Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)
waren. »Ich habe mich ein bisschen über Rituale und Magie und solche Dinge schlau gemacht, und ich weiß, dass man sich dazu manchmal nackt ausziehen muss. Ich weiß auch, wie dumm das jetzt klingen mag, aber ich möchte, dass du in Macs Anwesenheit deine Sachen anbehältst.«
Sie presste die Lippen zusammen, um das belustigte Zucken um ihre Mundwinkel zu unterdrücken. »Er ist Wissenschaftler. Praktisch wie ein Arzt.«
Zacks Brauen zogen sich über seinen zu Schlitzen verengten Augen zusammen. »Das interessiert mich einen Scheißdreck. In diesem speziellen Zusammenhang bin ich eben doch wie Darrin.«
»Pass auf, Darrin, es ist doch gar nicht warm genug, um in Luftschleier gehüllt herumzulaufen. Und um ganz ehrlich zu sein, ich behalte meine Kleider sogar an, wenn Mia und ich ganz allein sind. Ich bin nämlich eine sehr prüde Hexe.«
»Das gefällt mir.«
Sie gingen wieder weiter, Nell voran. »Und … läuft Mia denn nackt dabei herum?«, wollte Zack wissen.
»In Luftschschleier gehüllt«, berichtigte sie ihn. »Aber ich wüsste nicht, was dich das interessieren sollte.«
»Einfach nur vom akademischen Standpunkt aus.«
»Wer’s glaubt, wird selig.«
Sie traten lachend auf die Lichtung hinaus.
Schatten, so grau wie Rauch, hüllten die Ränder ein. Bündel von getrockneten Kräutern und Ketten mit kleinen Kristallanhängern hingen von den kahlen Zweigen und Ästen
der Bäume herab, vollkommen still und unbewegt, denn es regte sich kein Windhauch, der sie durch seine sanfte Berührung zum Klirren und Rascheln hätte bringen können.
Drei Steine waren zu einer Art Altar aufgerichtet. Mac ging vor den Steinen in die Hocke, eifrig damit beschäftigt, Aufzeichnungen zu machen und Energiemessungen vorzunehmen.
Mia hatte ihm verboten, seinen Kassettenrecorder oder die Videokamera mitzubringen. Von diesem Standpunkt hatte er sie auch nicht abbringen können. Aber sie hatte ihm gestattet, seine Sensoren und sein Notizbuch zu benutzen. Und seinen Verstand.
Mia hatte den Beutel, den sie getragen hatte, schon abgesetzt und ging zu Zack hinüber, um ihm denjenigen abzunehmen, den er für Nell getragen hatte. »Lassen wir unseren Wissenschaftler doch noch ein bisschen spielen, okay?« Sie deutete auf Mac. »Er ist gerade so glücklich.«
Dann legte sie den Arm um Nells Schultern. »Es gibt wirklich keinen Grund, nervös zu sein, kleine Schwester.«
»Es fühlt sich nur ein bisschen merkwürdig an. Außerdem ist das alles für mich noch so neu und ungewohnt.«
»Dein Mann ist ja bei dir. Außerdem bist du jetzt doch schon sehr viel stärker als beim ersten Mal und kennst dich selbst schon viel besser.« Sie blickte zu Zack hinüber und betrachtete sein Gesicht. »Spürst du nicht, wie stolz er auf dich ist? Auf alles, was du bist? Es gibt Menschen, die diese lebendige Energie nie erleben. Und ohne sie ist das Licht nie so hell, wie es sein könnte.«
Mia drückte kurz Nells Schulter, um ihr, aber auch sich selbst etwas Mut zu machen, bevor sie sich zu Mac gesellte.
»Sie ist so einsam«, murmelte Nell. »Sie weiß es selbst nicht einmal, sie ist so selbstsicher, so vollkommen, dass niemand es bemerkt. Aber es gibt Zeiten, da ist sie so schrecklich einsam, dass es mir in der Seele wehtut.«
»Du bist eine wirklich gute Freundin, Nell.«
Mia lachte über irgendetwas, das Mac gesagt hatte, dann wirbelte sie von ihm fort. Es war zwar nicht direkt ein Tanz, wie Mac sich später erinnern sollte. Aber es hatte doch etwas Graziöses an sich. Ihr langes graues Kleid bauschte sich auf und sank wieder nach unten, als sie die Arme hob. Und ihre Stimme, volltönend und melodisch, war die Musik dazu.
»Dies ist unser Platz, der Ort der Drei. Er wurde aus Not und Wissen, aus Hoffnung und Verzweiflung erschaffen. Er wurde durch magische Kraft von Tod, von Angst und von Ignoranz gereinigt. Dies ist unser Platz«, wiederholte sie. »Er wurde uns vermacht, von den dreien für die drei. Heute Nacht sind wir zwei.« Mac erhob sich langsam auf die Füße. Mia verwandelte sich direkt vor seinen Augen. Ihr rotes Haar war jetzt noch leuchtender, ihre Haut schimmerte wie Marmor. Ihre ohnehin schon verwirrende Schönheit verstärkte sich noch, als ob ein feiner Schleier gelüftet worden wäre.
Er fragte sich, ob sie ihre Magie gerade dazu benutzte, um ihre Schönheit noch stärker hervorzuheben, oder ob sie sie sonst dazu benutzte, ihre Vorzüge ein wenig zu dämpfen. Und er verfluchte den Umstand, dass er kein Aufnahmegerät
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