Im Licht der roten Erde
Frank.
»Was genau ist eigentlich die ATSIC ?«, erkundigte sich Susan.
»Das ist die Regierungsvertretung der australischen Ureinwohner«, erklärte Beth. »Sie wurde erstmals 1990 von den verschiedenen Stämmen gewählt, nachdem die Aborigines 1989 im Northern Territory die Selbstverwaltungsrechte erhalten hatten.« Sie wandte sich wieder an Rosalies Mann. »Sie haben recht, Frank. Außerdem möchte Ardjani nicht, dass die Barradja öffentliche Fördermittel erhalten. Alistair hatte die Idee einer Barradja-Stiftung, finanziert von Philanthropen aus Wirtschaft und Kultur. Alan hat bereits seine Kontakte spielen lassen und ein paar Telefonate getätigt; ein Museum in Melbourne war sehr interessiert. Natürlich muss der Plan zunächst den Behörden und Ausschüssen vorgelegt werden.«
»Sie haben wirklich keine Zeit verschwendet«, bemerkte Rosalie.
»Wir haben diese Idee schon vor dieser … Tragödie ausgebrütet«, erklärte Beth.
Frank stand auf, als er Ardjani mit dem Constable näher kommen sah. »Ich würde gern noch mehr darüber erfahren und mit den Ältesten darüber sprechen. Sie wissen, wo Sie uns erreichen können.« Rosalie und er reichten der Gruppe zum Abschied die Hand.
Constable Blandford nahm einen angebotenen Becher Tee entgegen und stellte einige allgemeine Fragen. Nachdem er sich zu den Antworten kurze Notizen gemacht hatte, legte er den Stift beiseite. »Was für ein unglückseliger Vorfall. Die Schlange muss sie erschreckt haben. Ich kenne das Land hier. Das Klettern in den Felsen kann gefährlich sein, genauso gefährlich wie am Ayers Rock … Uluru, meine ich.«
»Fahren Sie nicht zur Unfallstelle?«, fragte Mick.
»Die Sache scheint mir eindeutig zu sein. Es wäre etwas anderes, wenn es sich um Selbstmord handelte.« Er trank seinen Tee aus. »Wir wollen vor Einbruch der Dunkelheit zurückfliegen. Offenbar haben wir einen Passagier, der gern wieder in die Zivilisation möchte.« Er grinste. »Hätte nicht damit gerechnet, hier draußen auf Shareen Beckridge zu treffen, und wenn, dann hätte ich gedacht, sie wäre nur mal kurz vorbeigekommen. Wie finden Sie sie?«
»Das ist doch sehr bezeichnend«, sagte Beth. »Hoffentlich hat sie nach ihrem Aufenthalt hier eine andere Meinung über die Aborigines.«
»Ich werde aufmerksam die Nachrichten verfolgen. So, wenn Sie bereit zum Aufbruch sind, Mr. und Mrs. Ward, sind wir es auch.«
Ohne dass groß darüber geredet werden musste, war klar, dass die Gruppe sich auflösen würde. Obwohl alle das vorzeitige Ende ihres Besuchs bedauerten, sprachen sie voller Eifer und Begeisterung von ihren Plänen für die Buschuniversität.
»Es könnte eine Art Hommage an Barwon werden«, schlug Susan vor. »Die Buschuniversität sollte für eine neue Ära, für das Ende des Schmerzes stehen, den die Gestohlene Generation erleiden musste, und sicherstellen, dass unsere Geschichte nie wieder mit einem solchen Schandfleck behaftet wird.«
Nachdem Veronica ein Gespräch mit Ardjani aufgezeichnet hatte, kehrten sie gemeinsam zur Gruppe zurück und trafen dort im gleichen Moment ein wie Jennifer.
»Ardjani, ich habe mit Jimmy gesprochen. Er sagt, er habe sich mit einer alten Frau in Derby unterhalten.«
»Und – war dein Mann erfolgreich?«, erkundigte sich Veronica.
»Die alten Barradja-Frauen waren es«, antwortete Jennifer und lächelte.
»Ich wusste es! Was haben sie herausgefunden?«, rief Beth aufgeregt.
»Eine der alten Frauen kannte die Geschichte von der Aborigine-Frau mit dem verunglückten weißen Ehemann, einem Minenarbeiter, deren Sohn man fortgebracht hatte. Eine Nonne aus dem Konvent hatte ihr vor Jahren in Derby davon erzählt. Sie sagte, als die Mutter von der Mine zurückkam und feststellte, dass ihr Sohn verschwunden war, machte sie einen solchen Wirbel, weinte und klagte und lief suchend durch die ganze Stadt, dass die Nonnen ihr versprachen, sie würden versuchen, ihn zurückzuholen – was sie jedoch nie getan haben. Ein paar Jahre später ist die unglückliche Mutter gestorben – ein tragischer Fall.«
Kein Laut war zu hören, als Jennifer fortfuhr: »Barwons bedauernswerte Mutter war ebenfalls als Kind gestohlen worden; sie war bei den Nonnen aufgewachsen, die sie in ihrem Konvent arbeiten ließen.«
»Sie könnte vielleicht tatsächlich Barwons Mutter gewesen sein, doch wir haben keinen Beweis dafür, dass sie vom Stamm der Barradja ist«, schaltete sich Mick ein. »Und das müsst ihr beweisen, wenn ihr
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