Metall. Er hätte den Schatten auch allein gefunden, aber er blieb etwas zurück, um den Schritt des Roboters zu beobachten.
Was Lucky aus der Ferne für ein Torkeln gehalten hatte, erwies sich aus der Nähe als ein deutliches Hinken. Ein Hinken und eine unregelmäßige Stimme! Zwei Unvollkommenheiten in diesem Roboter, dessen äußere Erscheinung die eines großartigen Wunders der Technik war.
Der Gedanke kam ihm, daß dieser Roboter vielleicht nicht an die Hitze und die Strahlung des Merkur angepaßt war. Vielleicht war er durch Strahlung beschädigt worden. Lucky war Wissenschaftler genug, um darüber ein gewisses Bedauern zu empfinden. Der Roboter war zu schön, um wirklich solchem Schaden ausgesetzt zu werden.
Er sah die Maschine bewundernd an. Unter diesem massiven Schädel aus Chromstahl lag ein empfindlicher eirunder Schwamm aus Platin-Iridium von etwa der Größe eines menschlichen Gehirns. In ihm entstanden Billionen von Billionen Positronen im Zeitraum von Millionstel Sekunden; in der Zeit zwischen ihrer Entstehung und ihrem Verschwinden
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