Im Licht der Sterne: Roman (German Edition)
wirklich nur für das Essen zuständig.«
»Nun, Herzchen, ich betrachte Sie als meine Party-Koordinatorin. Gehen wir ins Wohnzimmer.«
Der Raum war so klinisch sauber, als ob Staub eine Sünde der Natur wäre. Jedes einzelne Möbelstück war aufeinander abgestimmt. Das Muster des Sofabezugs wiederholte sich in den Volants der Gardinen und in den Tapetenleisten, die kurz unterhalb der Decke verliefen.
Es gab zwei identische Lampen, zwei identische Sessel, zwei identische Beistelltische. Der Teppich passte zu den Übergardinen, die Übergardinen passten zu den drei Kissen.
Das gesamte Holz war ahornbraun, inklusive des Fernsehschranks. Im TV lief gerade ein Programm über Hollywood-Prominenz.
»Ich habe eine Schwäche für solche Shows. Alle diese berühmten Leute. Ich sehe zu gerne, was für Garderobe sie tragen. Setzen Sie sich bitte«, befahl Gladys. »Machen Sie es sich bequem. Ich hole uns eine schöne kalte Cola, dann krempeln wir unsere Ärmel auf und machen uns an die Arbeit.«
Als sie das erste Mal in Gladys Haus war, um das Fest zu besprechen, war Nell einigermaßen verwirrt gewesen. Jeder Raum hatte die Strenge von Kirchengestühl und war so ordentlich arrangiert wie die Ausstellungsräume von Möbelhäusern. Zeitschriften lagen ordentlich gestapelt auf einem Tisch, zusammen mit einem Arrangement aus Seidenblumen in den gleichen Farben wie die Polsterung, nämlich blau und blasslila.
Die Tatsache, dass dieses Haus trotz dieser Einrichtung gemütlich wirkte, sagte allerlei über seine Bewohner aus.
Nell setzte sich, öffnete ihren Ordner. Sie wusste, dass Gladys gleich Tee in blassgrünen Teegläsern servieren würde, die zu ihrem täglichen Geschirr passten, und dass sie ihn auf blaue Untersetzer stellen würde.
Dieses Wissen, dachte sie jetzt, war irgendwie auch beruhigend.
Sie begann, ihre Notizen durchzugehen, dann hatte sie plötzlich das Gefühl, als würde ihr jemand einen Schlag in den Magen versetzen, als sie wahrnahm, was die zwitschernde Stimme der Fernsehmoderatorin sagte.
»Auf der Gala gestern Nacht war alles, was in Hollywood Rang und Namen hat. Evan Remington, Börsenmogul und Staranwalt, sah in seinem Hugo Boss-Smoking genauso sensationell gut aus wie einige seiner berühmten Klienten. Obgleich Remington Gerüchte über eine Romanze zwischen ihm und Natalie Winston dementiert – die in einem perlenbestickten, eng anliegenden Kleid fantastisch aussah –, behaupten eingeweihte Kreise das Gegenteil.
Remington war im vergangenen September Witwer geworden, als seine Frau Helen auf dem Heimweg nach Monterey aller Wahrscheinlichkeit nach die Gewalt über ihren Wagen verloren hat. Die Trümmer ihres Mercedes wurden in den Klippen am Rande des Highway Nr. 1 gefunden. Ihre Leiche konnte traurigerweise nie geborgen werden. Ganz Hollywood begrüßt die Tatsache, dass Evan Remington wieder am gesellschaftlichen Leben teilnimmt nach diesem tragischen Ereignis.«
Nell sprang auf, sie atmete schnell und flach. Evans Gesicht schien den ganzen Bildschirm auszufüllen, jeder einzelne seiner glatten Gesichtszüge, jedes einzelne seiner goldenen Haare. Und seine Augen, blassblau, starrten direkt in ihre.
Sie konnte seine Stimme hören, klar und Furcht erregend ruhig. Glaubst du, dass ich dich nicht sehen kann, Helen? Glaubst du, dass ich dich gehen lasse?
»Ich möchte Sie nicht lange aufhalten, aber ich dachte, dass Sie vielleicht zur Abwechslung mal den Kuchen von jemand anderem probieren möchten. Ich habe diese Käsetorte erst gestern gemacht. Carl hat schon fast die Hälfte davon vertilgt. Ich habe keine Ahnung, wo dieser Mann das alles lässt. Wenn ich auch nur die Hälfte von dem essen würde, was …«
Mit dem Tablett in der Hand blieb Gladys stehen, ihr fröhliches Geplapper wurde abrupt von ehrlicher Betroffenheit abgelöst, als sie Nells Gesicht sah. »Schätzchen, Sie sind so blass. Stimmt was nicht?«
»Es tut mir Leid. Es tut mir Leid, ich fühle mich nicht ganz wohl.« Panik überschwemmte sie, Eiseskälte breitete sich in ihr aus. »Kopfschmerzen. Ich glaube, ich kann nicht weitermachen.«
»Natürlich nicht. Armes Ding. Machen Sie sich keine Sorgen. Ich werde Sie nach Hause fahren und direkt ins Bett stecken.«
»Nein, nein. Ich möchte lieber gehen. Frische Luft wird mir gut tun. Es tut mir so Leid, Mrs. Macey.« Nell raffte ihre Unterlagen zusammen, begann fast zu weinen, als sie ihr aus den zitternden Händen fielen. »Ich rufe Sie an. Wir machen einen neuen
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