Im Licht der roten Erde
vermitteln.«
Hunter nickte. »Ich habe gesehen, wie das mittlerweile im gesamten Territorium mit den Touristen läuft: Weiße Reiseführer machen sich ein bisschen bei den einheimischen Aborigines schlau und leiern ihren Text dann bei den Busrundreisen herunter, obwohl die Touristen die richtige Geschichte von den Aborigines erfahren könnten. Zum Glück ändert sich das langsam, weshalb auch mein Geschäft in Schwung gekommen ist. Heutzutage ist es im Touristengeschäft durchaus von Vorteil, ein Aborigine zu sein. Es gibt da ein paar herausragende Jungs, die in den Nationalparks arbeiten und sich in beiden Kulturen wunderbar auskennen.«
»Und warum funktioniert das nicht auch hier?«, erkundigte sich Susan.
»Versuch das mal Giles Jackson zu verkaufen.« Barwon, der der Diskussion bisher schweigend gelauscht hatte, konnte sich diesen Seitenhieb nicht verkneifen.
»Len Steele und Frank Ward sind vernünftige Männer«, rief Alistair ihnen in Erinnerung.
Alle blickten einander an: Das schien ein naheliegender Weg für die Zukunft der Barradja zu sein.
»Es ist eine Frage des Verhandelns, des Gesprächs und des Kompromisses. Wir müssen das Thema weiterverfolgen und mit den Pastoralisten reden«, sagte Alistair.
»Wir haben noch andere Pläne, über die wir mit euch reden möchten«, sagte Ardjani, doch Beth unterbrach ihn, wobei sie ihn mit einem Lächeln bat, darüber hinwegzusehen. »Ich denke, wir sollten losziehen und uns die
gwion gwion-
Malereien ansehen; schließlich haben wir versprochen, sie unseren Gästen zu zeigen. Wir können unterwegs eine Teepause einlegen.«
»Klingt gut. Ist das in Ordnung für dich, Ardjani?«, fragte Mick den Ältesten respektvoll.
Ardjani rollte die Karte zusammen. »Ja. Wir zeigen euch unseren ganz besonderen Ort. Auch wir Barradja sind lange nicht dort gewesen. Ihr klärt mit Len Steele, ob wir sein Land betreten dürfen. Unsere Pläne erläutern wir euch ein andermal.« Und damit zog er den
law stick
aus der Erde.
Digger, Rusty und Barwon führten den Konvoi mit einem Pritschenwagen an, Ardjani setzte sich mit Lilian, Jennifer und der Hauptgruppe, der sich nun auch Esme und Michael de Witt angeschlossen hatten, in den OKA , und Hunter bildete mit Shareen und Rowena den Schluss. Im OKA blickte Andrew von seinem bequemen Sitz aus aus dem Fenster, als Susan seine Hand drückte. »Woran denkst du?«
»An diese Barradja-Sache. Es hat den Anschein, dass du mehr und mehr involviert wirst. Du willst doch nicht wirklich diese Leute vertreten, oder? Überlass das den beiden Männern, womöglich schadet es deinem Ruf.«
Susan versteifte sich, froh darüber, dass ihre leisen Stimmen vom Geräusch des Motors und dem Geplauder der anderen übertönt wurden. »Warum sollte mein Ruf darunter leiden? Damit kann ich umgehen. Alistair und Mick sind zwei der besten Juristen im ganzen Land, und ich
möchte
involviert sein.«
»Weshalb, Susan? Es ist nicht deine übliche Art von Fällen, zumindest soweit ich deine Aufgaben in der Kanzlei verstanden habe. Und mal ehrlich: Möchtest du als Aborigine-Anwältin bekannt werden? Das stempelt dich ganz schnell als Radikale ab, wenn du verstehst, was ich damit meine.«
Sie zog ihre Hand zurück. »Nein, da bin ich anderer Ansicht, Andrew. Das hatten wir doch schon einmal. Ich dachte, genau deshalb wärst du hierhergekommen: um eine andere Sichtweise auf die Kultur der Aborigines zu gewinnen.«
»Ich bin einzig und allein gekommen, um dich zu sehen. Ich wäre zum Nordpol gereist, wenn du dort mit den Eskimos kampiert hättest. Für dich interessiere ich mich, nicht für das, was mit diesen Leuten geschieht.«
»Genau das ist der Punkt, Andrew. Wenn du mich kennenlernen willst, musst du die Dinge respektieren, die mir wichtig sind. Ich bin hierhergekommen, ohne auch nur das Mindeste über das Leben oder die Kultur der Aborigines zu wissen, und langsam erkenne ich, dass es eine Menge gibt, was Aborigines und Weiße voneinander lernen können. Völker wie die Barradja können uns Wege aufzeigen, die unser Leben womöglich bereichern, verbessern, und umgekehrt können auch wir ihnen helfen. Gerade dich sollte es interessieren, dass wir eine Möglichkeit für die indigenen und die weißen Australier erarbeiten, miteinander zurechtzukommen.«
»In Yandoo haben wir keine Probleme. Ich denke, trotz all ihrer oberflächlichen Urteile hat Shareen nicht ganz unrecht: Ihr Anwaltstypen verkompliziert die Dinge meist nur noch, anstatt zu
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