Im Licht der Merkur-Sonne
Antwort.
Mit der letzten ihm zur Verfügung stehenden Kraft zog er die Gestalt im Raumanzug hinter sich her. Erskines Helmlampe flackerte, und die Energieanzeige seiner Kraftanlage stand beinahe auf leer. Aber die Temperatur in seinem Anzug würde bald wieder auf den normalen Wert ansteigen.
Bigman rief die Kuppel an. Er konnte jetzt keine andere Entscheidung treffen. In ihrem augenblicklich geschwächten Zustand und mit ihren geringen Energiereserven würde ein zweites Zusammentreffen mit den Merkurwesen ihr Tod sein.
Es war erstaunlich, wie schnell der Rettungstrupp sie erreichte.
*
Nach dem Genuß einer Tasse Kaffee und einer warmen Mahlzeit und umgeben von der angenehmen Wärme und dem Licht der Kuppel sah Bigman den soeben erlebten Schrecken in einer anderen Perspektive – schon war daraus nicht mehr als eine unangenehme Erinnerung geworden.
Dr. Peverale lief mit dem Gehabe einer ängstlichen Mutter herum. »Und Sie sind ganz sicher, daß Ihnen nichts fehlt, Bigman? Keine Nachwirkungen?«
»Ich fühle mich ganz ausgezeichnet«, erklärte der kleine Marsianer.
»Die Frage ist nur, Doc, wie geht es Erskine?«
»Es scheint, daß er durchkommt.« Die Stimme des Astronomen wurde unpersönlich. »Dr. Gardoma hat ihn untersucht und einen guten Bericht über seinen Zustand gegeben.«
»Gut«, sagte Bigman beinahe spöttisch.
»Machen Sie sich Sorgen um ihn?« fragte Dr. Peverale etwas überrascht.
»Allerdings, Doc. Ich habe meine Pläne.«
Jetzt trat Dr. Hanley Cook ein. Er zitterte vor Erregung. »Wir haben Männer in die Bergwerksschächte geschickt, damit sie nach dem ›Tauen‹ sehen. Sie nehmen Heizkissen mit, wie Köder für einen Fisch, wissen Sie.« Er wandte sich Bigman zu: »Ein Glück, daß Sie ihnen entkommen sind.«
Bigmans Stimme wurde schrill, und er sah den anderen wütend an. »Das war nicht Glück, das war Verstand. Ich dachte mir, daß sie in erster Linie hinter direkter Hitze her wären. Ich schloß, daß das eine Art von Energie war, die ihnen am liebsten ist. Also gab ich sie ihnen.«
Dr. Peverale verließ jetzt den Raum, aber Cook blieb noch zurück und redete aufgeregt von den Merkurwesen: »Stellen Sie sich vor! Die alten Geschichten von dem Gefriertod in den Bergwerken haben also gestimmt. Denken Sie doch! Felstentakel, die wie Hitzeschwämme reagieren und durch Berühren jede Art von Energie in sich aufsaugen. Sie sind doch sicher, daß Sie sie richtig beschrieben haben, Bigman?«
»Natürlich bin ich sicher. Sie können sich ja selbst eines ansehen!«
»Was für eine Entdeckung!«
»Weshalb hat man sie eigentlich nicht schon lange vorher entdeckt?« fragte Bigman.
»Nach dem, was Sie uns erzählen, passen sie sich ihrer Umgebung meisterhaft an. Und dann überfallen sie auch nur Menschen, die allein sind. Vielleicht« – seine Worte wurden jetzt lebhafter – »ist da irgendein Instinkt, eine fast verkümmerte Intelligenz, die sie dazu treibt, sich zu verstecken. Ich bin sogar überzeugt davon. Es gehört eine gewisse Intelligenz dazu, sich so lange vor uns zu verbergen. Aber als dann nach dreißig Jahren wieder einmal Menschen in den Schächten auftauchten, war die Versuchung zu groß, und eines der Wesen griff an, obwohl die Menschen zu zweit waren. Und daher sind sie auch entdeckt worden.«
»Warum gehen sie nicht auf die Sonnenseite, wenn sie Energie haben wollen?« fragte Bigman.
»Vielleicht ist es dort zu heiß«, entgegnete Cook sofort.
»Aber sie haben sich auf den Strahler gestürzt, und der war rotglühend.«
»Vielleicht ist die harte Strahlung auf der Sonnenseite zu stark für sie, vielleicht sind sie daran nicht gewöhnt. Oder vielleicht gibt es auf der Sonnenseite auch ein Volk dieser Wesen. Woher sollen wir das wissen? Vielleicht leben die auf der Dunkelseite von radioaktiven Erzen und dem Licht der Korona.«
Bigman zuckte die Achseln. Er hielt solche Spekulationen für völlig nutzlos. Auch Cooks Gedanken schienen sich zu ändern. Er sah Bigman nachdenklich an und rieb sich über das Kinn.
»Sie haben Erskine also das Leben gerettet?«
»Ja, das stimmt.«
»Nun, vielleicht ist das ganz gut so. Wenn Erskine gestorben wäre, hätte man das Ihnen zum Vorwurf gemacht. Senator Swenson hätten Ihnen, Starr und dem Rat den Boden unter den Füßen ziemlich heiß machen können. Ganz gleich, war für eine Erklärung Sie gegeben hätten, Sie wären derjenige gewesen, der bei Erskines Tod zugegen war, und das hätte Swenson gereicht.«
»Hören
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