Im Licht der roten Erde
das Baby adoptieren wollt.«
»Die alte Frau sagt, Barwons Vater hieß Tom O’Brien …«, Jennifer zögerte und blickte ihre Mutter an, »und … der Name von Barwons Mutter war … Ruby Djoobalong.«
Lilian griff nach einem Stuhl und ließ sich darauf fallen, ihre Augen umwölkten sich, ihre Schultern sackten herab. »Djoobalong … das ist mein Name. Diese Ruby … sie war meine Schwester. Meine Schwester, die zusammen mit meinen anderen Geschwistern gestohlen wurde, bevor ich auf die Welt kam.«
»Das sieht ja langsam aus wie ein handfester Beweis, Mick«, sagte Alistair ruhig.
Jennifer stellte sich hinter ihre Mutter. »Jimmy hat die alte Nonne in dem Konvent in Derby ausfindig gemacht und ihr von Barwon und dem Baby erzählt. Sie sagt, Barwon wäre von seinen Eltern Djoobalong O’Brien genannt worden. Sie ist bereit, das zu unterschreiben, wenn es hilft, das Baby nach Hause zu seiner Familie zu bringen.«
»Das sind sehr gute Neuigkeiten«, sagte Beth. »Lilian, deine Schwester wird über ihre Enkelin mit ihrer Familie wiedervereint sein. Die Wohlfahrt in Melbourne wird das überprüfen, dann können wir die Kleine heim zu ihren Verwandten bringen.«
Lilian sah zu ihrer Tochter auf. »Jennifer, du bist ihre erste
skin-
Mutter, du kümmerst dich um die Enkelin meiner Schwester.«
Jennifer lächelte. »Wir alle werden uns um sie kümmern.«
Die Schmerzlichkeit der Situation ließ keinen von ihnen kalt, und Susan beschloss, die Frage zu stellen, die nach wie vor unbeantwortet war. »Weshalb hat Barwon das deiner Meinung nach getan, Ardjani?«
»Wir dulden keinen Selbstmord. Doch unsere Leute leiden, wenn sie ihren Familien entrissen und eingesperrt werden.«
»Barwon wusste nicht, wer seine Familie ist«, sagte Susan traurig.
»Er ist auf dem Land seiner Familie gestorben«, sagte Ardjani. »Das wusste er. Der Songmaster hat es ihm gesagt.«
Er blickte sich um und streckte die Arme aus, die Handflächen zeigten nach oben. »Meine Freunde. Gute Freunde.« Alle nahmen auf ihren Stühlen rund ums Lagerfeuer Platz. Ardjani deutete auf den Boden. »Nein, diesmal sitzen wir auf der Erde.«
Sie setzten sich, und Ardjani erwähnte seine Dankbarkeit wegen ihrer Freundschaft und Unterstützung. »Wir haben noch einiges zu besprechen, wenn unsere Leute vollzählig hier versammelt sind, aber wir sind der Überzeugung, dass die Buschuniversität eine gute Sache ist. So können wir unser Wissen, unsere Gabe an die Weißen weiterreichen.«
Alle pflichteten ihm bei. »Wir haben beschlossen, in zwölf Monaten zurückzukommen, Ardjani, vorausgesetzt, du bist damit einverstanden. Zu einem großen Wiedersehen.«
»Gut. Als erste Studenten an der neuen Buschuniversität, hm?« Und als sie nickten, fuhr er ernster fort: »Wir Aborigines haben zweihundert Jahre lang darauf gewartet, dass sich die Dinge in diesem Land ändern. Wir sind geduldige Menschen. Wir hören zu, und wir warten ab. Wir berühren diese Erde, und wir hören, was sie uns zu sagen hat. Jetzt berührt ihr Weißen die Erde und hört auf das, was in euch ist.«
Schweigend saßen sie da, umhüllt von Stille. Dann stand Ardjani auf und betrachtete die Gruppe sinnend. »Morgen kehren ein paar aus unserer Gemeinschaft zurück. Wir werden uns gleich an die Arbeit machen.«
Am nächsten Morgen das Lager abzubrechen erinnerte an eine Militäroperation mit Billy als Oberbefehlshaber. Die Zelte wurden mit weit weniger Problemen abgebaut, als sie aufgebaut worden waren, und auf einmal war der Boden wieder frei, abgesehen von der grauen Asche und dem verkohlten Holz ihrer Lagerfeuer.
Am Wassertank stieß Veronica auf Lilian und umarmte sie zum Abschied. »Ich werde nächstes Jahr wiederkommen.«
Lilian lächelte sie breit an. »Natürlich wirst du das. Du musst dein Baby mitbringen, wegen der Rauchzeremonie. Wir geben dem Baby, das du in dir tragen wirst, einen Namen.«
Veronica verspürte einen Anflug von Hoffnung und Rührung und konnte nicht sprechen. Stattdessen umarmte sie die ältere Frau wieder. »Beim nächsten Mal bringe ich meinen Boris mit. Du wirst ihn mögen.«
»Gut, gut.«
Jennifer suchte Mick auf und reichte ihm ein mit feinem Schnitzwerk versehenes Emu-Ei. »Das ist für dich als den Senior-
law man.
Es sind kunstvolle Zeichen darauf.«
Mick hielt das kostbare Ei vorsichtig in der Hand und grinste schief. »Ich weiß diese Geste zu schätzen, Jennifer, doch ich muss dir etwas verraten. Ich bin nicht der ranghöchste
law
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