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Im Licht der Merkur-Sonne

Im Licht der Merkur-Sonne

Titel: Im Licht der Merkur-Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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Schwärze schien die Hitze noch intensiver zu machen, und Lucky fühlte eine aufsteigende Schwäche. Der Roboter stand zwischen ihm und dem Schatten.
    »Aus dem Weg!« sagte Lucky. Schon fiel ihm das Reden schwer.
    »Man hat mir Anweisung gegeben, jede Störung der mir erteilten Befehle zu verhindern. Sie haben diese Befehle gestört«, sagte der Roboter.
    Lucky hatte keine Wahl mehr. Er hatte sich verkalkuliert. Es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, daran zu zweifeln, daß die drei Gesetze der Robotik unter allen Umständen galten. Die Wahrheit war ihm zu spät aufgegangen, und seine Fehlkalkulation hatte ihn jetzt dazu gebracht, daß sein eigenes Leben in Gefahr war und es notwendig wurde, den Roboter zu zerstören.
    Er hob den Strahler.
    Und beinahe im gleichen Augenblick wurde ihm bewußt, daß er einen zweiten Fehler begangen hatte. Er hatte zu lange gewartet. Durch die Hitze war aus ihm eine ebenso unvollkommene Maschine wie der Roboter geworden. Sein Arm hob sich nur noch träge.
    Er nahm nur noch eine verschwimmende Bewegung wahr, und diesmal war Lucky einfach nicht mehr fähig, schnell genug auszuweichen. Der Strahler wurde ihm aus der Hand geschlagen und flog davon. Luckys Arm fand sich plötzlich im unwiderstehlichen Griff einer metallenen Hand, und ein Arm aus Metall legte sich um seine Hüfte.
    Selbst unter günstigsten Umständen hätte Lucky den stählernen Muskeln des Roboters keinen Widerstand leisten können. Kein Mensch konnte das. Er spürte, wie die Kräfte ihm schwanden. Nur noch die Hitze war ihm bewußt.
    Der Roboter verstärkte seinen Griff und beugte Lucky nach hinten, als wäre er eine Stoffpuppe. Lucky dachte an die strukturellen Schwächen seines Isolieranzugs. Ein gewöhnlicher Raumanzug hätte ihm vielleicht sogar gegen die Kraft eines Roboters Schutz gewährt – ein Isolieranzug konnte das nicht. Jeden Augenblick konnte ein Gliedsegment nachgeben.
    Luckys freier Arm schlug hilflos herum, und seine Finger berührten die schwarze Substanz. Dann durchzuckte ihn ein Gedanke. Verzweifelt versuchte er, seine Muskeln zu letztem Widerstand gegen den Tod unter den Händen eines verrückt gewordenen Roboters anzustacheln.

 
12.
     
    Luckys Lage war das genaue Gegenteil der Gefahr, in der Bigman sich befand. Bigman wurde nicht von der Hitze, sondern durch die zunehmende Kälte bedroht. Er befand sich im Griff der »steinernen Seile«, die ihn ebenso festhielten wie der Roboter Lucky. Aber in einer Beziehung hatte er Hoffnung. Seine Hand hielt den Strahler umfaßt, den Erskine vorher auf ihn gerichtet hatte.
    Und der Strahler lockerte sich – lockerte sich so schnell, daß ihn Bigman beinahe hätte fallen lassen.
    »Bei den Sandteufeln des Mars!« murmelte er und hielt fest.
    Hätte er gewußt, wo diese Tentakel eine verletzliche Stelle hatten, hätte er auf diese Stelle schießen können, ohne Erskine oder sich selbst zu gefährden. So aber war es ein riskantes Spiel, auf das er sich einlassen mußte.
    Sein Daumen drückte den Feldstärkeregler. Er begann müde zu werden, und das war ein schlechtes Zeichen. Minuten waren vergangen, seit er das letzte Lebenszeichen von Erskine empfangen hatte. Die Intensität des Strahlers war jetzt auf den geringsten Wert eingestellt. Und noch etwas: Er mußte den Abzug mit dem Zeigefinger erreichen, ohne die Waffe fallen zu lassen.
    Er durfte sie einfach nicht fallen lassen!
    Sein Zeigefinger berührte die richtige Stelle und drückte dagegen.
    Der Strahler wurde warm. Er konnte das an dem dunkelroten Glühen des Mündungsgitters sehen.
    Mit den letzten Resten der ihm verbliebenen Kraft warf Bigman den Strahler, so weit er konnte.
    Dann spürte er die ersten Anzeichen von Wärme, die durch seinen Anzug drangen. Er schrie vor Freude auf. Die Wärme genügte, um ihm zu verraten, daß die Energie jetzt nicht mehr direkt in die Tentakel abgesogen wurde.
    Er bewegte die Arme. Er hob ein Bein. Sie waren frei. Die Tentakel hatten sich zurückgezogen.
    Der Schein seiner Helmlampe war heller geworden, und er konnte jetzt die Stelle, auf die sein Strahler gefallen war, ganz deutlich sehen. Die Stelle, aber nicht den Strahler. Wo der Strahler sein sollte, befand sich eine bewegte Masse grauer Tentakel.
    Mit zitternden Händen riß Bigman Erskines Strahler aus dem Halfter und warf ihn noch über den ersten hinaus. Das würde das Wesen beschäftigen, sobald die Energie des ersten Strahlers nachließ.
    »He, Erskine!« sagte Bigman drängend. »Hören Sie mich?«
    Keine

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