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Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)

Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)

Titel: Im Licht der Sonne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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geschehe.«
    »Wie ich es befehle«, antwortete Nell.
    »In Ordnung.« Mia schüttelte ihr Haar zurück, legte den Kopf schief und blickte Mac an. »Irgendwelche Fragen, Professor?«
    »Dieses spezielle Ritual habe ich noch nie gesehen.«
    »Nur eine kleine Vorsichtsmaßnahme. Wir wollen ja nicht, dass Sie und Zack zu Spannern werden. Sehen Sie es einfach als … als eine Art Aufwärmtraining für die Hauptvorstellung an. Dennoch, sobald wir beginnen, dürfen Sie sich dem Kreis nicht mehr nähern oder ihn gar betreten. Verstanden?«
    »Ja. Ja, sicher.«
    »Dann …«
    »Noch eine Frage?« Mac hob einen Finger.
    »Fragen Sie«, erwiderte Mia mit einem Nicken.
    »Was für eine Art Ort ist das hier?«
    Mit Augen so dunkel wie Rauch streckte Mia die Hand aus, die Handfläche nach oben, die Finger leicht gekrümmt, so als ob sie etwas sehr Kostbares umschlossen hielte. Die Luft – das hätte Mac schwören können – pulsierte.
    »Es ist«, sagte sie leise, »das Herz.«
    Dann ließ sie die Hand wieder sinken. Und nickte Nell zu. »Sei gesegnet, kleine Schwester.«
    Nell atmete tief ein und hielt die Luft in ihre Lunge, als sie die Arme hob. »Ich rufe dich, Luft, so ruhelos und süß. Streif mit deinen Schwingen über meine Brust. Erhebe dich und wende dich und verströme deinen warmen Atem. Den Wind sollst du schlagen, keinen Menschen plagen. Ich bin Luft«, rief sie aus, als die aufgehängten Kristalle zu singen begannen, »und sie ist ich. Wie ich will, so soll es geschehen.«
    Der Wind erhob sich wirbelnd und tanzte in der eben noch so stillen Nacht. Mac konnte den salzigen Hauch des Meeres im Wind riechen, konnte spüren, wie er flüsterte und rauschte und dann über sein Gesicht und sein Haar strich.
    »Unglaublich!« Mehr konnte er nicht herausbringen, und er beobachtete, wie Nell Mias Armbewegungen folgte, bevor sie den Sprechgesang aufgriff.
    »Ich rufe dich, Feuer, deine Hitze und dein Licht. In deinem Herzen brennt das Leben, hell und dicht. Brenn wie die Sonne, bring den Menschen nur Wonne. Ich bin Feuer, und sie ist ich. Wie ich will, so soll es geschehen.«
    Die silbernen Kerzen loderten auf wie Fackeln, und der schimmernde Kreis erhob sich wie eine Wand aus Flammen.
    Macs Sensoren schrillten Alarm. Doch zum ersten Mal in seiner gesamten Karriere hatte er keinen einzigen Gedanken für sie übrig. Der Stift, den er hielt, entglitt seinen Fingern, ohne dass er sich dessen bewusst war. Er konnte die sengende Hitze spüren, konnte durch sie hindurchblicken. Die Frauen hinter diesem gleißenden, feurigen Vorhang strahlten ebenso hell wie die Flammen.
    Und der Wind sang wie eine verliebte Frau.
    Im Inneren des Kreises wandten sich Mia und Nell einander zu und fassten sich bei den Händen.
    Plötzlich kam Ripley herbeigerannt, schoss förmlich wie eine Rakete aus dem Wald. Mac konnte nur einen flüchtigen Blick auf sie erhaschen – auf ihr weißes, gespenstisch bleiches Gesicht, die dunklen Augen –, dann tauchte sie auch schon in das Feuer ein.
    »Nein!«
    Mit dem Bild der lichterloh brennenden Ripley vor seinem geistigen Auge, stürmte er vorwärts.
    »Bleib zurück!«, befahl Mia fauchend, während sie sich neben Ripley kniete.
    »Verdammt noch mal, sie ist verletzt!« Mac hob eine zitternde
Hand, presste sie gegen eine unsichtbare Mauer. Die Mauer sprühte Funken und zischte, wollte aber nicht nachgeben. Nichts von alledem, was er bisher gesehen oder erlebt hatte, hatte ihn darauf vorbereitet, Magie so hilflos gegenüberstehen zu müssen, unfähig, die Frau, die er liebte, zu erreichen.
    »Brich den Kreis«, verlangte er. »Lass mich zu ihr.«
    »Dies ist nicht dein Reich.«
    »Aber sie ist mein.« Er trommelte mit den Fäusten gegen den unsichtbaren Schutzschild, ignorierte die Hitze, die davon ausstrahlte.
    »Nell.« Zack stand ebenso hilflos wie Mac am Rand des Feuers. Er spürte, wie die Kraft der Flammen seine Haut versengte, und fühlte jetzt zum ersten Mal einen Schauder der Angst.
    »Es ist alles in Ordnung. Sie ist hier drinnen sicher. Ich verspreche es.« Nell blickte ihren Ehemann an, während sie Ripleys Kopf mit beiden Armen an ihre Brust drückte. »Bitte.«
    »Du müsstest es doch eigentlich besser wissen.« Mias Stimme und ihre Hände waren ganz ruhig, als sie Ripley die zerzausten Haare aus dem Gesicht strich. Doch selbst als sie sah, wie Ripleys Blick wieder klarer wurde, hämmerte ihr Herz noch immer wie wild. »Ich habe nicht mit dir gerechnet, und du warst nicht auf das hier

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