Im Licht der roten Erde
ist mit den anderen Aborigine-Gemeinschaften, die keine Menschen wie euch haben, die sie unterstützen? Dieser Streit um die Landrechte könnte noch über Jahrzehnte hinweg die Gerichte beschäftigen. Die Regierung kann es nicht jedem recht machen«, wandte Ian ein.
»Miteinander reden und zuhören, Dad, ist der einzige Weg. Neue Zeiten erfordern neues Denken«, erwiderte Andrew. »Aber keine Sorge, es wird funktionieren. Überhaupt bin ich jetzt mehr denn je davon überzeugt, dass es richtig ist, in deine Fußstapfen zu treten, wenngleich wir uns bewusster werden müssen, was dieses Land für uns alle bedeutet. Für sie und für uns. Miteinander zu teilen, so denke ich, ist der einzige Weg.«
»Ich hätte nie gedacht, dass einer meiner Söhne einmal so etwas sagen würde.« Ian sprach ohne Bitterkeit, doch in seiner Stimme schwang Bestürzung mit.
Susan wandte sich an Andrew. »Du solltest Julian vorschlagen, die erste Buschuniversität zu besuchen.«
»Ja, das würde ihm gefallen. Er würde viel dabei gewinnen.«
Zwei Abende später stand Susan vor den Porträts der Familie Frazer, als Ian neben sie trat. »Die Familiengeschichte. Ziemlich unbedeutend im Vergleich zu der eurer Freunde. Ihr vermutet, dass sie seit mehr als hunderttausend Jahren hier sind? Das lässt unsere zweihundert Jahre ganz schön dürftig aussehen, nicht wahr?«
»Ich denke, es zählt, was wir mit der Zeit, die wir hier sind, anfangen, Ian.«
»Was werden Sie mit Ihrer Zeit anfangen, Susan? Was haben Sie für Pläne?«
»Um ehrlich zu sein, bin ich mir nicht sicher.«
»Hat Andrew einen Platz in diesen Plänen?«
»Ich weiß es noch nicht. Ich muss erst einmal wieder nach Hause zurückkehren und meinen Kopf frei bekommen.«
»Es geht mich nichts an, ich weiß. Aber ich mag Sie, junge Dame. Sie sind stets ein gerngesehener Gast auf Yandoo.«
Seine Worte klangen förmlich, aber sie hörte die Aufrichtigkeit in seiner Stimme und berührte leicht seinen Arm.
»Danke. Das ist wirklich lieb von Ihnen.«
Die unmittelbare Frage, der Susan sich stellen musste, war die nach der Zukunft ihrer Beziehung mit Andrew, und schließlich war es unweigerlich an der Zeit, dass sie ausgesprochen wurde. Sie waren bei einem Picknick an ihrem Lieblingsplatz auf dem Gipfel eines Hügels, der Yandoo überblickte, als er ebendieses Thema anschnitt. »Wie soll es jetzt weitergehen?«
»Ich habe einen Job, zu dem ich zurückkehren muss … glaube ich. Im Augenblick kann ich nichts anderes sagen, als dass du für mich etwas ganz Besonderes bist, genau wie die Kimberley.«
»Du wirst einen Kulturschock erleiden, wenn du nach Sydney zurückkehrst. Ich will dich nicht drängen … zumindest ein paar Wochen lang nicht. Aber ich werde dich vermissen, Susan.«
»Ich dich auch. Das ist eine seltsame Art von Reise, auf die ich mich da begeben habe.«
»Und ich hatte mich darangemacht, dich zu umwerben, und fand mich auf dieser Reise mit dir wieder. Aber ich bedauere es nicht«, fügte er schnell hinzu. »Ich habe viel gelernt. Dennoch habe ich dich noch nicht aufgegeben. Gib mir eine Chance … bitte.«
Sie beugte sich zu ihm und küsste ihn. »Ich werde wiederkommen. Das steht fest.«
In dem stillen Auf und Ab der roten Erde und sienafarbenen Felsen saß Ardjani in der Höhle mit den Gebeinen seiner Ahnen. Er hatte ihnen den Schädel zurückgebracht, der ihm von weit her übers Meer geschickt worden war.
Dieses Land, das Land seines Stammes, wurde von den verblassenden Abbildern der
wandjina
bewacht. Er lächelte in sich hinein, den Kopf leicht geneigt, während er über das Lied des Songmasters nachsann … es würde eine Veränderung in diesem Land stattfinden.
[home]
Zwölf Monate später …
E s gab eine neue Start- und Landebahn in Boulder Downs. Ein schmaler Willkommensteppich aus roter Erde führte zur Auffahrt Richtung Wohngebäude. Ein frisch gemaltes Schild über der kleinen Hütte, die als Büro, Treibstoff- und Ersatzteillager sowie als Garage für zwei vierradgetriebene Fahrzeuge diente, verkündete: »Willkommen in Boulder Downs, Heimstatt der Buschuniversität.«
Sie taumelten aus dem Flugzeug und beschatteten ihre Augen vor der gleißenden Helligkeit. Die letzten Teilnehmer am Eröffnungssemester der Buschuniversität waren eingetroffen. Norma Jackson, ein Klemmbrett in der Hand, hakte die Namen ab und deutete auf den wartenden Safari-Van. Bei den beiden Passagieren handelte es sich um junge, ein wenig beklommen
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