Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)
Manteltasche war wieder einmal vergessen.
Während dieser letzten paar Minuten, die er noch für sich hatte, brachte er ein paar Notizen auf den neuesten Stand, dann vervollständigte er seine Tagebucheintragungen.
Die Fahrt auf der Fähre war angenehm. Der Tag ist klar und kalt. Ich konnte eine Reihe von Aufnahmen von verschiedenen Aussichtspunkten aus machen, obwohl ich mir wohl ein Boot werde mieten müssen, um einen Ausblick auf die Windseite der Insel zu bekommen.
Geografisch und topografisch gesehen hat Three Sisters Island nichts Ungewöhnliches an sich. Ihre Fläche beträgt ungefähr neun Quadratmeilen, und die Anzahl ihrer Bewohner – hauptsächlich im Fischereigewerbe, im Einzelhandel oder in der Tourismusbranche tätig – beläuft sich auf weniger als dreitausend. Die Insel hat einen kleinen Sandstrand und zahlreiche kleine Meeresarme, schmale Buchten und flache Kiesstrände. Sie ist teilweise bewaldet, und zu der heimischen Fauna gehören Rotwild, Kaninchen, Waschbär. Außerdem sieht man für diese Zone typische Seevögel, sowie Eulen, Habichte und Buntspechte, die in den bewaldeten Gebieten zu finden sind.
Es gibt ein einziges Dorf. Die Mehrheit der Inselbewohner lebt im Dorf selbst oder in einem Umkreis von einer halben Meile um das Dorf, obwohl es weiter draußen noch einige Häuser und Pachthöfe gibt.
Dem äußeren Anschein nach zu urteilen gibt es hier nichts, was darauf hindeuten würde, dass die Insel eine Quelle paranormaler Aktivitäten ist. Aber ich habe festgestellt, dass der äußere Anschein ein unzuverlässiges dokumentarisches Hilfsmittel ist.
Ich brenne darauf, Mia Devlin kennen zu lernen und mit meiner Untersuchung zu beginnen.
Er fühlte den leichten Ruck, als die Fähre an der Kaje anlegte, blickte jedoch nicht von seinem Tagebuch auf.
Haben im Hafen von Three Sisters Island angelegt. 6. Januar
2001. Mit einem Blick auf seine Armbanduhr fügte er hinzu: Zwölf Uhr drei.
Die Dorfstraßen waren bilderbuchmäßig sauber, der Verkehr schwach. Mac fuhr durch das Dorf hindurch und im Kreis herum, während er verschiedene Punkte auf seinem Kassettenrecorder festhielt. Er konnte eine uralte Maya-Ruine im Dschungel mit Hilfe einer Karte finden, die auf eine zerknüllte Papierserviette gekritzelt war, hatte jedoch die Angewohnheit, Ortsbeschreibungen der prosaischeren Art einfach zu vergessen. Bank, Post, Supermarkt – ah, und die Pizzeria, na, wer sagt’s denn!
Er fand ohne Schwierigkeiten einen Parkplatz, der nur wenige Schritte vom Café Book entfernt war. Das Aussehen des Ladens gefiel ihm auf Anhieb – das fantasievoll dekorierte Schaufenster, der Blick aufs Meer. Er kramte in dem Durcheinander auf dem Beifahrersitz nach seiner Aktentasche, warf den Minirecorder hinein – nur für den Fall – und stieg aus.
Das Innere des Ladens gefiel ihm sogar noch besser. Das heiter anmutende Feuer in dem Steinkamin, der große, mit geschnitzten Monden und Sternen verzierte Tresen aus dunklem Holz. Siebzehntes Jahrhundert, entschied er, und für ein Museum geeignet. Mia Devlin hatte offensichtlich sowohl Geschmack als auch Talent.
Er strebte auf den Tresen zu und auf die kleine, gnomartige Frau, die auf einem hohen Hocker dahinter saß. Eine plötzliche Bewegung und ein Aufleuchten von Farbe erregten seine Aufmerksamkeit. Mia trat zwischen den Bücherregalen hervor und lächelte.
»Guten Tag. Kann ich Ihnen helfen?«
Sein erster klarer Gedanke war: Wow!
»Ich … äh … hmmm. Ich suche Miss Devlin. Mia Devlin.«
»Und Sie haben sie gefunden.« Sie kam auf ihn zu und streckte ihm die Hand hin. »MacAllister Booke?«
»Ja.« Ihre Hand war lang und schmal. Ringe funkelten an ihren Fingern, glitzerten wie Juwelen auf weißer Seide. Er fürchtete sich davor, ihre Hand zu fest zu drücken.
»Willkommen auf Three Sisters. Warum kommen Sie nicht mit ins Obergeschoss hinauf? Ich lade Sie zu einer Tasse Kaffee ein und vielleicht möchten Sie ja auch einen kleinen Lunch. Wir sind sehr stolz auf unser Café.«
»Ich, äh … nun ja, ich hätte wirklich nichts gegen eine Kleinigkeit zu essen einzuwenden. Ich habe nur Gutes über Ihr Café gehört.«
»Perfekt. Ich hoffe, Ihre Überfahrt war ruhig und ereignislos.«
Bis jetzt, dachte er. »Sie war angenehm, danke.« Er folgte ihr die Treppe hinauf. »Ihre Buchhandlung gefällt mir.«
»Mir auch.« Mia blickte über ihre Schulter zurück und bedachte ihn abermals mit einem Lächeln, ließ ihn in den Genuss eines weiteren
Weitere Kostenlose Bücher