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Im Licht der roten Erde

Im Licht der roten Erde

Titel: Im Licht der roten Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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östliche Grenze von Yandoo.«
    »Mein Gott, die scheint sich ja von Horizont zu Horizont zu erstrecken.«
    »Ja. Ziemlich große Ausdehnung.«
    »Größer als Texas«, sagte Susan mit einem Grinsen.
    »Nicht ganz. Aber in den 1950 ern gab es hier oben drei Rinderfarmen, die zusammengenommen tatsächlich größer waren als der ganze Staat Texas.«
    »Ach!«
    »Das wird zumindest behauptet.« Seine Stimme sank um ein paar Oktaven, und mit gespieltem Ernst sagte er: »Es ist ein großes Land.«
    Sie flogen über den Grenzzaun, und er begann mit dem Landeanflug, wobei er die Maschine auf die unbefestigte Landebahn mitten im Busch ausrichtete. Susan konnte einen weißen Land Cruiser erkennen, der neben einem Windsack und einem Schuppen parkte, der offenbar als Hangar diente. Etwa einen Kilometer entfernt sah sie einen grüneren, dicht mit Bäumen bestandenen Fleck, vermutlich ein Rasen, mehrere Nebengebäude rings um ein großes Anwesen sowie eine weitere Gruppe kleinerer Häuser, fast schon Hütten, in einiger Entfernung an einem kleinen Fluss. Andrew griff nach ihrer Hand und drückte sie kurz. »Mach dich bereit zur Landung.«
    Er setzte perfekt auf und ließ die Cessna zum Hangar rollen, dann sprach er über Funk mit dem Flugverkehrsdienst und stellte den Motor ab. »Warten wir, bis sich der Staub ein wenig gelegt hat, bevor wir aussteigen«, schlug er vor und winkte aus dem Fenster, um die Aborigines zu grüßen, die rauchend im Schatten des Land Cruisers standen. »Tag, Charley. Wie geht’s?«
    »Ist Charley einer deiner treu ergebenen Bediensteten?«, fragte Susan leise.
    Andrew, der sich nicht sicher war, wie er die Bemerkung auffassen sollte, hielt bei seinem Eintrag ins Bordbuch inne. Susan hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen, als sie feststellte, wie doppeldeutig ihre Worte klangen, und sie war erleichtert, als er einen Scherz daraus machte. »Ja, er ist schon sein ganzes Leben bei uns. Ich werde ihn am Australia Day zum ›Australier des Jahres‹ vorschlagen wegen seiner Verdienste für die Rinderindustrie.«
    Alle halfen mit, das Flugzeug in den Hangar zu schieben, dann quetschten sie sich in den Land Cruiser. Charley setzte sich auf die Rückbank. Susan drehte sich um und stellte sich vor. »Hi, ich bin Susan.«
    »Tag, Miss«, sagte er mit einem wissenden Nicken und einem breiten Grinsen, das seine nikotinfleckigen, kaputten Zähne entblößte. Susan schätzte ihn auf Ende fünfzig.
     
    Binnen weniger Minuten waren sie auf einer roten Schotterauffahrt, die sich durch eine Gartenoase zum überdachten Vorbau des Anwesens schlängelte.
    Es handelte sich um ein niedriges Steingebäude, das sich auf der Rückseite in U-Form um einen angrenzenden Garten schloss, die Säulen der ringsum verlaufenden Veranda waren überwuchert von Bougainvilleas. Das Silber des Blechdachs glänzte in der Sonne, breite Vorsprünge beschatteten die ausladenden Steinstufen. Als Andrew anhielt, stürzten zwei Hunde freudig auf sie zu, um sie zu begrüßen, und eine Frau kam aus der Haustür und blieb erwartungsvoll stehen.
    »Das ist meine Mum. Sie heißt Ellen.« Andrew führte Susan zu ihr.
    Seine Mutter war Anfang sechzig. Sie trug ein schlichtes Baumwollkleid mit V-Ausschnitt und dazu eine einreihige Perlenkette. Ihr braunes Haar war kurz geschnitten und lag in natürlichen Wellen. Sie sah damit aus wie ein älteres Mitglied der britischen Königsfamilie im Freizeitlook, was jedoch gemildert wurde durch ihre nackten Beine und die flachen weißen Sandalen. Sie wirkte gelassen, selbstsicher, und sie lächelte wohlwollend. »Willkommen in Yandoo, Susan. Wir freuen uns, dass Sie sich zu einem Besuch bei uns entschlossen haben. Aber Ihnen ist sicher heiß, und Sie werden erschöpft sein. Treten Sie ein, und trinken Sie etwas Kühles.« Sie wandte sich ihrem Sohn zu. »Charley soll sich um das Gepäck kümmern, mein Lieber.«
    Susan folgte Ellen ins kühle Innere des Hauses. »Andrew hat mir erzählt, Sie seien auf dem Weg in die Kimberley.«
    »Ja«, erwiderte Susan, erleichtert, dass sie ihren Besuch so auffasste und in ihr nicht eine zukünftige Schwiegertochter sah. Es bestand zwar keinerlei Grund zu der Annahme, dass Andrew diesbezüglich irgendwelche Andeutungen gemacht hatte, aber es war ein ganz schöner Umweg, und sie bezweifelte, dass viele Mädchen mal kurz auf einen Drink und ein Video hier vorbeischauten.
    Ellen Frazer öffnete die Tür zu einem Gästezimmer. »Ich habe Sie im Akazienzimmer untergebracht –

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