Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)
vorbereitet.«
»Schimpf nicht mit ihr. Sie zittert am ganzen Körper. Ripley, was ist los?«, fragte Nell. »Was ist passiert?«
Ripley schüttelte den Kopf und erhob sich mühsam auf die Knie. »Ich kann es einfach nicht kontrollieren. Ich konnte es nicht bändigen. Ich weiß nicht, was ich dagegen tun soll.«
»Erzähl es mir«, erwiderte Mia, während sie einen besorgten Blick zu den Männern hinüberwarf. Ihr Wille und ihre Mauer würden die beiden nicht mehr lange dort festhalten
können. Gegen die Liebe kam keine andere Macht an. »Aber mach schnell.«
»Eine Vision … hat mich wie ein Faustschlag getroffen. Was war, was sein könnte. Es ist sehr schlimm. Ich bin es.« Ripley stöhnte verzweifelt und sank in sich zusammen. »Es tut weh.«
»Du weißt, was du tun musst.«
»Nein.«
»Du weißt es«, wiederholte Mia und zog Ripley hastig wieder hoch. »Du bist hierher gekommen, du bist nun wirklich hier, und du weißt auch, was du jetzt zu tun hast, jetzt in diesem Augenblick. Der Rest kommt, wenn es so weit ist.«
Ripleys Magen verkrampfte sich, zog sich zu einem schmerzhaften Knoten zusammen. »Ich will das aber nicht.«
»Und dennoch bist du hierher gekommen. Um uns zu retten? Rette dich doch besser erst einmal selbst. Tu es. Jetzt!«
Ripleys Atem ging in kurzen, keuchenden Zügen, und der Blick, den sie Mia zuwarf, war alles andere als freundlich. Doch sie streckte ihr die Hand hin. »Na dann, verdammt noch mal, hilf mir aufzustehen. Ich werde es nämlich nicht auf den Knien machen.«
Nell nahm eine Hand, Mia die andere. Als Ripley fest auf bei den Beinen stand, ließen sie sie wieder los.
»Ich kann mich nicht mehr an die Worte erinnern.«
Obwohl noch immer ein Schimmer der Angst in Mias Augen lag, musste sie schon wieder lächeln. »Doch, das kannst du. Hör auf, dich zu winden.«
Ripley atmete zischend aus. Ihre Kehle war so zugeschnürt, dass es schmerzte, und ihr Magen verkrampfte sich. »Ich rufe dich, Erde, großzügig und tief, in dich säen wir, was wir ernten dürfen …« Sie spürte, wie die Energie ständig stärker wurde, und begann zu schwanken. »Mia …«
»Sprich die Worte zu Ende.«
»Bring uns Glück und Segen und keine Qual. Ich bin Erde, und sie ist ich. Wie ich will, so soll es geschehen.«
Kraft strömte gleich einer Flutwelle in sie hinein und drängte den Schmerz hinaus. Aus dem Boden zu ihren Füßen sprossen Blumen.
»Und der Letzte.« Mia umschloss mit festem Griff Ripleys Hand und griff nach Nells. Nun waren sie verbunden, ein Kreis innerhalb des Kreises. »Wir sind die Drei. Wir rufen das Wasser, die Ströme und Seen.«
»In ihren großen Herzen«, fuhr Nell fort, »konnte das Leben entstehen.«
»Mit deinem sanften Regen bringst du keinen Schmerz, nur reges Leben.« Ripley schloss die Augen, hob ihr Gesicht empor und stimmte in den letzten der Gesänge ihrer Schwestern ein.
»Wir sind Wasser, sie ist wir. Wie wir wollen, so soll es geschehen.«
Dann fiel der Regen, so sanft und weich wie Seide und so strahlend wie Silber.
»Wir sind die Drei«, wiederholte Mia ein letztes Mal, aber ganz leise, sodass nur Nell und Ripley sie hören konnten.
Mac wartete, bis das Ritual beendet war und der Kreis geschlossen, denn er hatte gar keine andere Wahl.
Aber sobald er sie erreichen konnte, packte er Ripley am Arm. Bei der Berührung traf ihn ein wahrer Elektroschock, der bewirkte, dass sich seine Finger verkrampften, aber er hielt trotzdem weiter fest.
»Alles in Ordnung mit dir? Geht es dir gut?«
»Ja. Ich muss nur …«
»Reiß dich nicht von mir los.« In seiner Stimme schwang ein stählerner Unterton mit, und Wut blitzte in seinen Augen auf, so hell wie die Flammen, durch die Ripley hindurchgegangen war.
»Ich würde meinen Arm nicht wegzuziehen versuchen, wenn du nicht so kneifen würdest.«
Der Zorn verschwand aus seinen Augen, und sein Blick wurde kalt. Und seine Stimme war jetzt so eisig wie der Winter. »Ich entschuldige mich«, sagte er und ließ sie los.
»Hör zu, verdammt noch mal«, sagte sie und zog ihn am Arm, als er sich von ihr abwandte. »Ich bin im Moment ein bisschen überdreht. Ich könnte jetzt wirklich ein paar Minuten gebrauchen, um mich wieder zu beruhigen.«
»Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst. Ich habe erst mal genug zu tun.«
Er ging wieder zurück, um sein Notizbuch aufzuheben und seine Geräte zu überprüfen.
»Das war ziemlich unhöflich von dir«, murmelte Mia.
»Schikanier mich jetzt nicht.«
»Wie du
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