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Im Licht der roten Erde

Im Licht der roten Erde

Titel: Im Licht der roten Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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helfen.«
    Susan war empört, doch sie spürte auch Schmerz unter ihrem Ärger. Sie mochte Andrew, und sie hatte gehofft, ihre Freundschaft würde sich weiterentwickeln, trotz ihres unterschiedlichen Lebensstils und der Entfernung zwischen ihnen. Doch solange sie keine gemeinsame Basis bei grundlegenden Themen wie diesem finden konnten, würde es ständige Reibereien geben.
    »Hör mal, Andrew, wir kommen von entgegengesetzten Seiten des Zauns. Ich hatte gehofft, du würdest in der Lage sein, ein paar der zauberhaften Erfahrungen mit mir zu teilen, die ich hier draußen gemacht habe. Damit meine ich nicht nur den Busch – ich weiß, dass das nichts Neues für dich ist. Doch ich dachte, Hunter wiedergefunden zu haben, hätte dich über manches anders denken lassen.«
    »Hunter hat sich in einen weißen Geschäftsmann verwandelt. Sich mit dieser Amerikanerin zusammenzutun und Abo-Kunst an einen Haufen Millionäre zu verscherbeln … das ist nicht gerade im Interesses des Stammes.«
    »Ich werde mich nicht mit dir streiten, Andrew. Und was meine Karriere betrifft – das geht nur mich etwas an, einverstanden?« Susan seufzte und war froh, als der kleine Konvoi an einer Gruppe schattenspendender Bäume anhielt.
     
    Billy und Hunter hatten schnell ein kleines Feuer entfacht und zauberten
damper
vom Frühstück sowie Corned Beef und Essiggurken hervor, während das Wasser für den Tee kochte.
    Esme machte es sich auf einem von Billys Klappstühlen bequem, Michael de Witt setzte sich neben sie. Beth, ganz die Anführerin, klatschte in die Hände. »Kommt mal zusammen, Leute. Wie ihr wisst, gehören Esme und Michael einem Team von Wissenschaftlern an, die mit Genehmigung der Barradja die heiligen Stätten mit Felsmalereien untersuchen.« Sie deutete auf die drei Ältesten. »Und sie wollen in naher Zukunft ihre vorläufigen Ergebnisse der internationalen Wissenschaftlergemeinschaft vorstellen.«
    »Die Sache ist von internationalem Interesse?«, murmelte Mick. »Dann muss sie ja ziemlich bedeutend sein.«
    »Das ist sie«, erklärte Esme mit Nachdruck. »Und sie wird großen Einfluss nehmen, nicht nur auf Australien, sondern auf die ganze Welt, was mit Sicherheit auch Auswirkungen auf unsere Freunde hier haben wird. Ardjani und die Ältesten wissen davon, was ein weiterer Grund dafür ist, dass sie ihr Land schützen müssen.«
    Bei Beth’ Worten fuhr Rowenas Kopf in die Höhe. Sie warf Ardjani einen Blick zu, den dieser jedoch ignorierte.
    Esme sah de Witt an, der ihr das Wort überließ. »Du sorgst für die Hintergrundinformationen.« Die drahtige alte Dame stand auf, eine beeindruckende Person in langem Baumwollrock, einem Männerhemd und robustem Schuhwerk. Ein Strohhut mit Insektennetz beschattete ihr Gesicht.
    »Manche der Kunstwerke, die Sie heute sehen werden, sind Zeichen des Bestrebens unserer Vorfahren zu kommunizieren, sich selbst darzustellen und ihre Existenz festzuhalten, die bis auf fünfzigtausend Jahre zurückreicht. Ich gestatte mir die Freiheit, von ›unseren Vorfahren‹ zu sprechen, denn als Australierin bin ich der Überzeugung, dass jeder von uns das Recht hat, ein Gefühl der Zugehörigkeit zu diesem Land für sich zu beanspruchen.«
    »Nicht, wenn man nicht hier geboren ist«, brummte Shareen. »Meinen Sie etwa, wir Weißen wollten schwarze Vorfahren haben? Das glaube ich nicht.«
    »Mir gefällt die Vorstellung«, sagte Susan, und Andrew zuckte zusammen.
    Esme war unbeeindruckt. »Wir könnten ein mythisches Bewusstsein erlernen. Den meisten Mitgliedern der weißen Gesellschaft ist die Fähigkeit zur intuitiven Wahrnehmung abhandengekommen, doch wir finden nach wie vor Trost darin, an den Ort zurückzukehren, von dem wir stammen, zu unseren Wurzeln. Nun«, sie wedelte sich eine Fliege aus dem Mundwinkel, die es unter das Insektennetz geschafft hatte, »zu den wirklich wichtigen Neuigkeiten. Unser Team hat eine archäologische Stätte auf dem Land der Barradja ausgegraben. Und die Cupules – das sind von Hand eingetriebene Kerben oder auch schalenartige Vertiefungen im Fels –, die wir untersuchen, weisen darauf hin, dass sie äußerst alt sind.« Esme machte eine dramatische Pause und genoss ihren Auftritt. »Die Teammitglieder haben Ausgrabungen durchgeführt und Proben genommen, und als sie tiefer und tiefer vorgedrungen sind zu Schichten, die Zehntausende Jahre alt und noch älter sind, haben sie immer noch Hinweise auf menschliches Schaffen gefunden, einschließlich Ocker, wie er in

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