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Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)

Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)

Titel: Im Licht der Sonne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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umschloss das Ganze.
    Drei Körper rangen im Inneren des Kreises miteinander. Sie sah eine Gestalt, die sie selbst war und wiederum doch nicht sie selbst, Hand in Hand mit ihren Schwestern dastehen. Und die Gesänge, die sich in die Luft erhoben, erklangen gleichzeitig in ihrem Inneren.
    Sie sah die Gestalt, die sie selbst war und wiederum doch nicht sie selbst, allein dastehen, jenseits jenes hellen Kreises. Die Arme hoch erhoben, die Hände leer. Und der Schmerz schoss aus diesem einsamen Herzen empor und in ihr eigenes hinein.
    Sie sah sich selbst, wie sie war, wie sie sein könnte, umtost von jenem Unwetter. Sah sich hinter dem Kreis stehen, in dem ihre Schwestern warteten. Zorn und Kraft rangen in ihrem Herzen miteinander.
    Ein Mann kauerte zu ihren Füßen, ein anderer rannte in der Dunkelheit auf sie zu. Aber sie konnten sie nicht berühren. Weil sie nicht berührt werden wollte. In ihrer Hand hielt sie das leuchtend silberne Schwert der Gerechtigkeit. Mit einem lauten Schrei ließ sie die Klinge niedersausen.
    Und vernichtete sie alle.
    Ripley wachte auf, ausgestreckt auf der Veranda liegend, hilflos an allen Gliedern zitternd. Ihre Haut fühlte sich klamm an, und in der lauen Nachtluft lag der elektrische Geruch von Ozon. Ihr Magen drehte sich um, als sie sich auf Hände und Knie erhob.
    Zu schwach, um aufzustehen, verharrte sie eine Weile in dieser Haltung, wiegte sich leicht vor und zurück, während sie in tiefen Zügen einatmete, um ihre ausgehungerte Lunge wieder mit Luft zu füllen. Das Dröhnen in ihrem Kopf schwoll langsam ab und wurde zu dem unaufhörlichen Murmeln des Meeres.
    So war es noch nie auf sie eingestürmt, so plötzlich, so übermächtig. Noch nicht einmal dann, wenn sie praktiziert hatte, wenn sie solche Dinge bewusst hatte herbeiführen wollen.
    Sie wollte in ihr Zimmer zurückkriechen, um sich in der Dunkelheit auf ihrem Teppich zusammenzurollen und wie ein Baby zu weinen. Es waren diese kleinen, erbärmlichen Schluchzer, die aus ihrer eigenen Kehle kamen, die sie dazu zwangen, sich so weit aufzurichten, bis sie auf den Knien hockte, bis sie wieder tief und regelmäßig atmete.
    Noch immer mit der erschreckenden Vision vor Augen, rappelte sie sich hastig vom Boden auf und rannte los.

13
    »Bist du dir auch sicher, dass du das jetzt tun willst?« Nell schloss ihre Hand um Zacks und verlangsamte bewusst das Schritttempo.
    Zarte Wolken zogen wie Schleier über das Sternenlicht. Die pralle Wölbung des Mondes war von einem weichen, milden Weiß. Nell fand den Weg auch in der Nacht, durch
Mias Garten hindurch, an den weit ins Meer hinausragenden Klippen vorbei und hinein in den winterlichen Wald. Ihre Hand lag warm in der von Zack, und sie ließ Mia und Mac bewusst vorangehen.
    Sie hörte Mias Stimme, die wie eine gedämpfte, perlende Melodie durch die Bäume und die nächtliche Dunkelheit zu schweben schien.
    »Wäre es dir lieber, wenn ich mich im Hintergrund halten würde?«, fragte Zack.
    »Nein. Es ist bloß so, dass du vorher noch nie mit mir mitgekommen bist.«
    »Du hast mich vorher auch noch nie gefragt.«
    Nell verflocht ihre Finger fest mit seinen und blieb stehen. Sie konnte Zack in der Dunkelheit deutlich erkennen. Sie konnte ihn immer ganz deutlich sehen. »Es war aber nicht so, als wärst du nicht immer willkommen gewesen.« Im matten Licht der Sterne sah sie, wie er die Brauen hochzog und lächelte.
    Mit einer langsamen, ungezwungenen Geste hob er ihre ineinander verschränkten Hände an seine Lippen. »Fühlst du dich unwohl, wenn ich dabei bin?«
    »Nicht unwohl. Nur vielleicht ein bisschen nervös.« Sie strich mit ihren Fingern ganz leicht über seinen Arm, denn sie war tatsächlich nervös. »Ich bin mir nicht sicher, wie du reagieren wirst, wie du auf diese Seite von mir reagieren wirst.«
    »Nell.« Er legte die Hände auf ihre Schultern und rieb sie leicht. »Ich bin doch nicht Darrin.«
    »Wer?«
    »Na, du weißt schon, Darrin. Aus der Fernsehserie Verliebt in eine Hexe. Denn dann würde ich mich schon beschweren, wenn du nur mit der Nase zuckst.«
    Es dauerte einen Moment, bis sie begriffen hatte, doch dann lachte sie und legte ihm die Arme um die Taille. Nervosität,
Zweifel und Sorgen verschwanden, ertränkt in einer Welle der Freude. »Ich liebe dich wirklich von ganzem Herzen.«
    »Ich weiß. Aber da wäre noch eine Sache. Ich wollte eigentlich ganz vorbehaltlos sein, aber …« Er blickte zu der Stelle hinüber, wo Mia und Mac in der Dunkelheit verschwunden

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