Im Licht der roten Erde

Titel: Im Licht der roten Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey

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Malereien verwendet wird, außerdem die Überreste von Steinwerkzeugen.«
    »Wie viele tausend Jahre? Wo liegt die Untergrenze?«, fiel ihr Rowena ungeduldig ins Wort. Ihre Augen glänzten fiebrig.
    Esme wandte sich an den Archäologen de Witt. Er stand auf, als mache er sich bereit, einem akademischen Publikum einen trockenen Vortrag zu halten. »Bedenken Sie, dass eine endgültige Datierung mit Hilfe von Thermolumineszenz bislang zu kompliziert ist. Doch basierend auf den Laborauswertungen, die bereits erfolgt sind, glauben wir, dass diese Stätte – und vermutlich andere weiter oben im Norden des Kontinents – in etwa zwischen achtzig- und hundertsiebzigtausend Jahre alt ist.«
    Verblüfftes Schweigen breitete sich aus. Rowena fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Hunter beobachtete Ardjani, der ungerührt blieb.
    Mick fand als Erster die Sprache wieder. »Wenn das der Fall ist … dann widerlegt es die Theorie, nach der die Wiege der Menschheit in Afrika liegt.«
    »Bedeutet das, dass sämtliche Rassen von den australischen Ureinwohnern abstammen?«, fragte Veronica.
    »Dass der
Homo sapiens
zuerst auf diesem Kontinent gewandelt ist? Seit Anbeginn der Schöpfung? Was sagst du dazu, Ardjani?« Susan verspürte eine freudige Erregung. »Das ist einfach überwältigend.«
    »Sind Sie schon bereit, damit an die Öffentlichkeit zu gehen?« Veronica wusste, dass diese Story weltweit für Schlagzeilen sorgen würde.
    »Wir haben eine akademische Abhandlung für das Magazin
Nature
verfasst, sie halten die Publikation zurück, bis weitere Ergebnisse in … sagen wir einigen Monaten vorliegen.«
    »Veronica, dir ist klar, dass es sich hier um vertrauliche Informationen handelt, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind?«, versicherte sich Beth.
    »Das ist wirklich schade. Aber ich respektiere es natürlich. Ich würde gern mit Ihnen darüber sprechen, dass die ABC das Recht bekommt, als erster Sender einen Beitrag zu diesem äußerst bedeutsamen Thema zu bringen, Professor de Witt.«
    »Das ist möglich. Vorausgesetzt, das Team ist damit einverstanden.«
    »Wie habe ich mir solche Untersuchungen vorzustellen?«, erkundigte sich Alistair.
    »Es ist ähnlich, wie Ringe an einem Baum zu zählen, doch anstatt nach Ringen hält man Ausschau nach Elektronen in Sand- und Quarzkörnern. Diese im Erdreich versunkenen Körner sammeln Elektronen – je älter sie sind, desto mehr enthalten sie.«
    »Können wir den Ort sehen?«, fragte Rowena, doch niemand beantwortete ihre Frage.
    »Ohne in irgendeiner Weise respektlos erscheinen zu wollen: Wie sicher sind Sie sich Ihrer Sache?«, fragte Alistair, vorsichtig wie immer.
    »Sicher genug, um Ihnen allen davon zu erzählen«, sagte Esme scharf.
    »Es werden jede Menge Leute hierherkommen wollen, wenn das publik wird«, bemerkte Hunter.
    »Und was bedeutet das für euren
land claim?
«, erkundigte sich Andrew. »Auf jeden Fall wird es euch Munition für euren Kampf gegen den Minenbau liefern.«
    »Ja, wenn es sich hierbei um den Ort eines bedeutenden Kulturerbes handelt, wahrscheinlich sogar um ein Weltkulturerbe, ist das aus meiner Sicht weit mehr wert als Diamanten«, sagte Beth.
    »Und es verweist die Franzosen und Spanier auf ihre Plätze«, sagte Mick trimphierend. »Sie meinen nämlich, sie hätten die älteste Höhlenkunst.«
    »Es ist die Gelegenheit, entweder einen Schritt vorwärts im Versöhnungsprozess zu machen oder aber extremen Raubbau zu betreiben. Das Thema erfordert auf jeden Fall äußerstes Feingefühl.«
    »Wie sehen die Dinge denn aus, auf die Sie gestoßen sind?«, fragte Shareen.
    »Es handelt sich um simple geometrische Formen«, antwortete de Witt.
    »Es ist etwas, das wir alle kennen, wenn wir auf unsere geschlossenen Augenlider drücken und Sterne sehen«, sagte Esme. »Es wird ähnlich beschrieben wie eine transzendentale Erfahrung oder aber so, wie kleine Kinder ihre Sicht der Welt abbilden.«
    Während sich der Rest der Gruppe aufgeregt über die Konsequenzen eines solchen Fundes für Australien unterhielt, blickte Shareen unbehaglich drein. »Ich denke nicht, dass man daraus eine so große Sache machen sollte. Was ist, wenn Sie sich irren?«
    »Über fünfzigtausend Jahre definitiv, das ist ziemlich beträchtlich für die Geschichte des Menschen«, sagte Mick.
    Zum ersten Mal während dieses Gesprächs ergriff Ardjani das Wort. »Wir sind hier seit Anbeginn der Schöpfung. Das hier ist immer unser Land gewesen.« Er blickte Shareen direkt