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Im Licht der roten Erde

Im Licht der roten Erde

Titel: Im Licht der roten Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Susan. Als er ihren prallgefüllten Rucksack holte, trat eine attraktive Frau vor, um ihren Koffer in Empfang zu nehmen, und warf ihm ein strahlendes Lächeln zu.
    »Hi, Andrew. Wie läuft’s auf Yandoo?«
    Susan hielt sich im Hintergrund, während er sich kurz mit ihr unterhielt; beide machten Bemerkungen, die sie zum Lachen brachten. Susan spürte, dass diese Art Konversation über normales freundschaftliches Geplauder hinausging, und sie nahm wahr, wie sie von einem Gefühl durchzuckt wurde, das verdächtig nahe an Eifersucht herankam. Als sie jedoch merkte, wie viel selbstbewusster und entspannter er wirkte, verglichen mit dem Mann, den sie auf Veronicas Dinnerparty kennengelernt hatte, schob sie das Gefühl beiseite. Mit seiner Freizeitkleidung, seinem breitkrempigen, abgewetzten, schweißfleckigen Akubra-Hut, den er in den Nacken geschoben hatte, so dass eine widerspenstige, sonnengebleichte Locke sichtbar wurde, seinem gemächlichen Gang und den breiten Schultern stach Andrew aus der Menge heraus. Die Leute grüßten ihn, und er erwiderte ihren Gruß mit der Lässigkeit dessen, der nichts anderes erwartet hatte.
    »Bekannter Bursche.« Susan lächelte.
    »Meine Stadt, alteingessene Familie«, sagte er und erwiderte ihr Lächeln.
    Anstatt sich Richtung Parkplatz zu wenden, kehrten sie zu der Rollbahn an einer Seite des Terminals zurück. »Wohin gehen wir?«, fragte Susan ein wenig verwirrt und blickte auf die Reihe kleinerer Maschinen.
    »Zum Flieger.« Er deutete auf eine Cessna, die in der Nähe parkte. »Das ist die einzige Art zu reisen, wenn man die Wahl hat. Nach der langen Reise, die du heute schon hinter dich gebracht hast, hast du wohl kaum Lust, über staubige Straßen zu holpern. Auf diese Weise sind wir in null Komma nichts zu Hause und schaffen es locker zum Nachmittagstee.«
    Susan fiel ein, dass er in Sydney von dem einmotorigen Flugzeug gesprochen hatte, das er und seine Familie besaßen, doch ihr wäre nie in den Sinn gekommen, dass er es wie einen Personenwagen benutzte. Als er ihr Gepäck verstaut hatte und ihr an Bord half, wurde ihr bewusst, dass sie zum ersten Mal in einer so kleinen Maschine saß.
    Er spürte ihre Furcht. »Ist groß genug. Und sicherer als die Straße. Außerdem kenne ich den Weg nach Hause.«
    »Das hoffe ich, sieht nämlich sehr einsam aus hier draußen.«
    Andrew warf seinen Hut oben auf ihr Gepäck, traf die Vorkehrungen für den Flug, startete den Motor, wartete auf die Freigabe des Towers und rollte dann zur Startbahn. Susan beobachtete ihn mit steigender Zuversicht, doch gleichzeitig stieg auch ihr Unbehagen: In der kleinen Kabine wurde es unerträglich heiß, und sie fing an zu schwitzen. »In ein paar Minuten, wenn wir oben sind, wird’s kühler. Mach doch ein Fenster ein bisschen auf.«
    Kurz darauf waren sie in der Luft und unterwegs nach Westen. In der Kabine wurde es angenehmer. Andrew machte einen Funk-Routinecheck und lehnte sich zurück. »Willst du mal das Steuer übernehmen?«, fragte er.
    »Du machst wohl Witze!«
    »Stimmt.«
    Da sie lediglich in etwas über tausend Metern Höhe flogen, sah Susan das Land aus einer neuen Perspektive. Es gab dort unten so viele Hinweise auf die Anwesenheit von Menschen. Zäune, Pfade, die zu Toren führten, Pfade zu Staudämmen, Wassermühlen, unbefestigte Straßen; flüchtig waren entfernte Farmgebäude zu sehen und gelegentlich Rinderherden, die sich im Schatten der Bäume ausruhten, ab und an auch kleine Siedlungen neben
billabongs
und Wasserläufen.
    »Was ist das?«, rief sie und deutete auf eine Ansammlung von Wellblechdächern inmitten von Bäumen neben einem Wasserloch in einem fast ausgetrockneten Flussbett.
    »Die Leute von unserer Station.«
    »Und das heißt?«
    »Aborigines. Ein paar Familien, die beschlossen haben, im Busch zu leben, abseits der Hauptsiedlung im Reservat. Heutzutage sind viele von ihnen überall hier verstreut.«
    »Warum? Warum tun sie das? Sieht mir nach einem furchtbar abgeschiedenen Ort aus, um sich dort ein Zuhause zu schaffen.«
    »Das ist richtig. Ist ein bisschen kompliziert, das jetzt zu erklären, es hat etwas mit der Rückkehr zu ihren Wurzeln zu tun. Zumindest behaupten sie das, aber ich weiß nicht, wie sinnvoll das auf lange Sicht wirklich ist.« Er warf einen kurzen Blick auf die Instrumente, dann deutete er nach vorn. »Siehst du diesen Zaun … diese gerade Linie, die mitten durchs Land geht, direkt über dem Propeller?«
    »Ja, ich sehe sie.«
    »Das ist die

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